Sozialämter in SH schulden Pflegeeinrichtungen Millionen
Die Sozialämter in Schleswig-Holstein zahlen ihre Rechnungen wohl nicht, zahlreiche Einrichtungen warten auf Geld. Das geht aus einer Umfrage des Bundesverbandes privater Anbieter sozialer Dienste hervor.
Ein Platz im Pflegeheim in Schleswig-Holstein kostet in der Regel mehrere 1.000 Euro pro Monat und viele Menschen können sich das nicht leisten. Für sie übernimmt dann das Sozialamt die Kosten. Doch viele Pflegeeinrichtungen in Schleswig-Holstein warten laut einer Branchen-Umfrage auf die Zahlungen der Sozialämter. Das betreffe zwei Drittel aller stationären Pflegeeinrichtungen und ein Drittel der ambulanten Pflegedienste, teilte der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste bpa am Freitag mit.
Schätzungsweise 20 Millionen Euro fehlen
Demnach warten aktuell 130 Einrichtungen darauf, dass die zuständigen Sozialämter offene Rechnungen begleichen. Insgesamt geht es dabei um 1,9 Millionen Euro. Hochgerechnet auf alle Pflegeeinrichtungen in Schleswig-Holstein summieren sich die Schulden der Sozialämter nach Schätzungen des Verbandes auf 20 Millionen Euro.
"Die Sozialhilfeträger bezahlen ihre Rechnungen nicht und gefährden damit die wirtschaftliche Basis einzelner Pflegeeinrichtungen. Das kann so nicht weitergehen", kritisierte der schleswig-holsteinische bpa-Landesvorsitzende Mathias Steinbuck. "Wir hören als Ausreden immer wieder den Personalmangel in den Ämtern oder einen angeblich hohen Prüfaufwand."
Einigen Pflegeeinrichtungen droht die Insolvenz
Ein Beispiel sind die Pflegeheime Riedel GmbH mit Einrichtungen in Bad Oldesloe und Rümpel - Geschäftsführer Daniel Schöneberg sagte NDR Schleswig-Holstein, dass vom Sozialamt noch ein sechsstelliger Betrag aussteht.
"Aus meiner Sicht wird es auch böse enden. Also entweder mit Insolvenzen von Pflegeheimen, von denen es inzwischen auch schon viele gibt", sagte Schöneberg. Er habe sogar schon Kündigungen schreiben müssen. "Und ich muss auch in Zukunft weitere Kündigungen schreiben und es ist keine Besserung in Sicht."
Auch der schleswig-holsteinische bpa-Landesvorsitzende Mathias Steinbuck warnt: "Wenn sich die Zahlungsmoral der Ämter nicht massiv ändere, bedrohe das die wirtschaftliche Stabilität der pflegerischen Versorgung in Schleswig-Holstein." Die Pflegeeinrichtungen zahlen von dem Geld unter anderem Gehälter, Mieten, Steuern und Sozialabgaben.