Ostsee-Sturmflut: Schwere Schäden im Jachthafen in Heiligenhafen
In Heiligenhafen hat die schwere Ostsee-Sturmflut große Schäden angerichtet. Neben dem Naturschutzgebiet Graswarder ist auch der Jachthafen Heiligenhafen betroffen. Viele Eigner haben ihre Boote verloren. Die Aufräumarbeiten laufen.
Ungläubig schaut Michael Haugrund auf sein Motorboot. Das liegt mitten auf der Promenade am Jachthafen in Heiligenhafen. Die Wellen spülten es dorthin, die Bugspitze verfehlte knapp einen Stromkasten. "Es hätte noch schlimmer kommen können und das Boot hätte Feuer gefangen", erklärt Haugrund. Am Freitag war er extra noch einmal am Hafen und befestigte sein Schiff mit neuen Seilen am Steg. "Die Seile haben gehalten, aber der Steg nicht." Die Feuerwehr bringt mit einem Schlauchboot Holzreste an Land. Sie gehören zum Liegeplatz von Haugrunds Motorboot. Es hat durch die Wucht der Sturmflutwellen ein ganzes Stück des Steges herausgerissen. Nach Angaben der Heiligenhafener Verkehrsbetriebe wurden drei weitere hölzerne Stege schwer beschädigt.
Ein Dutzend Boote gesunken
Das Boot von Michael Haugrund hat mehrere Löcher und Schrammen. "Es ist zwar versichert, aber das könnte ein wirtschaftlicher Totalschaden werden. Dann bekomme ich Geld, verliere aber das Boot. Das würde mich traurig machen, weil ich mit meinem Schiff viel in der Ostsee unterwegs war. Da hängen schöne Erinnerungen dran." Haugrund ist nicht der einzige Eigner, der sich Sorgen macht. Laut Heiligenhafener Verkehrsbetriebe sind etwa ein Dutzend Boote schwer beschädigt oder gekentert. Teilweise ragen nur noch die Masten aus dem Wasser. Auch viele Bootsbesitzer, deren Jachten von der Sturmflut verschont blieben, sind am Sonnabend gekommen. Einer erzählt mit Tränen in den Augen von einem 92-jährigen Mann, dessen Segelboot gesunken sei. "Im letzten Jahr hat er seine Frau verloren, dieses Jahr auch noch sein geliebtes Schiff", sagte der Bootseigner.
Strände haben viel Sand verloren
Zwischen fassungslosen Bootsbesitzern und Schaulustigen kurven Radlader. Sie schaffen tonnenweise Seegras von der Promenade. Hier laufen seit dem Morgen die Aufräumarbeiten. Auch Heiligenhafens Bürgermeister Kuno Brandt (parteilos) ist zum Jachthafen gekommen. "Ich will mir einen Überblick über die Schäden machen. Ich war heute schon entlang der Strände unterwegs, da haben die Wellen wirklich große Mengen Sand abgetragen, es sind große Schäden entstanden."
Wie schlimm es das Naturschutzgebiet Graswarder in Heiligenhafen getroffen hat, ist noch unklar. "Da kommen wir im Moment noch nicht hin. Das Wasser muss noch weiter ablaufen. Aber wir gehen davon aus, dass es auch dort immense Schäden gegeben hat", meint Brandt. Der Verwaltungschef hofft, dass das Land die Kommunen mit Geld für die Beseitigung der Schäden unterstützt. "Da die ganze Ostseeküste betroffen ist, schätze ich die Chancen dafür ganz gut ein."
Hoffen auf Reparatur
Michael Haugrund steht noch immer vor seiner Motorjacht mitten auf der Promenade. "Ich warte jetzt, dass ein Kran mein Boot von hier wegschafft, in eine Werft." Haugrunds große Hoffnung ist, dass die Löcher im Boot repariert werden können. "Die Saison ist jetzt zu Ende. Vielleicht habe ich Glück und meine Jacht kann in der Werft über den Winter instand gesetzt werden." Vielleicht geht es dann im kommenden Jahr wieder auf die Ostsee.