Vom Bastler zum angehenden Industriemechaniker
Fünf Autoren begleiten fünf Auszubildende in fünf Branchen - über Wochen, Monate und Jahre: In einer langfristig angelegten Serie berichtet der NDR Schleswig-Holstein über junge Menschen im nördlichsten Bundesland, die ins Berufsleben starten. Wie läuft der Übergang von der Schule in den Berufsalltag? Welche Schwierigkeiten gibt es - und wer bleibt trotzdem bei der Stange? Wessen Träume erfüllen sich voll und ganz? Greift jemand bei der Berufswahl völlig ins Klo? Zum Auftakt der Serie stellen wir Tag für Tag die Protagonisten vor. Alle stehen ganz am Anfang ihrer Ausbildung.
von Hauke von Hallern
Hochkonzentriert zieht Niklas Hohmann seine Feile über einen faustgroßen Metallklotz. Der angehende Industriemechaniker bearbeitet die Kanten. Rund sollen sie sein und möglichst gleichmäßig. "Klingt einfach, ist aber eine echte Herausforderung", gesteht er. Der 17-Jährige absolviert seit Anfang August eine Ausbildung als Industriemechaniker bei der Firma Visiconsult in Stockelsdorf (Kreis Ostholstein). Das wichtigste beim Feilen sei es, immer konzentriert zu bleiben. Jeder Hieb müsse sorgfältig ausgeführt werden: "Es gibt Tage, an denen man die Feile hasst, es gibt Tage, an denen man sie liebt", gesteht der Lübecker. Vormittags lernt der Azubi die Grundfertigkeiten seines Berufes: Feilen, Fräsen, Bohren, Drehen, Sägen, Körnen. Am Nachmittag unterstützt er das Team in der Werkstatt. Visiconsult fertigt Röntgenanlagen für die Industrie. Mit den Geräten werden Fertigungsteile auf Einschlüsse oder Risse untersucht.
Begeisterung für Technik
Kritisch begutachtet Mechaniker Mario Rost das Werkstück. Der Abteilungsleiter ist zufrieden. "Die Kanten sind schön gleichmäßig geworden, sorgfältige Arbeit", lobt der 38-Jährige. In den ersten Wochen habe sich der Lehrling gut geschlagen, resümiert Rost und ergänzt: "Er fragt viel, und wenn wir uns über Fachthemen unterhalten, sehe ich ein Strahlen in seinen Augen." Niklas Hohmann darf seine Feile für heute beiseitelegen und beim Zusammensetzen der Röntgenanlagen helfen. Der 17-Jährige schraubt eine Halterung für die Röntgenquelle in die Kabine. "Die Technik, die in diesen Geräten steckt, fasziniert mich", sagt der angehende Industriemechaniker. Eingesetzt werden die Anlagen unter anderem in der Automobilindustrie. "Die Röntgenanalyse sorgt dafür, dass die Alu-Gussteile, aus denen die Autos zusammengesetzt werden, fehlerfrei sind", erklärt der Azubi.
Beruf mit Abwechslung
Seit dem Sommer hat Niklas Hohmann seine Mittlere Reife. Schnell entschied er sich für eine Ausbildung als Industriemechaniker. "Ich habe auch ein Praktikum in einer Autowerkstatt gemacht, aber das hat mich nicht gepackt", meint der Lübecker. An seiner Ausbildung schätzt er vor allem die Vielseitigkeit: "Feilen, Fräsen, Bohren, Drehen, Sägen, das bietet Abwechslung. Außerdem interessiert mich das Produkt. Die Röntgenanlagen sind schon etwas Besonderes", meint er. Dass Niklas Hohmann etwas Handwerkliches lernen möchte, war für ihn schon als Kind klar. "Mit zehn saß ich das erste Mal hinten bei meinem Onkel auf dem Motorrad, mit zwölf besaß ich dann meine erste eigene Maschine", erzählt er. Mit dem Motorrad kurvte der Teenager über den Hof seines Onkels. Spaß machte ihm aber vor allem auch das Schrauben in der Werkstatt: "Es ist für mich ein tolles Gefühl, wenn ich etwas mit meinen eigenen Händen zusammensetze und wieder funktionstüchtig mache."
Freie Auswahl auf dem Ausbildungsmarkt
Nach seinem mittleren Schulabschluss befand sich der 17-Jährige in einer komfortablen Situation, weil er sich einen Ausbildungsbetrieb aussuchen konnte. Drei Betriebe hatten ihn zum Probearbeiten eingeladen. Die Entscheidung fiel schnell auf das Stockelsdorfer Unternehmen. "Bei Visiconsult war die Stimmung einfach am besten. Kein rauer Ton, der Umgang locker, einmal im Monat geht das Team zusammen essen und viele Kollegen verstehen sich auch privat", nennt der Azubi Gründe. Dreieinhalb Jahre dauert seine Ausbildung, zweimal die Woche lernt Niklas Hohmann in der Berufsschule. Nach seinen Lehrjahren hofft er auf eine Übernahme. "Im Moment könnte ich mir das sehr gut vorstellen", sagt der 17-Jährige.