Kein Flugbetrieb am Hamburg Airport - Warnstreik bereits heute
Ohne Ankündigung hat die Gewerkschaft ver.di die Flugzeugabfertigungsdienste am Flughafen Hamburg am heutigen Sonntag zum sofortigen Streik aufgerufen. Aus diesem Grund gibt es den gesamten Tag über keine Abflüge und Ankünfte.
Auf der Internetseite von Hamburg Airport ist zu lesen, dass in Hamburg nun alle Abflüge und Ankünfte für den Sonntag gestrichen seien. Fluggäste werden gebeten, sich an ihre Airline zu wenden und ihren Flugstatus regelmäßig zu überprüfen. In den Terminals standen am Morgen viele Menschen vor den Schaltern, berichtet NDR 90,3. Offenbar haben diejenigen, die ihr Gepäck bereits aufgegeben haben, große Probleme es zurückzubekommen.
Rund 40.000 Passagiere betroffen
Ursprünglich waren in Hamburg 144 Ankünfte und 139 Abflüge geplant. Die ersten zehn Flüge konnten am frühen Sonntagmorgen noch abgefertigt werden. Ab 6.30 Uhr herrschte dann kompletter Stillstand am Airport. Viele Reisende versuchen nun, über andere Flughäfen ihr Urlaubsziel zu erreichen. Der Streik kommt überraschend einen Tag früher als geplant. "Heute waren am Flughafen Hamburg 280 Flüge mit über 40.000 Passagieren geplant. Wir sind entsetzt, wie rücksichtslos ver.di vorgeht", sagte Flughafensprecherin Katja Bromm. Die Gewerkschaft habe den Flughafen ohne Ankündigung genau am Anfang der Hamburger Frühjahrsferien lahmgelegt. Damit schade ver.di vor allem den Menschen, darunter vielen Familien mit Schulkindern.
Ausweichlandungen aus Hamburg in Hannover und Bremen
Hannover ist am Sonntag nicht vom Spontan-Streik betroffen, sagte eine Flughafensprecherin dem NDR Niedersachsen. Es gebe Ausweichlandungen aus Hamburg, die könnten über den Tag zunehmen. Vier Maschinen mit dem Ziel Hamburg seien in Hannover gelandet. Die Passagiere würden per Bus an ihr Ziel gebracht. Am Montag stehe vermutlich auch in Hannover alles still. Auch in Bremen sollen heute Flüge aus Hamburg starten und landen, sagte ein Sprecher des Bremer Flughafens Radio Bremen.
Ver.di: "Der Streik war erfolgreich"
Ein Sprecher der Gewerkschaft sagte zu dem Warnstreik: "Der Streik war notwendig, damit die Streikwirkung auch wirklich gespürt wird." Bei Arbeitsniederlegungen mit Ankündigungen ergreife der Flughafen Maßnahmen und setze etwa Streikbrecher ein. Man wisse um die Auswirkungen für Flugreisende, aber die Arbeitgeber müssten nun ein Angebot vorlegen.
Der Streik sei erfolgreich verlaufen, teilte Lars Stubbe von ver.di mit. "Wir haben heute Morgen die Kolleginnen und Kollegen der Gepäckbeförderung mit 150 Mann in der Frühschicht bis heute einschließlich abends zum Streik aufgerufen - bis zum Ende der Spätschicht."
Warnstreik in Hamburg ursprünglich für Montag geplant
Ursprünglich sollte der Warnstreik am Hamburger Flughafen mit der Nachtschicht von Sonntag auf Montag beginnen und bis zum Ende der Spätschicht am Montag dauern. Ver.di hatte für mehrere Bereiche zum Streik aufgerufen, unter anderem in der Flugzeugabfertigung und der Sicherheitskontrolle der Passagiere. Daher ist auch morgen mit einer erheblichen Beeinträchtigung des Flugbetriebes zu rechnen und Reisende sollten sich bei ihrer Fluggesellschaft über den Status ihres Fluges informieren.
Auch andere Flughäfen am Montag betroffen
Am Montag werden außerdem zahlreiche weitere Flughäfen ebenfalls bestreikt. Bei Abflügen und Ankünften komme es voraussichtlich zu massiven Einschränkungen, teilte ver.di mit. Im Norden ist auch Bremen betroffen - in Hannover fällt der Betrieb sogar komplett aus.
Die Gewerkschaft ruft unter anderem das Bodenpersonal zu Warnstreiks auf. Der Ausstand soll um Mitternacht beginnen und den ganzen Montag über andauern. In Hannover werde kein regulärer Flugbetrieb stattfinden, sagte eine Sprecherin. "Der Hannover Airport bittet alle betroffenen Passagiere, Kontakt mit ihrer Fluggesellschaft oder ihrem Reiseveranstalter aufzunehmen."
BER stellt Betrieb komplett ein
Nach Einschätzung des Flughafenverbands ADV wird der Warnstreik massive Auswirkungen auf den Luftverkehr haben. Nach einer ersten Schätzung fallen in Deutschland voraussichtlich mehr als 3.400 Flüge aus. Rund 510.000 Passagiere sollen ihre Reisen nicht wie geplant antreten können, berichtet der Verband in Berlin. "Elf Standorte gleichzeitig zu bestreiken, hat eine neue Dimension", erklärt ADV-Hauptgeschäftsführer Ralph Beisel.
Der Flughafen Berlin Brandenburg BER kündigte an, seinen Betrieb am Montag vollständig einzustellen. Auch der Betreiber von Deutschlands größtem Flughafen in Frankfurt am Main rechnet mit massiven Einschränkungen. "Ein Beginn der Reise in Frankfurt wird nicht möglich sein", teilte Fraport mit.
Gewerkschaft: "Bisher kein Angebot vorgelegt bekommen"
"Wir sehen uns zu diesem Warnstreik gezwungen, da die Arbeitgeber in den laufenden Tarifverhandlungen für die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes bisher kein Angebot vorgelegt haben", sagt Christine Behle, stellvertretende ver.di-Bundesvorsitzende. An den Flughäfen in Hannover und Bremen sind am Montagvormittag Kundgebungen geplant, heißt es von ver.di. In Hamburg soll es eine Demonstration in der Innenstadt geben. Andere Flughäfen im Norden sind den Angaben zufolge nicht betroffen.
