Nach Fischsterben: Lottbeker Teich wird entschlammt

Stand: 30.01.2025 12:44 Uhr

Der Lottbeker Teich im Kreis Stormarn ist seit 2018 jeden Sommer ausgetrocknet. Schuld daran war unter anderem zu viel Schlamm am Grund des Gewässers. Seit Herbst laufen die Entschlammungsarbeiten.

von Pia Klaus

Der Lottbeker Teich in der Gemeinde Ammersbek (Kreis Stormarn) ist für viele Menschen in der Region ein beliebtes Naherholungsgebiet. Und auch in der Tierwelt hat das Gewässer eine wichtige Bedeutung: Der Teich ist Lebensraum für hunderttausende Fische, Kröten und Libellen und ein unentbehrliches Laichgebiet für zahlreiche Amphibien. Seit 2018 war in den Sommern vom Lottbeker Teich aber nicht mehr übrig als ein kleines Rinnsal. Zehntausende Tiere sind gestorben. Um das in Zukunft zu verhindern, wird der Teich jetzt entschlammt.

Ein spezieller Bagger entschlammt einen See. © NDR Foto: Pia Klaus
Zwei Motorboote holen mittels Schalen-Greifern den Schlamm vom Grund des Lottbeker Teichs.

Seit Oktober laufen die Arbeiten an dem Teich, der zu einer Hälfte auf schleswig-holsteinischem Gebiet und zur anderen auf Hamburger Gebiet liegt. Eigentümerin und Verwalterin ist dabei allein die Stadt Hamburg und das zuständige Bezirksamt in Hamburg-Wandsbek. Das hat für die Entschlammung eine Fachfirma beauftragt. Bis Ende Februar 2025 laufen die Arbeiten noch. Die Kosten in Höhe von knapp 1,9 Millionen Euro trägt einer Bezirksamt-Sprecherin zufolge ebenfalls die Stadt Hamburg.

8.000 Kubikmeter Schlamm müssen aus dem Lottbeker Teich gebaggert werden

Eine metallne Schaufel bei einer Entschlammung. © NDR Foto: Pia Klaus
Damit der Schlamm möglichst einfach abtransportiert werden kann, wurde im Vorfeld eine provisorische Straße angebracht.

Drei Maschinisten arbeiten seit November täglich an der Entschlammung des Lottbeker Teichs. Zwei in Motorbooten, die mit sogenannten sea-dumps ausgestattet sind und einer im Bagger. Mit den Booten Jette und Fiete wird das Sediment, wie Fachleute den Schlamm bezeichnen, mittels Schalen-Greifern vom Grund des Teichs geholt. In den Schalen wird der braune Schlamm ans Ufer transportiert, entladen, in Containern zwischengelagert und schließlich in Lastwagen gehoben. Diese halten auf einer provisorischen Straße, die oberhalb der Wasseroberfläche ein Stück in den Teich gebaut wurde.

8.000 Kubikmeter Schlamm müssen insgesamt aus dem Lottbeker Teich gebaggert werden. Die Experten der Fachfirma schätzen, dass ein Kubikmeter des Lottbeker-Teichschlamms knapp zwei Tonnen wiegt. Insgesamt baggern die drei Maschinisten also mehr als 15.000 Tonnen Schlamm aus dem Wasser.

Wann der Teich zuletzt entschlammt wurde, kann das zuständige Bezirksamt nicht sagen. Eine großräumige Entschlammung, wie sie aktuell läuft, habe demnach aber in den vergangenen 25 Jahren nicht stattgefunden. Laut NABU Schleswig-Holstein sollten spätestens alle fünf Jahre solche Schlammablagerungen aus Teichen entfernt werden.

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Verschlammung von Gewässern laut NABU landesweites Problem

Das Problem in Ammersbek ist laut NABU bei weitem aber kein Einzelfall, landesweit seien zahlreiche Teiche und ähnliche Gewässerverschlammt. Laut Thomas Behrends, Naturschutzreferent beim NABU Schleswig-Holstein, sind die Gewässer im Land auf der einen Seite zu stark mit Nährstoffen belastet, sodass Stauteiche eine zu gute Nährstoffversorgung bekommen. "Andererseits leiden viele innerortliche Staugewässer an Einträgen aus Regenwasser, zum Beispiel Straßenabwasser und dem Eintrag von Feinstmaterial (Straßen, PKW) mit entsprechenden Belastungen."

Ein spezieller Bagger entschlammt einen See. © NDR Foto: Pia Klaus
Das zuständige Bezirksamt Hamburg-Wandsbek hat für die Entschlammung eine Fachfirma beauftragt.

Und um dieses Straßenabwasser geht es laut Behrends auch bei der Vermeidung von Verschlammungen. Mittels geeigneter Regenrückhaltebecken könnten diese schädlichen Abwässer aufgefangen werden. Eine weitere Strategie ist die regelmäßige Trockenlegung der Gewässer im Spätsommer und Herbst. Denn gerade bei Wärme werde viel Schlamm produziert und ein kontrolliertes Trockenlegen der Gewässer, dämmt diese Produktion ein.

Eine Alternative zur Entschlammung per Bagger, ist die künstliche Zugabe von Bakterien, die den Schlamm abbauen sollen und eine Sauerstoffbelüftung in Form von sogenannten Nano-Bubbles. Doch beim NABU ist man da eher skeptisch - künstlich zugefügte Bakterien seien nicht umweltneutral und eine Nano-bubbles bezeichnet der Naturschutzrefernt als "unsicher".

Wie sich die Entschlammung auf die Flora und Fauna des Lottbeker Teichs auswirkt, wird man im Sommer sehen. Spätestens dann zeigt sich laut NABU auch, inwiefern durch den Einsatz der Schalen-Greifer zusätzlich Schlamm aufgewirbelt wurde, der möglicherweise den Bachunterlauf des Lottbeker Teichs getrübt hat.

 

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Dieses Thema im Programm:

Schleswig-Holstein Magazin | 28.01.2025 | 19:30 Uhr

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