Mehrere Segelboote vor der "Passat" in der Lübecker Bucht © Travemünder Woche Foto: Christian Beeck
Mehrere Segelboote vor der "Passat" in der Lübecker Bucht © Travemünder Woche Foto: Christian Beeck
Mehrere Segelboote vor der "Passat" in der Lübecker Bucht © Travemünder Woche Foto: Christian Beeck
AUDIO: Bilanz zum Ende der Travemünder Woche 2024 (1 Min)

Travemünder Woche 2024: Auf dem Wasser top, an Land durchwachsen

Stand: 28.07.2024 16:19 Uhr

Fast 90 Prozent der geplanten Regatten konnten die Veranstalter der 135. Travemünder Woche (TW) durchführen - so viele wie schon lange nicht mehr. An Land dagegen gab es neben guter Stimmung auch einige Ärgernisse und Sorgen.

von Antje Kasemeyer

Es lag am Wetter. Das erste TW-Wochenende war selten so heiß. Bei über 30 Grad strömten die Menschen auch in Lübeck-Travemünde ans Meer, fanden in der Ostsee und bei frischer Brise die erhoffte Abkühlung. Strände und Promenaden waren voll, es wurde gefeiert, gegessen, getrunken und getanzt. Gestaunt wurde auch, denn das Riesenrad "White Wheel" war vom Strand verschwunden. Obwohl alle Genehmigungen und statische Untersuchungen vorlagen, erhielt der Betreiber kurz vor dem Aufbau keine Erlaubnis, die Strandpromenade zu queren.

Gäste gaben insgesamt weniger Geld aus

Zwei Segler in einem Boot © Travemünder Woche Foto: Christian Beeck
Anfangs herrschte in Travemünde Flaute. Doch dann ließ der Wind die Seglerinnen und Segler doch nicht im Stich: Die Wettbewerbe konnten stattfinden, zur Freude von Nick Heuwinkel und Jesper Spehr.

Das Material des "White Wheel" wiegt insgesamt 56 Tonnen, der Strandweg könne aber nur 30 Tonnen Gewicht aushalten, erklärte die Verwaltung der Hansestadt und sorgte damit für Erstaunen. Zum einen, weil die Last auf vier Achsen des Lkw verteilt war, zum anderen stand das gleiche Riesenrad auch schon im vergangenen Jahr am Strand. Ein für die Betreiber ärgerlicher Schönheitsfehler, denn im Brügmanngarten drehte sich das Rad seltener und dort klingelten die Kassen nicht so gut. Dies galt insgesamt auf der Festivalmeile. Für deren Chef, Uwe Bergmann, war deutlich zu spüren, dass die Menschen sparsamer mit ihrem Geld umgingen und die Standbetreiber so weit mehr Gäste für einen guten Umsatz gebraucht hätten.

Segelwettbewerbe mit neuem Rekord

Mehrere "Formula 18" Segelboote vor Travemünde © Travemünder Woche Foto: Christian Beeck
Der Wind stand offenbar günstig für die Formula 18 auf der Travemünder Woche. Die Brüder Sach brachten einen Rekord.

Der Wind als Spaßfaktor brachte die Segelwoche in Fahrt. 1.500 Aktive aus 27 Nationen meldeten rekordverdächtige 800 Boote an. In 22 Wettbewerben wurden zehn internationale Meisterschaften ausgetragen. Besonders auffällig war natürlich die Riesenflotte der "Optimisten", mit denen 240 Nachwuchssegler aus Spaß und um den Titel segelten. Kein Wunder, dass der sportliche Leiter der TW, Jens Kath, den Opti "optimal" fand. Mit der Kieler Crew Nick Heuwinkel und Jesper Spehr im Starboot, Stephan Schubert und Anke Delius vom SC Kellenhusen im Hobie 16 sowie den Brüdern Helge und Christian Sach aus Zarnekau in Holstein (Kreis Ostholstein) im Formula 18 Katamaran gab es drei Titelträger aus Schleswig-Holstein, wobei die Sach-Brüder mit dem 22. TW-Erfolg sogar einen neuen Rekord aufstellten.

Rücksichtslose Wildparker

Eigentlich ist immer nur das Wetter schuld: Wenn es durchwachsen ist, dann reichen die etwas mehr als 3.500 Parkplätze im Ostseebad, sind Bus und Bahnen ein bequemes Verkehrsmittel. Doch wenn das Wetter mit Sonne satt lockt, dann beginnen die Probleme, so wie am ersten TW-Wochenende, an dem schon 180.000 Gäste gezählt wurden. Zeitweise ging da kaum noch was. Rücksichtslose Wild-Parker hatten strandnahe Wohngebiete und die Hotelroute so zugeparkt, dass Anwohnerinnen und Anwohner ihr Zuhause nicht mehr erreichen konnten und Rettungskräfte keine Gasse fanden. Kaum war eines der 78 abgeschleppten Autos weg, stand schon ein anderes in der Verbotszone.

Travemünde: Besucher flanieren am letzten Tag der Travemünder Woche auf der Uferpromenade. © dpa-Bildfunk Foto: Markus Scholz
Die Uferpromenade auf der Travemünder Woche war in diesem Jahr gut besucht, es war voll in der Stadt. Doch gaben die Besucherinnen und Besucher weniger Geld aus als sonst.

542 Strafzettel wurden allein an den ersten drei Tagen geschrieben. Völlig unverständlich dazu: Das Parkleitsystem zeigte immer wieder viele offene Parkplätze an, doch die Uneinsichtigen wollten möglichst dicht an den Strand. Im kommenden Jahr wird ein neues Parkhaus am Godewind mit 350 Plätzen bereitstehen, doch entschärfen kann dies die Parksituation wohl auch nicht.

Forderung nach neuem Verkehrskonzept

Der Veranstalter rief immer wieder dazu auf, öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen. Schließlich fuhren weitaus mehr Busse und die Bahn hatte die Kapazitäten der Züge verdoppelt, dazu Sonderfahrpläne aufgelegt. Doch der Ansturm war so groß, dass das Gedränge an den Bahnhöfen, Haltestellen und den Zufahrten riesig war. Der Reflex einiger Lokalpolitiker folgte wie in jedem Jahr: Die Stadt soll ein neues Verkehrskonzept auflegen, Ortsteile einfach abriegeln. Dabei verrät ein Blick auf die Straßenkarte schnell, dass die wenigen Ein- und Ausfallstraßen gar nicht so einfach gesperrt werden können. Wie sollen all die Hotelgäste, Einheimischen, Angestellten und Segelaktiven denn kontrolliert werden? Zumindest ein Grill- und Campingverbot in allen Kuranlagen und an den Stränden wurde wegen Müllverschmutzung und Lärmbelästigung schnell umgesetzt.

Was also kann der Travemünder Woche für das Jahr 2025 helfen? Wie immer wohl vor allem das Wetter: Je durchwachsener es ist, desto entspannter geht es zu Lande und zu Wasser zu.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 29.07.2024 | 08:30 Uhr

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