So geht ein Rellinger Verein gegen illegale Tierhändler vor
Illegaler Welpenhandel boomt seit der Corona-Pandemie in Schlewig-Holstein und Hamburg. Ein Rellinger Verein geht gegen die Drahtzieher der teils mafiösen Strukturen vor.
Die jungen Hunde werden schon nach wenigen Wochen von ihren Muttertieren getrennt, Krankheiten bleiben wochenlang unbehandelt und Impfungen können auch nicht nachgewiesen werden. Der illegale Welpenhandel in Norddeutschland boomt. Der Verein Animal Care e.V. mit Sitz in Rellingen (Kreis Pinneberg) hat 2011 zusammen mit anderen Tierschutzorganisationen eine Initiative gegründet, die gegen den illegalen Handel mit jungen Hunden vorgehen möchte. Doch eine Besserung habe es seitdem kaum gegeben, erklärt Sina Hanke, 1. Vorsitzende des Vereins. Im Gegenteil: Nach Drogen- und Waffenhandel sei der illegale Tierhandel das lukrativste Geschäft, so die ehemalige hauptberufliche Tierschutzinspektorin.
SH und Hamburg sind Hochburgen des illegalen Welpenhandels
Seit der Corona-Pandemie sei die Situation besonders prekär, erklärt Sina Hanke. Während sie und ihre Mitstreiterinnern und Mitstreiter früher drei- bis viermal im Jahr im Einsatz gegen illegalen Welpenhandel waren, seien es mittlerweile bis zu vier Einsätze pro Tag. Der Verein selbst besteht aus etwa 250 Mitgliedern. Zur Arbeitsgruppe, die sich mit illegalem Welpenhandel beschäftigt, gehören etwa 15 Personen. Sie sind in Schleswig-Holstein und Hamburg aktiv, so Sina Hanke. Neben Berlin und Brandenburg sei Norddeutschland eine Hochburg des Welpenhandels.
"Seitens der Justiz wird dagegen gar nichts unternommen"
Die Polizei sei dankbar über jeden Hinweis, der dabei hilft, Straftaten aufzuklären, erklärt Lars Brockmann von der Polizeidirektion Bad Segeberg. "Man darf sich bei solchen Geschichten aber auf gar keinen Fall selbst in Gefahr begeben", so Brockmann weiter. Außerdem sei zu beachten, dass die Strafverfolgung beim Staat und damit bei Polizei, Staatsanwaltschaften und Gerichten liege. Für Sina Hanke ist das jedoch auch Teil des Problems: "Seitens der Justiz wird dagegen gar nichts unternommen. Es wird total stiefmütterlich behandelt. Es sind wir Tierschützer, die eine SoKo Welpenhandel gründen, um in Hamburg und Schleswig-Holstein etwas dagegen zu unternehmen."
Landesverband des Tierschutzbundes fordert strengere Regeln
Auch der schleswig-holsteinische Landesverband des deutschen Tierschutzbundes nimmt den Gesetzgeber in die Pflicht. Die Vorsitzende Ellen Kloth fordert, dass der Online-Verkauf von Tieren und Tierbabys generell verboten wird. Nur so könne das eigentliche Problem angegangen werden, erklärt Kloth. Ein erster wichtiger Schritt sei dabei auch ein Antrag der Landesregierung zu diesem Thema gewesen. Im Januar forderten alle Fraktionen des Landtages die Regierung zu einer Initiative im Bundesrat auf, die den Handel mit Tieren im Netz verbieten soll.
Tierschützer helfen bei Aufklärung von Straftaten vor Gericht
Zur Aufklärung der Straftaten, die schon jetzt verfolgt werden, trägt der Rellinger Verein immer wieder entscheidend bei. Sina Hanke ist in einem aktuellen Prozess gegen eine 28-Jährige wegen mutmaßlichem Betrug und Verstößen gegen das Tierschutzgesetz Zeugin. Der Verein sammelte nach eigenen Angaben über einen Zeitraum von mehr als sechs Jahren Beweise, die gegen die Angeklagte verwendet werden.
Und auch im Verfahren gegen eine Hamburger Tierärztin sorgte Animal Care für einen Ermittlungsfortschritt. Verdeckte Ermittler des Tierschutzvereins machten dabei eine Veterinärin in Hamburg ausfindig, die illegal importierte Welpen mit deutschen Impfpässen ausgestattet haben soll. Jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft. Für Sina Hanke ist das der Lohn für ihre anstrengende und teilweise auch gefährliche Arbeit: "Der größte Erfolg für uns ist, wenn die Welpenhändler wirklich vor Gericht kommen und zur Verantwortung gezogen werden und für das, was sie getan haben, auch büßen müssen."
Verein kämpft für nachhaltigen Tierschutz
Der Verein aus Rellingen setzt sich besonders für nachhaltigen Tierschutz ein. Um Täterinnen und Täter aufzuspüren, geben sich Vereinsmitglieder dabei selbst immer wieder als Käuferinnen und Käufer aus. Dabei kontaktieren sie auffällige Anzeigen auf verschiedenen Online-Plattformen, vereinbaren Termine für die Übergabe und den Kauf der Tiere und schalten dann die Polizei und die zuständigen Veterinärsämter ein.