Tag der Arbeit: Tausende Menschen demonstrieren in SH
Der Deutsche Gewerkschaftsbund DGB hatte in 13 Orten zu Aktionen aufgerufen, mehr als 5.000 Menschen beteiligten sich. In Lübeck forderte DGB-Nord-Vorsitzende Laura Pooth unter anderem eine stärkere Tarifbindung.
Unter dem Motto "Ungebrochen Solidarisch" hat der Deutsche Gewerkschaftsbund DGB am 1. Mai zu zahlreichen Demonstrationen auch in Schleswig-Holstein aufgerufen. Nach Angaben der Gewerkschaft gingen insgesamt 5.780 Menschen für bessere Arbeitsbedingungen, höhere Löhne und mehr soziale Gerechtigkeit auf die Straßen.
Pooth: Kein Lohndumping mehr in SH
Auf der Hauptveranstaltung in Lübeck sprach sich die Vorsitzende des DGB-Nord, Laura Pooth, vor allem für eine stärkere Tarifbindung aus. "Dort, wo öffentliche Aufträge bezahlt werden, darf kein Lohndumping passieren. Das Land muss ein Gesetz verabschieden, dass dort, wo öffentliche Gelder fließen, gut bezahlt wird", sagte sie. Im Vergleich zum Bundesdurchschnitt verdienen Beschäftigte in Schleswig-Holstein laut Pooth zwölf Prozent weniger brutto. Nur die Hälfte der Beschäftigten in Schleswig-Holstein arbeite in einem tarifgebundenen Unternehmen. "Dass sich das ändern muss, sieht die schwarz-grüne Koalition in Kiel genauso! Steht im Koalitionsvertrag", sagte Pooth. Bisher sei aber nichts passiert. "Weiterhin wird hier mit Steuergeld Lohndumping finanziert. Das werden wir CDU und Grünen aber nicht durchgehen lassen", so die DGB-Nord-Chefin.
Lindenau: Mit guter Bezahlung gegen Fachkräftemangel
Auch Lübecks Bürgermeister Jan Lindenau (SPD) hat sich an der Veranstaltung beteiligt: "Es geht natürlich auch um gute Bezahlung vor dem Hintergrund der steigenden Inflation", sagte er. "Da geht es darum, deutlich zu machen, dass wir als Kommunen diejenigen sind, die das alles zu organisieren haben." Für kommunale Unternehmen, zum Beispiel Pflegedienste, brauche es Fachkräfte. "Und die hat man nur, wenn man sie auch ordentlich bezahlt und entlohnt", erklärte Lindenau.
2.300 Teilnehmende in Kiel, 500 in Flensburg
An der Veranstaltung in Lübeck nahmen nach Angaben des DGB etwa 850 Menschen teil. "Das ist ein Rekord hier in Lübeck", freute sich Pooth. "Das zeigt, wie stark die Gewerkschaften sind." Am Morgen gab es ein Treffen auf dem Markt am Rathaus, dann zogen die Demonstrierenden zum Holstentor, wo um 11 Uhr die Kundgebung stattfand. Außerdem wird ein Solidaritätsfest gefeiert - und damit auch der zuletzt errungene Tarifabschluss im Öffentlichen Dienst. Der 1. Mai soll jedoch auch neue Mitglieder für den DGB werben, unter anderem mit der DGB-Jugend, die an der Lübecker Kundgebung teilnahm. Insgesamt fanden in 13 Orten in Schleswig-Holstein Demonstrationen, Kundgebungen und Feste statt. Laut DGB kamen mit 2.300 Teilnehmenden die meisten Menschen in Kiel zusammen, in Flensburg waren es 500, 400 in Pinneberg. In Neumünster und Bad Oldesloe (Kreis Stormarn) beteiligten sich jeweils 350 Menschen, in Rendsburg 280.
IG Metall spricht sich für Industriestrompreis aus
Bei einer Kundgebung auf dem Rathausplatz in Kiel sprach sich der Bezirksleiter der IG Metall Küste, Daniel Friedrich, für die Einführung eines Industriestrompreises aus. "Ohne Industrie fehlt uns ein wichtiger Anker für den Wohlstand in unserem Land", sagte Friedrich. "Wenn wir die Industrie nicht aus dem Land treiben wollen, brauchen wir ein Modell in Deutschland, das für den Übergang wettbewerbsfähige Preise für energieintensive Unternehmen wie Stahlwerke oder Raffinerien sichert." Dabei verwies Friedrich auch auf die Ansiedlung des Batteriewerks Northvolt in Heide (Kreis Dithmarschen). Wichtig sei dabei, dass solche staatlichen Unterstützungen auch an Standort- und Beschäftigungssicherung gekoppelt werden. Auch Friedrich forderte zudem eine stärkere Tarifbindung bei der Vergabe von öffentlichen Aufträgen.
Mehr als 20.000 Teilnehmende in SH, MV und Hamburg
Der DGB Nord vertritt Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg. Insgesamt beteiligten sich in den drei Ländern am Montag nach Gewerkschaftsangaben mehr als 20.000 Menschen an den verschiedenen Aktionen.