Nordfriesische Halligen haben ein Ratten-Problem
Auf den nordfriesischen Halligen gibt es aktuell zu viele Ratten. Die Nager bedrohen die Brutvögel.
Die nordfriesischen Halligen haben ein Rattenproblem. Das betrifft weniger die Menschen, die dort Leben, sondern vor allem die Küstenvögel, die dort in den nächsten Wochen brüten werden. Normalerweise wird die Rattenpopulation durch Sturmfluten reguliert. Aber: 2019, 2021 und auch im vergangenen Winter gab es zumindest auf Hallig Hooge nicht ein einziges Mal Land unter - gut für die Ratten, schlecht für die Vögel. Bis zu 15.000 Brutpaare bauen jetzt im Frühjahr ihre Nester auf den Halligen. Deren Eier, aber auch die Küken sind leichte Beute für die nachtaktiven Wanderraten.
Sturmfluten regulieren normalerweise die Population
Benjamin Gnep arbeitet für die Schutzstation Wattenmeer in Husum. Nach seinen Schätzungen leben allein auf der Hallig Hooge aktuell rund 1.000 Ratten. Und die bedrohen nun mal den Nachwuchs der Küstenvögel. Zuletzt sei mehrfach fast die komplette Brutsaison ausgefallen, so der Biologe: "Es gibt einige Arten, wie den Austernfischer, die sind durchaus wehrhaft und versuchen dann auch mal so eine Wanderratte zu vertreiben. Andere Arten, wie Seeschwalben, Fluss- und Küstenseeschwalben haben zum Beispiel gar kein Abwehrverhalten - da ist das Gelege eigentlich immer leer, wenn die Ratte am Nest war", so Gnep. Das Problem: die Vögel konnten früher ungestört auf den Halligen brüten. Erst begünstigt durch den Lorendamm und Schiffe kamen auch die Ratten ins Vogelparadies.
Das Gelege einer Küstenseeschwalbe am Tag und bei Nacht: Auf den Nachtaufnahmen sehen die Naturschützer immer wieder, wie sich Ratten am Gelege der Küstenvögel zu schaffen machen.
Rattenbestand wird mit modernster Technik kontrolliert
Der Rattenbestand wird jetzt mit Nachtsichtkameras und Drohnen überwacht. Es geht dabei um viel, denn immerhin fast ein Fünftel des Austernfischer- und ein Drittel des Küstenschwalbenbestands in Deutschland brütet auf den Halligen in Schleswig-Holstein. Die Rattenpopulation wird nach Meinung der Naturschützer nicht nur durch die ausgefallenen Sturmfluten begünstigt sondern auch durch die zuletzt milden Winter.
Fallen aus Neuseeland sollen die Ratten töten
Bei der Bekämpfung der Ratten arbeitet die Schutzstation Wattenmeer mit der Universität Hamburg zusammen. Aktuell werden 150 tödliche Hightech-Rattenfallen aus Neuseeland auf Hooge getestet. "Auch auf Oland und Norderoog läuft ein Test", so Benjamin Gnep, der die Ergebnisse nun zunächst abwarten will.
Kein Grund zur Panik
Für die Menschen auf den Halligen sind die Ratten laut Heike Hinrichsen, Bürgermeisterin auf der Hallig Langeneß, kein Problem: "Bei uns hat es immer mal wieder Ratten gegeben, aber eine Plage haben wir nicht", so Hinrichsen, die aber das Problem für die Brutvögel natürlich erkennt. Bei der Bekämpfung der Ratten soll - anders als oft auf dem Festland - auf den Halligen möglichst kein Gift zum Einsatz kommen.