Sanierungsverfahren: Wie geht es weiter mit dem Diako Krankenhaus?
Mit einem Schutzschirmverfahren soll die Klinik vor einer drohenden Zahlungsunfähigkeit bewahrt werden. Dafür wird nun ein Sanierungskonzept erstellt. Doch auch andere Häuser kämpfen mit finanziellen Problemen.
Nachdem das Diako Krankenhaus in Flensburg am Dienstag ein sogenanntes Schutzschirmverfahren beantragt hat, soll nun ein Sanierungsplan erstellt werden. Dazu hat das Amtsgericht dem Krankenhaus Sachwalter zur Seite gestellt. "Die gucken sich unsere ganzen Verträge an und sagen dann: Das ist zwanzig Prozent zu teuer, das muss neu verhandelt werden", erklärt Klinikgeschäftsführer Ingo Tüchsen. Bis Februar muss das Krankenhaus dem Amtsgericht einen fertigen Sanierungsplan vorlegen.
Staat zahlt Löhne der Beschäftigten
Dabei kann das Haus auf bereits vorliegenden Plänen aufbauen - denn laut Tüchsen sind schon vor einiger Zeit Sanierungsmaßnahmen angeregt worden. Dazu gehören laut dem Geschäftsführer unter anderem die Optimierung und Vereinfachung von Abläufen. Das sei durch das Schutzschirmverfahren nun schneller möglich.
Außerdem soll es Verhandlungen mit Gläubigern geben. Dann soll eine Insolvenzquote errechnet werden. Lieferanten bekommen für ihre Rechnungen dann zum Beispiel nur einen Teil ausgezahlt. Den Lohn für die 3.600 Beschäftigten zahlt, ähnlich wie bei einer Insolvenz, vorübergehend der Staat in Form eines Darlehens.
Träger: Fühlen uns verantwortlich
Ob auch der Träger, die Diakonissenanstalt Flensburg, noch Geld zuschießen muss, wird sich nach dem Ende des Sanierungsverfahrens klären. Der Träger fühle sich für das Krankenhaus verantwortlich, betonte Rektor Dirk Outzen. "Wir müssen jetzt miteinander prüfen, was nach dem Verfahren nötig ist. Dann werden wir auch leisten, was von uns verlangt wird - sofern wir das können", sagte er.
Der Krankenhausbetrieb läuft während des Sanierungsverfahrens weiter. Die 400 Patienten werden ohne Abstriche versorgt, versicherte Tüchsen. Das Haus ist nach eigenen Angaben aktuell zu 99 Prozent belegt. Auch auf die Planungen zum Bau eines gemeinsamen Zentralklinikums mit den Maltesern habe das eingeleitete Schutzschirmverfahren keine Auswirkungen. Diese würden fortgesetzt, bestätigt auch Diakonissen-Rektor Outzen.
Hohe Verluste auch bei Westküstenkliniken
Gründe für die finanzielle Schieflage des Diako Krankenhauses seien unter anderem gestiegene Energiekosten und Inflation, aber auch massive Verluste durch die Corona-Pandemie, sagte Tüchsen. Die könne die vergleichsweise kleine Dachgesellschaftnicht auffangen. Außerdem kritisierte er das aktuelle Fallpauschalen-System, mit dem die Krankenhäuser dauerhaft unterfinanziert seien. Der Geschäfsführer ist sich sicher: Die Diako ist nicht das einzige Krankenhaus in finanzieller Schieflage in Schleswig-Holstein. Gesundheitsökonomen bestätigen diese Befürchtung.
Auch bei den Westküstenkliniken Heide und Brunsbüttel (beide Kreis Dithmarschen) ist die Finanzierung ein großes Thema. "Die Corona-Pandemie hat uns Fallzahlen-Rückgänge beschert, die gewaltig sind. Dadurch fehlen uns Einnahmen in Millionenhöhe", sagte Geschäftsführer Martin Blümke. Jetzt kämen noch die Inflation und die Energiekosten hinzu. Auch wenn die Lage noch nicht dramatisch sei, so würden die Westküstenkliniken das kommende Jahr voraussichtlich mit einem Minus von sieben Million Euro abschließen, schätzt Blümke. Als langfristige Lösung brauche Schleswig-Holstein eine neue Struktur der Kliniklandschaft.