Azubi-Serie: Feilen, Bohren, Sägen - das klappt ganz gut
Fünf Autoren begleiten fünf Auszubildende in fünf Branchen - über Wochen, Monate und Jahre: In einer langfristig angelegten Serie berichtet NDR Schleswig-Holstein über junge Menschen, die ins Berufsleben starten. Wie liefen die ersten Monate der Ausbildung? War die Berufswahl die richtige oder wird die Entscheidung bereut? Stellt sich Ernüchterung ein oder wächst die Begeisterung? Nach dem ersten halben Jahr ziehen die Auszubildenden im zweiten Teil der Serie eine erste Zwischenbilanz.
von Hauke von Hallern
Niklas Hohmann spannt einen fingerdicken Metallklotz in eine Drehmaschine. Er schiebt die Vorrichtung zurecht und tippt Parameter in eine Tastatur. "Das braucht viel Konzentration. Es kommt schließlich auf hundertstel Millimeter an", erklärt der 18-Jährige. Hohmann absolviert seit Anfang August eine Ausbildung als Industriemechaniker bei der Firma Visiconsult in Stockelsdorf (Kreis Ostholstein). Das Unternehmen fertigt Röntgenanlagen für die Industrie. Mit den Geräten werden Fertigungsteile auf Einschlüsse oder Risse untersucht. Die Bilanz nach einem halben Jahr in der Ausbildung fällt bei dem Lübecker positiv aus. "Ich bin nach wie vor mit viel Spaß dabei", freut er sich. Vormittags lernt der Azubi die Grundfertigkeiten seines Berufes. "Feilen, Bohren und Sägen klappen inzwischen gut. Gerade arbeite ich am Drehen. Da ist absolute Perfektion gefragt", berichtet Niklas und startet die Drehmaschine per Knopfdruck.
Ausbilder ist zufrieden
Der gute Eindruck von Kollegen und Unternehmen hat sich für den Auszubildenden bestätigt. "Die Arbeit ist entspannter geworden. Inzwischen kenne ich die Kollegen, die Abläufe, den Alltag. Manchmal ist auch schon ein bisschen Routine dabei", freut sich der 18-Jährige, der im Sommer seine Mittlere Reife absolviert hat. Ans Hinschmeißen hat Niklas nie gedacht. "Das handwerkliche Arbeiten mit Metall und der Umgang mit komplizierter Technik macht mir Spaß." Auch Ausbilder Marcel Seling ist zufrieden: "Niklas ist sehr selbstständig. Bevor er andere fragt, versucht er die Probleme selbst in den Griff zu bekommen. Das ist eine gute Einstellung", lobt der 26-Jährige. Arbeiten müsse er weiter an seinen Grundfertigkeiten. Das sei aber normal und ein ständiger Lernprozess, so Seling.
Technische Zeichnungen sind Herausforderung
Die Bauteile, die der Auszubildende fertigt, wandern später in die Recycling-Tonne. "Das sind alles Übungsteile", stellt der Ausbilder klar. Das erste selbst gefertigte Stück in die Anlagen einbauen zu dürfen, ist ein großes Ziel für den Auszubildenden: "Das wird bestimmt ein tolles Gefühl", glaubt Niklas. Gerade diskutiert er mit seinem Ausbilder über eine technische Zeichnung. Sie zeigt in Symbolen und Schrift, wie genau ein Bauteil hergestellt werden muss und welche Funktionen und Eigenschaften es braucht. "Die Zeichnungen richtig zu verstehen, ist manchmal schon eine kleine Herausforderung", gesteht der Auszubildende. "Am Anfang ist das ganz normal", beruhigt ihn Seling.
Schrauben an komplizierter Technik
Am Nachmittag darf Niklas beim Zusammensetzen der Röntgenanlagen helfen. Das macht ihm am meisten Spaß. "Früher habe ich es geliebt, an meinem Motorrad zu schrauben. Jetzt arbeite ich an viel komplizierteren Geräten. Das motiviert", erzählt der Lübecker stolz und schraubt ein viereckiges Stück aus Kunststoff an die Röntgenanlage. "Das ist ein Staubschutz", erklärt er.
Der Umgang mit den Kollegen ist locker. Humor sei ihm besonders wichtig. "Das sorgt einfach für gute Laune bei der Arbeit". Auch unter den Azubikollegen sei die Stimmung gut. Insgesamt dauert die Ausbildung dreieinhalb Jahre. Zweimal die Woche lernt Niklas in der Berufsschule. Für die Zeit danach hofft er weiter auf eine Übernahme.