Orkantief "Zoltan" in SH: Schwere Sturmflut und zahlreiche Einsätze

Stand: 23.12.2023 10:30 Uhr

Orkantief "Zoltan" ist durch Schleswig-Holstein gewirbelt. An der Westküste und in der Elbe gab es eine schwere Sturmflut. Insgesamt zählten die Leitstellen 670 Einsätze wegen des Sturms. Drei Menschen wurden bei sturmbedingten Unfällen verletzt.

An der Nordseeküste Schleswig-Holsteins und in der Elbe ist am Freitag eine schwere Sturmflut aufgelaufen. Am Eider-Sperrwerk bei Tönning (Kreis Nordfriesland) wurde gegen 9 Uhr ein Pegelstand von 2,51 Metern über dem mittleren Hochwasser erreicht. Damit hat das Hochwasser knapp die Marke einer schweren Sturmflut überschritten. In Husum (Kreis Nordfriesland) lag der Höchststand bei 2,26 Metern über dem mittleren Hochwasser.

In der Elbe erreichte die schwere Sturmflut am Freitagmittag ihren Höhepunkt. In Geesthacht (Kreis Herzogtum Lauenburg) wurden etwa 3,20 Meter über dem mittleren Hochwasser gemessen. Laut Bürgermeister Olaf Schulze war das noch kein Problem für die Stadt. Erst ab ungefähr fünf Metern über dem mittleren Hochwasser würde man anfangen Maßnahmen zu ergreifen. Daher blieben die Fluttore in Geesthacht geöffnet.

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Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hatte für die Westküste Schleswig-Holsteins eine Unwetterwarnung herausgegeben und prognostizierte an beiden Küsten Windböen mit Geschwindigkeiten von 90 bis 110 Kilometern pro Stunde, teilweise auch Orkanböen. Auf Sylt wurden in der Nacht auf Freitag Windgeschwindigkeiten von bis zu 120 Kilometer pro Stunde gemessen, auf Fehmarn 110. Ab einem Wert von 120 spricht man von Orkanstärke. Laut NDR Wetterexperte Sebastian Wache ist das Sturmtief inzwischen weitergezogen.

Lage bei den Fähren entspannt sich

Nachdem der Fährverkehr an vielen Stellen auf Grund des Sturms unterbrochen werden musste, haben die meisten Fähren mittlerweile den Betrieb wieder aufgenommen. Die Wyker Dampfschiffs-Reederei fährt nach eigenen Angaben seit Freitagmittag wieder zwischen Amrum, Föhr und Dagebüll. Seit Sonnabend fahren außerdem auch wieder Schiffe zwischen Schlüttsiel und den Halligen und zwischen Helgoland und Cuxhaven. Bei der Fähre von Pellworm nach Nordstrand gilt mittlerweile ebenso wieder der reguläre Fahrplan, wie bei auf den Linien der Reederei FRS Syltfähre zwischen Havneby auf Rømø und List auf Sylt.

Bahnverkehr: Alle Strecken frei

Ein gestiegener Wasserpegel auf Nordstrandischmoor. © Ruth Hartwig-Kruse
Land unter auf der Hallig Nordstrandischmoor am Freitagmorgen.

Bei der Bahn sind alle Strecken wieder frei von Bäumen und Ästen. Das heißt, die Züge im Regionalverkehr fahren weitestgehend planmäßig. Nur im Fernverkehr müssen sich Reisende laut Bahn vereinzelt noch auf Einschränkungen einstellen. Das liegt aber nicht an Problemen in Schleswig-Holstein, sondern weiter im Süden, so eine Bahnsprecherin. Die Bahn rechnet zudem mit vollen Zügen, weil viele Menschen ihre Reise wegen des Sturms verschoben haben. Fahrgäste werden gebeten, sich vor Antritt ihrer Reise zu informieren. Der Syltshuttle der Deutschen Bahn und der Autozug des Betreibers RDC befördern mittlerweile wieder nach Plan und können auch in normaler Geschwindigkeit auf die Insel fahren.

Fehmarnsundbrücke wieder ohne Einschränkungen befahrbar

Seit Sonnabend ist auch die Fehmarnsundbrücke (Kreis Ostholstein) wieder uneingeschränkt befahrbar. Sie war am Donnerstagabend komplett gesperrt worden. Zuvor waren drei Fahrzeuge bei der Fahrt über die Brücke umgekippt. Grund für die Sperrung war laut Polizei ein umgekippter Sprinter, der aufgrund der Wetterlage noch nicht geborgen werden konnte. Die Bergungsarbeiten verzögerten sich vor allem durch den Rückstau vor der Brücke - dadurch wurde die Anfahrt der Bergungsfahrzeuge verzögert. Ab dem frühen Freitagnachmittag war die Brücke wieder befahrbar, allerdings mit Einschränkungen - für leere Lkw und Pkw mit Anhänger blieb sie gesperrt.

Sturmflut sorgt für Beeinträchtigungen auf Wasserwegen

Die Sturmflut hatte auch Auswirkungen auf die Wasserstraßen. Am Freitagmittag mussten die Schleusentore des Nord-Ostsee-Kanals in Brunsbüttel (Kreis Dithmarschen) zwischenzeitlich geschlossen werden. Grund war der Wasserdruck, der ab einem gewissen Wasserstand zu stark für die Schleusentore wird. Dort könnten dann Schäden entstehen. Die Tore wurden am Freitagnachmittag wieder geöffnet. Am Nord-Ostsee-Kanal fielen laut WSA nur an kleinen Anlegestellen Fähren aus. Auch betroffen war die Elb-Fähre zwischen Glückstadt und Wischhafen, die den Betrieb aber am Freitagnachmittag wieder aufnehmen konnte.

In Glückstadt (Kreis Steinburg) musste das Fluttor am Hafen am Freitagmorgen geschlossen werden. Hier wurde der höchste Pegelstand von etwa drei Metern über dem mittleren Hochwasser gegen 9 Uhr erreicht. Im Laufe des Freitags konnte das Tor auch hier wieder geöffnet werden.

Ein Blick auf das Störsperrwerk in Wewelsfleth © NDR Foto: Marian Schäfer
Das Störsperrwerk in Wewelsfleth hat die Tore inzwischen wieder geöffnet.

Auch das Störsperrwerk in Wewelsfleth (Kreis Steinburg) hat der Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz Schleswig-Holstein (LKN.SH) inzwischen wieder geöffnet nachdem es zuvor geschlossen werden musste. Dadurch konnte das Wasser zurückgehen und die Pegelstände sinken.

Das Eidersperrwerk in Wesselburenerkoog (Kreis Dithmarschen) war ebenfalls zeitweilig geschlossen, konnte seine Tore gegen 15.30 Uhr am Freitag aber wieder öffnen, damit Wasser abfließen konnte. Am Abend musste es allerdings wieder geschlossen werden. Bodenverbände, wie der Eider-Treene-Sorge Verband, mussten zudem vereinzelt Schöpfwerke abschalten. Die Treene war an einigen Stellen übergelaufen. Der Chef des Verbandes, Matthias Urbahns, gab allerdings Entwarnung. Es gebe genügend Überflutungsflächen. Selbst wenn der Sturm anhalten würde und weitere Regenfälle dazu kämen, könnten zwar weite Teile der Eider-Treene-Sorge Niederung überflutet werden, Ortschaften wären aber nicht in Gefahr.

VIDEO: Vielerorts Hochwasser nach Sturmtief (6 Min)

Drei Verletzte durch Sturm

Elmshorn: Rettungskräfte der Feuerwehr entfernen einen Baum der auf einen Kleinwagen gestürzt ist. © Florian Sprenger
In Elmshorn entfernten Rettungskräfte der Feuerwehr einen Baum der auf einen Kleinwagen gestürzt war.

Umgestürzte Bäume, fliegende Verkehrsschilder, Planen und Dachziegel. Der Sturm hat in der Nacht auf Freitag und am Freitag die Einsatzkräfte in Atem gehalten. In ganz Schleswig-Holstein gab es laut Polizei und Feuerwehr 670 Einsätze. In Husum (Kreis Nordfriesland) und Fahrdorf (Kreis Schleswig-Flensburg) stießen Autos mit Bäumen zusammen, die auf die Straße gefallen waren. Laut Leitstellen wurden dabei zwei Menschen schwer verletzt. Auf der B200 bei Janneby (Kreis Schleswig-Flensburg) wurde ein Lkw durch den Sturm umgekippt, der Fahrer wurde dabei leicht verletzt. Wegen der Wetterlage konnte das Fahrzeug zunächst nicht geborgen werden. Bei den meisten Vorfällen, zu denen die Einsatzkräfte ausrücken mussten, handelte es sich laut Feuerwehr um herabgestürzte Äste, umgekippte Bäume und umherfliegende Gegenstände wie Mülltonnen.

Großsolt: Großeinsatz nach abgerissener Dachkonstruktion

In Großsolt (Kreis Schleswig-Flensburg) rissen die Böen mit Stärke zwölf und Geschwindigkeiten von 119 Kilometern pro Stunde die Dachkonstruktion einer Halle ab. Diese flog 20 Meter weit und landete auf dem oberirdischen Gastank eines benachbarten Hauses. Die Feuerwehr war im Großeinsatz. Der Tank wurde nicht beschädigt.

Sylt: Weihnachtsdeko vorsichtshalber abgenommen

Auf Sylt wurde Donnerstagabend aus Sicherheitsgründen der Weihnachtsmarkt geschlossen. Mitarbeiter des Bauhofs demontierten vorsorglich einige metallene Weihnachtssterne, um sicherzugehen, dass die Dekorationselemente nicht durch den Sturm gelöst wurden. Wie der zweite stellvertretende Bürgermeister Lars Lunk (Sylter Wählergemeinschaft) mitteilte, lösten sich während der abendlichen Gemeindevertretersitzung einige Dachziegel vom Rathaus.

Schäden durch umstürzende Bäume

Laut Polizei Ratzeburg stürzte am späten Donnerstagabend in Travenbrück (Kreis Stormarn) ein Baum auf ein Gebäude und ein Fahrzeug. In Mölln (Kreis Herzogtum Lauenburg) fiel ebenfalls ein Baum auf ein Gebäude. Das Dach wurde dabei vollständig zerstört. In beiden Fällen wurden laut Polizei keine Menschen verletzt. Auf Fehmarn meldete die Feuerwehr wenige Einsätze wegen umgestürzter Bäume und ein Feuer in Burg.

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Lebensgefahr: Wälder nicht betreten

Wegen der aufgeweichten Böden besteht die Gefahr, dass Bäume durch den Sturm entwurzelt werden oder Äste herabfallen können. Die Schleswig-Holsteinischen Landesforsten warnen deshalb davor, Wälder zu betreten. Es besteht demnach Lebensgefahr. Auch nach Abklingen des Sturms könnten noch Äste herunterstürzen. Jens-Birger Bosse von den Schleswig-Holsteinischen Landesforsten rät dazu, auf Waldspaziergänge zu verzichten und Sperrungen zu beachten.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 23.12.2023 | 10:00 Uhr

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