So viel kosten WG-Zimmer für Studierende in SH
Auf dem WG-Markt der Hochschulstädte ist gerade viel los - im Oktober beginnt das neue Wintersemester. Eine aktuelle Auswertung zeigt: Studierende zahlen immer mehr für ein Zimmer, auch in Kiel und Lübeck.
Für viele Studierende ist es die erste eigene Wohnung, in die sie während des Studiums ziehen. Und da ist das Geld meist noch knapp, daher ist die naheliegendste Lösung, sich ein Zimmer in einer Wohngemeinschaft zu suchen. Doch auch dort sind die Preise in den vergangenen Jahren stetig angestiegen.
Studierende müssen zu Beginn des Wintersemesters 2024/25 durchschnittlich 489 Euro für ein WG-Zimmer bezahlen - im bundesweiten Durchschnitt. Das sind gut 50 Prozent mehr als vor zehn Jahren. Das Moses Mendelssohn Institut hat zusammen mit der Vermittlungsplattform "wg-gesucht.de" 9.000 Angebote aus allen 88 deutschen Hochschulstandorten analysiert, die in den letzten beiden August-Wochen online gestellt wurden. In Norddeutschland sind die Kosten in Hamburg besonders hoch. Für das Zimmer in einer WG zahlt man dort demnach durchschnittlich 620 Euro. Das sind 20 Euro mehr als im Vorjahr.
Kiel und Lübeck liegen knapp unterm Bundesschnitt
Guckt man auf die Zahlen für die drei Universitäts-Standorte Kiel, Flensburg und Lübeck wird klar - auch in Schleswig-Holstein steigen die Preise Jahr für Jahr (fast) immer an. Für ein WG-Zimmer in Lübeck zahlen Studierende 450 Euro warm, in Kiel 430 Euro und damit mehr als 2023. Damit liegen die beiden Städte knapp unter dem Bundesdurchschnitt. Im Vorjahresvergleich dürfen sich nur Studierende in Flensburg freuen - dort sind die Preise leicht zurückgegangen, von 409 Euro auf jetzt 388 Euro.
Noch deutlicher wird der Preisanstieg aber im Zehn-Jahres-Vergleich: In Kiel und Lübeck sind die WG-Mieten innerhalb von zehn Jahren um etwa 50 Prozent gestiegen, in Flensburg sind es fast 40 Prozent.
Deswegen steigen die Preise kontinuierlich an
Stefan Brackmann, Geschäftsführender Direktor beim Moses Mendelssohn Institut, nennt verschiedene Gründe für die stetig ansteigenden Preise für WG-Zimmer. Zum einen sind es die gestiegenen Energiekosten, zum anderen gehen auch die Kaltmieten in den Städten in die Höhe. "Und gleichzeitig sehen wir, dass immer mehr Studierende eben nicht mehr bei Eltern und Verwandten unterkommen können und deshalb auf Wohnraum in den jeweiligen Städten angewiesen sind." Auf den sowieso schon angespannten Wohnungsmarkt strömen also immer mehr junge Menschen, die ihr Studium beginnen, betont Brackmann.
Wohnungsgesellschaften als Lösung?
Carsten Wendt vom Mieterbund Schleswig-Holstein sieht wegen der stetig steigenden Preise die Politik in der Pflicht. "Oftmals haben wir auch in den Uni-Städten keine kommunalen Wohnungsgesellschaften. Kiel ist gerade dabei, wieder eine aufzubauen, allerdings müsste die deutlich größer aussehen als sie im Moment ist - oder auch nur geplant ist."
Wendt fordert die Kommunen auf, schnell tätig zu werden - zeitgleich müsste das Land auch die politischen Rahmenbedingungen schaffen. Wohnungsgesellschaften können durch eine kommunale Beteiligung WG-Zimmer mit günstigeren Mieten anbieten. Das sei für Studierende wichtig, weil diese auch in anderen Bereichen mit deutlich höheren Kosten zu kämpfen hätten, so Wendt. "Für ein bisschen Kultur und Studentenleben muss das Geld eben auch noch reichen."
Alternativen: Stadtrand - oder Hilfe im Haushalt
Eng ist die Lage zur Zeit auch bei Wohnheimen in Schleswig-Holstein. Generell rät das Studentenwerk SH: Wer auf Wohnungssuche ist, sollte auch an den Stadträndern schauen und dabei nicht nur - wie alle - im Internet recherchieren, sondern zusätzlich ein Blick auf Zeitungsinserate werfen. Eine andere Möglichkeit: das Projekt "Wohnen für Hilfe". Studierende wohnen bei älteren Menschen oder Familien und helfen im Gegenzug im Haushalt.