Studierende in SH sollen 60 Euro mehr pro Semester zahlen
Das Wissenschaftsministerium plant an den Hochschulen in Schleswig-Holstein eine Verwaltungsgebühr einzuführen - 60 Euro pro Studierenden und Semester. Kritik kommt von Hochschulen und Studierenden.
Exmatrikulationen, Prüfungen und das Ausstellen von Bescheinigungen: All das kostet die Hochschulen viel Geld, so eine Sprecherin des Wissenschaftsministeriums. Doch finanzielle Mittel sind im Haushaltsentwurf für das Jahr 2025 knapp. Deshalb soll nach dem Willen des Ministeriums ab dem Jahr 2026 eine Gebühr die Verwaltungskosten der Hochschulen wieder einspielen - finanziert durch die Studierenden.
Vorbilder in anderen Bundesländern
Nach den Plänen des Ministeriums sollen die überwiegend jungen Menschen jedes Semester 60 Euro zusätzlich für ihr Studium zahlen. Pro Jahr könnten so über sieben Millionen Euro zusammen kommen. So könnten die Verwaltungs- und Serviceleistungen der Hochschulen in Schleswig-Holstein finanziert werden. In anderen Bundesländern werde das ebenso gehandhabt, meint das Ministerium. Zudem könne durch die Gebühr verhindert werden, dass die Grundfinanzierung der Hochschulen gekürzt werde.
Haushaltsloch mit Studierendengeldern stopfen?
Kritik kommt von den Studierendenvertretungen: "Ein Haushaltsloch auf Landesebene sollte definitiv nicht von Studierendengeldern gefüllt werden", sagt Falk Bednarski, stellvertretender Sprecher der Landes-ASten-Konferenz - das ist der Zusammenschluss der Allgemeinen Studierendenausschüsse in Schleswig-Holstein. Steigende Lebenshaltungskosten, Mieten und Semesterbeiträge belasteten die Studierenden schon stark, meint Bednarski. "Wenn jetzt noch 60 Euro pro Semester dazukommen, dann ist das meiner Meinung nach nicht tragbar", so der Flensburger Student.
Bildungsgewerkschaft GEW: SH könnte Fachkräfte verlieren
Der Landesverband der Bildungsgewerkschaft GEW sieht die Pläne des Bildungsministeriums ebenfalls kritisch. Das fehlende Geld würde die Landesregierung damit "von den Ärmsten im Hochschulsystem" nehmen, denen ohnehin wenig Geld zur Verfügung stehe, sagte die Co-Landesvorsitzende Franziska Hense. "Wer so mit den Sorgen und Nöten von jungen Menschen umgeht, muss sich nicht wundern, wenn Schleswig-Holstein zukünftige Fachkräfte verliert."
Hochschulen stehen zwischen den Stühlen
Von den Plänen sind auch die Hochschulen im Land nicht begeistert. "Wir finden die Lösung nicht begrüßenswert", sagt Prof. Dr. Markus Hundt, Vizepräsident der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU). Angesichts der Haushaltslage des Landes scheine die Gebühr jedoch unvermeidlich, die Hochschulen seien auf das Geld angewiesen. Auf der anderen Seite bedauern auch die Fachhochschulen in Kiel und in Heide (Kreis Dithmarschen) die finanzielle Mehrbelastung für die Studierenden. Sie weisen - wie die CAU - darauf hin, dass sie im Ernstfall zum Einzug der Verwaltungsgebühr verpflichtet seien. Die Universität zu Lübeck zeigt Verständnis für die Pläne des Wissenschaftsministeriums. Kanzlerin Sandra Magens betont, dass die Finanzlage der Universität derzeit äußerst angespannt sei.
Hochschulgesetz muss für Verwaltungsgebühr geändert werden
Auch aus der Opposition im Landtag kommt Kritik. Die hochschulpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion Birgit Herdejürgen fürchtet, dass die Einnahmen durch die geplante Verwaltungsgebühr den Haushalt kaum entlasten, die Studierenden aber finanziell stark belasten werden.
Noch ist die Einführung der Verwaltungsgebühr nicht beschlossen. Dazu muss der Landtag erst das Landeshochschulgesetz ändern.