OB-Wahl in Norderstedt: Roeder und die Frage nach dem Warum
Nach einer Amtszeit muss Elke Christina Roeder von der SPD den Posten als Norderstedts Oberbürgermeisterin abgeben. In der Stichwahl wird sie nicht dabei sein. Erste Antworten auf die Frage: Warum?
Um kurz nach 19 Uhr am Sonntagabend stand es fest: An der Spitze des Norderstedter Rathauses wird es im Januar einen Wechsel geben. Oberbürgermeisterin Elke Christina Roeder (SPD) hat es nicht in die Stichwahl geschafft und muss nach nur einer Amtszeit ihren Platz im Rathaus räumen. "Das Ergebnis ist für mich natürlich sehr, sehr enttäuschend", sagte die 56-Jährige NDR Schleswig-Holstein.
27,7 Prozent erreichte die SPD-Kandidatin bei den OB-Wahlen - und damit etwa neun beziehungsweise acht Prozentpunkte weniger als Katrin Schmieder und der zweitplatzierte Robert Hille. Schmieder war als unabhängige Kandidatin ins Rennen gegangen, ist aber Mitglied bei den Grünen. Hille trat für die CDU an. Für beide geht es in die Stichwahl.
SPD-Landesvorsitzende Midyatli: Ergebnis wird Arbeit nicht gerecht
Die Landesvorsitzende der SPD, Serpil Midyatli, erklärte, das Ergebnis werde Roeders Arbeit der vergangenen sechs Jahre "auf keinen Fall gerecht". Gegen den aktuellen Trend habe auch die Parteikollegin es leider nicht geschafft, Mehrheiten zu gewinnen, so Midyatli weiter.
Roeder: Konnte nicht erklären, warum Mitbewerber scheitern werden
Mit den schlechten Werten, die ihre Partei insgesamt im Moment einfährt, lasse sich ihre Wahlniederlage allerdings nur zum Teil erklären, findet Roeder selbst. Sie sieht die Gründe auch darin, dass sie es nicht geschafft habe, Bürgerinnen und Bürgern zu erklären, warum ihre Mitbewerber ihrer Einschätzung nach mit ihren Vorschlägen scheitern werden - und zwar am System, das sie als Amtsinhaberin inzwischen kenne.
"Bei manchen Dingen weiß man genau: Das wird nicht funktionieren. Aber zu erklären, wie unser kompliziertes System auch innerhalb der Verwaltung läuft, ist schwierig - und es ist mir nicht gelungen, das dem Wähler klarzumachen", so Roeder. Konkreter möchte sie in diesem Punkt nicht werden.
SPD-Vorsitzende im Kreis Segeberg: Sicherheit zu großes Thema
Auch Katrin Fedrowitz, die für die SPD in der Stadtvertretung sitzt und Vorsitzende der Sozialdemokraten im Kreis Segeberg ist, ist enttäuscht von dem Wahlergebnis. Sie kritisiert, dass das Thema Sicherheit im Wahlkampf eine so große Rolle gespielt habe. Ein Punkt, den sich vor allem CDU-Mann Hille auf die Agenda geschrieben hatte.
Es sei erwiesenermaßen so, dass Norderstedt (Kreis Segeberg) in der Kriminalstatistik gut dastehe, so Fedrowitz. "Insofern ist es sehr traurig, dass unsere Stadt als Krimi-Hochburg dargestellt wurde, um dann mit der Angst der Menschen Wahlkampf zu machen".
U-Bahnhöfe: Polizei verlängert scharfe Kontroll-Regelungen
Zuletzt hatte die Polizei die scharfen Kontroll-Regelungen rund um die U-Bahnhöfe Norderstedt Mitte und Garstedt verlängert. Weil es dort immer wieder zu Überfällen oder Drogendelikten kommt, kann die Polizei vorerst bis Ende des Jahres Personen kontrollieren und Taschen durchsuchen, auch ohne dass es einen konkreten Anlass gibt.
Kritik aus Rathaus und Stadtpolitik: Mangelnde Kommunikation
Aber nicht nur bei den Wählerinnen und Wählern hatte die Norderstedter Verwaltungschefin Roeder einen schweren Stand. Nach NDR Informationen gab es auch innerhalb des Rathauses und in der Stadtpolitik viel Kritik an dem Führungsstil der 56-Jährigen. Dabei ging es beispielsweise um mangelnde Kommunikation mit den Fraktionen in der Stadtvertretung. Nicht zuletzt deshalb war Roeders eigene Mitarbeiterin, Sozialdezernentin Katrin Schmieder, als Gegenkandidatin angetreten.
Roeder verteidigt sich: Viele wollten gar nicht kommunizieren
Roeder selbst erklärt, dass zu einer Kommunikation immer zwei Seiten gehörten. Wenn der ein oder andere an der Stelle nicht kommunizieren wolle, dann sei es auch schwierig, verteidigt sie sich. Parteifreundin Fedrowitz sieht es ähnlich und erklärt, dass bei den Oberbürgermeisterwahlen 2017 keine Partei den Sieg einer SPD-Kandidatin akzeptiert habe. "Es wurde von vornherein 'Bashing' gegen unsere Oberbürgermeisterin betrieben. Und dann kann man sich das natürlich schön zurecht drehen und sagen, das liege an mangelnder Kommunikation", sagt Fedrowitz.
Zeit ab Januar für Noch-Amtsinhaberin Roeder ungewiss
Einen Plan B für die Zeit nach dem Norderstedter Rathaus hat Elke Christina Roeder noch nicht. Darüber werde sie sich jetzt Gedanken machen. Bis Januar hat sie dafür noch Zeit. Dann scheidet sie aus dem Amt aus und entweder Robert Hille oder Katrin Schmieder übernehmen als Norderstedts Oberbürgermeister beziehungsweise Oberbürgermeisterin. Die Stichwahl zwischen den Beiden findet am 5. November statt.