Landesweite Probleme in Kitas durch neues Gesetz

Stand: 29.01.2024 12:16 Uhr

Eigentlich sollte das Kita-Qualitätsgesetz alles besser machen. Zum Beispiel durch striktere Vorgaben beim Betreuungsschlüssel. Doch die Realität sieht anders aus.

von Hauke von Hallern

Probleme haben nach Einschätzung von Experten vor allem kleinere Kindergärten, die nur wenige Erzieherinnen und Erzieher haben. Fällt dort eine Kraft aus, muss die Einrichtung schnell schließen. Außerdem kämpft das Personal mit Bürokratie und Überstunden: "Ich bin körperlich an meinen Grenzen, mehr geht einfach nicht und ich würde gerne die Qualität, die wir haben, halten", erzählt Susanne Braun. Die Leiterin der Kita Streifenentenclub in Norderstedt (Kreis Segeberg) muss vor allem Verwaltungs- und Dokumentationsarbeit leisten. So wolle es das Kita-Qualitätsgesetz, kritisiert sie: "Ich muss jetzt demnächst eine Aufstellung über die Fortbildungen aller 28 Mitarbeiterinnen abgeben - drei Jahre rückwirkend und wir machen viele Fortbildungen." Über ein Jahr rückwirkend müsse sie Dienstpläne dokumentieren können.

Weniger Betreuung zu den Randzeiten

Eine Betreuerin sitzt in einem Kindergarten mit Kindern an einem Tisch © NDR Foto: NDR Screenshot
Kita-Leiterin Susanne Braun kritisiert das Kita-Qualitätsgesetz.

Sorgen macht Braun auch der Betreuungsschlüssel. Er gibt vor, wie viele Kinder auf eine Erzieherin kommen. Wird er nicht eingehalten, müssen Kitas Strafe zahlen. "Deshalb machen viele lieber früher zu - vor allem in den Randzeiten", berichtet Braun. Im Streifenentenclub gibt es das Problem noch nicht. "Wir sind aber nah dran. Ich informiere meine Elternvertreter schon, dass sie das im Auge haben, weil es kommt näher - der Einschlag kommt näher." Es sei sehr schwer, bei dem Fachkräftemangel den Betreuungsschlüssel zu halten.

Probleme gibt es landesweit

Probleme gibt es laut Vereinigung der Kitaleitungen SH nicht nur in Norderstedt im Streifenentenclub, sondern in ganz Schleswig-Holstein. Viele Fachkräfte müssen Überstunden leisten und haben weniger Zeit für die Betreuung der Kinder und für Gespräche mit den Eltern, meint die Vorsitzende Christina Künne. Kritik kommt auch von der Landeselternvertretung der Kitas in Schleswig Holstein: "Es mussten Eltern schon den Wohnort wechseln, in einen anderen Kreis ziehen, weil sie keine Betreuung haben konnten. Die sind wirklich vom Kreis Stormarn nach Ostholstein gezogen", erklärt die Co-Vorsitzende Izabela Böhm. Eine Lehrerin habe ihren Job aufgeben müssen, weil der Kindergarten es nicht mehr leisten konnte, bis 17 Uhr geöffnet zu bleiben. "Die Lehrerin arbeitete nun mal länger, weil sie eine Leitungsfunktion hatte", so Böhm.

Land verspricht nachzubessern

Im Sozialministerium steht das Kita-Qualitätsgesetz gerade auf dem Prüfstand: Ministerin Aminata Touré (Grüne) teilte auf NDR Anfrage mit:

"Wir stehen kurz vor Abschluss des jahrelangen und aufwendigen Evaluationsprozesses des Kita-Systems. Der Abschlussbericht wird am 14. Februar vorgestellt. Dann werde ich (...) darstellen, was in unserem Kita-System gut läuft und was verbessert werden muss. Wir werden das neue Kita-System mit allen Beteiligten zu Ende stricken, das dann ab 2025 gelten wird."

"Es kann doch nicht sein, dass wir durch die neuen Bedingungen sozusagen eine Qualitätssenkung haben, wo wir ein hohes Niveau hatten", kritisiert Susanne Braun. Für Leitung, Erzieherinnen und Eltern im Streifenentenclub Norderstedt heißt es: erstmal weiter durchhalten.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 29.01.2024 | 06:00 Uhr

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