Erixx: Akku statt Diesel
In Kiel hat das Nahverkehrsunternehmen erixx mit der Ausbildung seiner Lokführer auf den neuen Akku-Triebwagen begonnen. Sie sollen die alten Diesellocks ersetzen und für mehr Zuverlässigkeit sorgen. Mit Zugausfällen muss dennoch gerechnet werden.
Eigentlich sollten sie bei uns in Schleswig-Holstein schon längst rollen: Die neuen Züge vom Typ Stadler FLIRT Akku. Das private Bahnunternehmen erixx will sie auf den vielen noch nicht elektrifizierten Strecken im Land einsetzen. Die modernen Akku-Züge sollen helfen, die Klimaziele zu erreichen. Bis 2040 möchte die Bahn in ganz Deutschland klimaneutral werden. Der Schienenverkehr in Schleswig Holstein soll es bereits bis 2030 sein.
Jetzt hat der Hersteller die ersten Triebwagen geliefert - und erixx kann die ersten Fahrschüler zum vorläufigen Stadler-Betriebswerk in der Nähe des Kieler Hauptbahnhofes schicken. "Wir bilden gerade unsere Triebwagenführer auf dem neuen Akkuzug aus, das hat im Juli gestartet und wird im September beendet sein. Dann sind alle unsere Triebwagenführer ausgebildet", sagte Nicolai Volkmann, erixx Holstein-Geschäftsführer. Drei Monate lang werden täglich jeweils acht Bestandslokführer ausgebildet.
Aufladen über die Oberleitung
Auf dem Firmengelände üben Bestandslokführer das Anfahren, Bremsen sowie das Koppeln von Triebwagen. Auch die Behebung von Störungen steht auf dem Programm. Damit die Züge auch längere Abschnitte meistern, können die Akkus im Start- und Ziel-Bahnhof und an sogenannten Ladeinseln in Bahnhöfen unterwegs geladen werden. Ein Stromabnehmer auf dem Triebwagen fährt dann nach oben. Der Vorteil der Akkuzüge: Es müssen deutlich weniger Kilometer über den Schienen mit Oberleitungen versehen werden. Auch das Bremsen generiert Energie für den Akku. Mit einer Aufladung schafft der Zug mindestens 80 Kilometer, mit maximal 160 km/h. In 15 Minuten soll ein Triebwagen voll aufgeladen sein.
Weiterhin zahlreiche Zugausfälle auf der Strecke Kiel - Lübeck
Seit der Streckenübernahme im Dezember 2022 kämpft das Unternehmen erixx Holstein mit Zugausfällen im gesamten Netz. Ein Grund ist die geringe Personaldecke, ein anderer technische Probleme mit veralteten Zügen, sagt erixx. Die neuen Triebwagen könnten da helfen, zumindest was die technischen Probleme betrifft. Doch verzögerte sich die Auslieferung um beinahe ein Jahr. Bis Ende September sind außerdem weitere Zugausfälle auf der Strecke Kiel - Lübeck angekündigt. Die Lokführer sollen auf den neuen Fahrzeugen fit gemacht werden und fehlen nun dafür im regulären Fahrplan.
Strom statt Diesel: Das ist die neue Fahrtrichtung
Im Oktober sollen die ersten neuen Akkutriebwagen im regulären Betrieb auf die Schiene kommen. Bis Februar 2024 sollen alle 26 für erixx Holstein bestellten Fahrzeuge geliefert sein. Insgesamt hat der Verkehrsverbund NAH.SH 55 Triebwagen bestellt. In den kommenden Monaten sollen also die alten Dieselloks nach und nach ins Depot fahren und auch dort bleiben.
Vertragskrise bereits im Mai ausgerufen
Der Personalmangel im Bahnverkehr trifft bei weitem nicht nur erixx. Es handelt sich um ein bundesweites Problem. Dennoch hat Schleswig-Holstein inzwischen eine sogenannte Vertragskrise ausgerufen. Höhere Strafzahlungen und offenbar auch Eingriffe in das Management können für das Unternehmen die Folge sein. Erixx verspricht Verbesserungen. Durch intensives Recruiting habe man das Problem inzwischen abstellen können, sagte Volkmann: "So dass wir denken, nur noch eine geringe Anzahl an Zugausfällen zu haben, die natürlich auch im Normalbetrieb vorkommen können, wenn es zum Beispiel plötzliche Erkrankungen gibt."
Der neue Zugtyp soll am 16. September beim Tag der Schiene im Kieler Hauptbahnhof erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Bei der Gelegenheit wolle erixx auch gleich für den Beruf des Triebfahrzeugführers werben, so Volkmann. Dort sei auch jeder eingeladen, sich den Zug, der den Nahverkehr in Schleswig-Holstein antriebstechnisch revolutionieren soll, anzusehen.