Stand: 03.09.2019 14:21 Uhr

Industriemechaniker: Vom Einzelteil zur Maschine

Fünf Autoren begleiten fünf Auszubildende in fünf Branchen - über Wochen, Monate und Jahre: In einer langfristig angelegten Serie berichtet NDR Schleswig-Holstein über junge Menschen, die ins Berufsleben starten. Wie lief das erste Jahr der Ausbildung? War die Berufswahl die richtige oder wird die Entscheidung bereut? Stellt sich Ernüchterung ein oder wächst die Begeisterung? Nach dem ersten Jahr ziehen die Auszubildenden im dritten Teil der Serie Bilanz.

von Thorsten Philipps

Niklas Hohmann hat seinen schwarzen Blaumann an und schraubt die letzte beige Metallschiene im großen Röntgengerät an. "Es muss alles im richtigen Winkel und genau nach Zeichnung angebracht sein", erklärt Niklas Hohmann mit angestrengter Miene. Dann testet der 18-Jährige in dem drei Meter hohen und drei Meter breiten Schrank die neue Maschine. Es klappt, das Gussteil wird dreidimensional auf Risse gescannt. "Es macht immer mehr Spaß, weil immer mehr gelingt", freut sich der Auszubildende von Visiconsult, der zum ersten Mal eine Röntgenmaschine fast ganz alleine gebaut hat. Sein Ausbilder Christian Brinkmeyer ist begeistert: "Niklas ist schon überdurchschnittlich begabt. Er macht Riesenfortschritte und hat einfach ein Händchen."

Alles läuft wie geschmiert

Im August 2018 startete der Lübecker seine Ausbildung als Industriemechaniker. Früher feilte der 18-Jährige nur die Teile für die anderen, jetzt fräst und dreht er auch größere Metallstücke und baut sie dann zusammen. "Man braucht für jedes Metall eine spezielle Bohrmethode und Ausrichtung. Damit weder das Bauteil noch der Bohrer kaputtgehen", erklärt der 33-jährige Ausbilder und fügt an: "So eine große Präzisionsmaschine kann beim Fräsen oder Drehen auch mal kaputtgehen, wenn der Azubi nicht aufpasst", erzählt Brinkmeyer von den täglichen Herausforderungen. Die habe Niklas bisher immer gemeistert. Ihm sei bisher so ein Missgeschick noch nie passiert, freut sich Brinkmeyer.

Gute Arbeitsatmosphäre

In der Fertigungshalle von Visiconsult in Stockelsdorf (Kreis Ostholstein) läuft das Radio. "Es herrscht eine kollegiale Stimmung mit freundlichem Ton zwischen den Mitarbeitern", beschreibt Niklas Hohmann die Atmosphäre im Betrieb. Das sei ihm von Anfang an wichtig gewesen. "Seine Sichtweise auf die Arbeit hat sich geändert. Heute räumt er wie selbstverständlich nach der Fertigung seinen Arbeitsplatz auf, hilft den Kollegen wenn nötig und geht nicht einfach nach Hause", beschreibt Christian Brinkmeyer die Entwicklung seines Azubis. "Ich bin definitiv reifer geworden", sagt Hohmann, der bald 19 Jahre alt wird.

Weitere Informationen
Azubi Niklas und Kollege beim Drechseln  Foto: Hauke von Hallern

Azubi-Serie: Feilen, Bohren, Sägen - das klappt ganz gut

Niklas Hohmann absolviert eine Ausbildung als Industriemechaniker. Da ist höchste Präzision und handwerkliches Geschick gefragt. Das erste halbe Jahr ist geschafft. Zeit für eine Zwischenbilanz. mehr

Erste Baugruppe alleine gemacht

Nach einem dreiviertel Jahr hat er seine erste große Anlage fast alleine fertig gebaut - zu "80 Prozent", sagt er. Ab und zu kam er mit der Zeichnung, nach der er bauen musste, nicht klar. Dann bekam er Hilfe von seinem Ausbilder. Vier Wochen dauerte es, die ganzen Teile in einem Kasten so zu verbauen, dass die dreidimensionale Röntgenanlage funktioniert. "Da fühlte ich mich natürlich gut, stolz und glücklich, dass die Anlage so arbeitet, wie der Kunde es will", freut sich der 18-Jährige. Diese Standard-Kabine zum Röntgen von Alu Gussteile wird er nun immer wieder mal bauen.

Von der Hand- zur Computerfräse

Jetzt fräst Niklas Hohmann auch mit einer CNC-Präzisionsmaschine. Die funktioniert automatisch über ein Computerprogramm, das er mit den wichtigsten Parametern füttert. Das kann er inzwischen, weil er sich so viel Hintergrundwissen darüber angeeignet hat, wie das Metall - je nach unterschiedlicher Dichte - auf den Fräskopf reagiert. Die Maschine bohrt auf den tausendsten Millimeter genau. Christian Brinkmeyer hilft, wenn es mal hakt. Das werde immer seltener - auch die Zeichnungen verstehe er immer besser, betont er. "Er traut sich auch viel mehr zu, weil er mehr Erfahrung gesammelt hat, und dadurch arbeitet er selbstständiger."

Zwischenprüfung im Blick

Im März 2020 wartet eine echte Hürde auf dem Weg zum Gesellenbrief als Industriemechaniker. Dann ist die Zwischenprüfung: schriftlich und praktisch - eine neue Herausforderung für Niklas Hohmann. Da weiß ich noch nicht, was auf mich zukommt, aber das schaffe ich schon", flüstert der 18- Jährige mit vorgehaltener Hand und lacht.

Weitere Informationen
Niklae Hohmann arbeitet an einer Metallsäge. © NDR Foto: Hauke von Hallern

Vom Bastler zum angehenden Industriemechaniker

Niklas Hohmann tüftelt und bastelt schon seit Kindestagen gern. Für den 17-Jährigen war schnell klar, dass er etwas Handwerkliches lernen will - nun macht er eine Ausbildung als Industriemechaniker. mehr

Die fünf Auszubildenen Mohammad Berri, Sarah Kragge, Kevin Meier, Evje Wieck und Niklas Hohmann. © NDR Foto: Hauke von Hallern/Kai Salander/Robert Tschuschke/Cassandra Arden/Lisa Pandelaki

"Meine Ausbildung in SH": Die ersten Monate

In einer langfristig angelegten Serie begleiten wir fünf Auszubildende, die völlig unterschiedliche Vorstellungen von ihrer beruflichen Zukunft haben. Hier ziehen sie eine erste Bilanz. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Moin! Schleswig-Holstein – Von Binnenland und Waterkant | 30.08.2019 | 20:20 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Lehrstellen

Handwerk

Nachrichten aus Schleswig-Holstein

Polizisten gehen über den Weihnachtsmarkt in der Kieler Innenstadt. © Axel Heimken/dpa

Landespolizei erhöht Präsenz auf Weihnachtsmärkten

Damit reagiert das Innenministerium auf den Anschlag auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt. mehr

Videos