Warum Eltern in Bad Oldesloe Kita-Kinder selbst betreuen
Eltern, die im Schichtdienst arbeiten, haben es bei der Kinderbetreuung nicht leicht. Denn aktuell fällt in vielen Kitas die Betreuung in den Randzeiten weg. Eine Mutter aus Bad Oldesloe will das nun ändern.
Zwei Mütter und ihre Kinder lernen sich in einem Zimmer des Oldesloer Familienzentrums kennen. Lynn-Sue Abisur schiebt ein Spielzeugauto zu Miley herüber. Die Sechsjährige ist die Tochter von Mieke Adels, die wiederum Bauklötze mit dem drei Jahre alten Sohn von Abisur spielt. Er heißt Spencer und ist drei Jahre alt. Auch die beiden Kinder sollen eine Beziehung zueinander aufbauen. Die Idee: Wenn die Kita geschlossen ist, unterstützen sich Eltern gegenseitig, passen auch mal auf andere Kinder auf. Daraus soll ein richtiges Elternnetzwerk in Bad Oldesloe werden. Das klappt aber nur, wenn zwischen den Familien die Chemie stimmt.
Schichtdienst und Kinderbetreuung
Lynn-Sue Abisur hat das Netzwerk gegründet. Denn viele Eltern arbeiten im Schichtdienst. Das passt nicht zu normalen Kita-Öffnungszeiten. Auch Abisur und ihr Mann trifft das Problem: "Ich arbeite oft in Nachtschicht in der Pflege und der Papa muss nachts um drei Uhr zum Winterdienst. Wir können unseren Spencer nicht alleine zu Hause lassen. Wer soll ihn von der Kita abholen, ihm Essen geben oder ins Bett bringen?", fragt sie. Wer keine Großeltern oder gute Freunde in der Nähe habe, sei auf sich allein gestellt. "Ich hatte verschiedene Kitas angerufen, die auch nachts betreuen, die sind aber teuer und ausgebucht. Ich habe auch fast alle Tagesmütter in Oldesloe angerufen, aber die schließen einfach immer zu früh", sagt Abisur.
Elternnetzwerk wächst
Zwanzig Eltern wollen bisher beim Netzwerk mitmachen. Kennenlernen können sie sich in den Räumen des Familienzentrums in Bad Oldesloe, das zur dortigen evangelischen Kirchengemeinde gehört. Deren Leiterin Iris Hoffmeyer unterstützt das Projekt. "Ich glaube, wenn die ersten Eltern zufrieden sind und es weitersagen und das in ihren Bekanntenkreis tragen, dann wird sich die Idee verbreiten. Aber im Moment fehlen uns die, die es in die Welt tragen", gibt Hoffmeyer zu. Das Netzwerk aufzubauen ist nicht einfach. Es braucht viel Zeit bis Eltern und Kinder sich ausreichend kennengelernt haben, um zum Beispiel den Nachwuchs ins Bett zu bringen. Und dann soll ja ein Netzwerk, also gleich mehrere Kontakte aufgebaut werden.
Ob es klappt, entscheiden die Kinder
Das erste Treffen der beiden Müttern und ihrer Kinder hat heute gut geklappt, meinen zumindest die Mütter. "Ich denke, das könnte auf jeden Fall funktionieren. Die Kinder brauchen auf jeden Fall etwas länger, um warm zu werden", erklärt Mieke Adels. Sie ist alleinerziehend, auch deshalb benötigt sie selbst Unterstützung, trotz Kita. Dann kann Abisur einspringen. Aber am Ende entscheiden nicht die Eltern, sondern die Kinder müssen sich verstehen, damit es klappt mit dem Elternnetzwerk in Bad Oldesloe.