Sechs Tonnen tote Tiere: Starkregen sorgt offenbar für Fischsterben

Stand: 20.08.2024 11:48 Uhr

Fischereivereine im Ammerland und in Ostfriesland beklagen Tausende tote Fische in mehreren Flüssen. Das große Fischsterben hängt wohl mit dem Unwetter in der vergangenen Woche zusammen.

Davon geht der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) aus. Die zeitliche Nähe lege "nahe, dass es sich bei dem aktuellen Fischsterben um Nachwirkungen des Starkregenereignisses handelt", teilte ein Sprecher am Dienstag mit. Nach Angaben des Landkreises Leer geht es um mehrere Tonnen toter Fischer in verschiedenen Flüssen. Betroffen sind aktuell vor allem die Flüsse Leda, Aper Tief und Jümme. Hier beobachten die Fischer derzeit täglich immer mehr verendete Tiere, die an der Wasseroberfläche treiben.

Sauerstoffmangel wohl Ursache für Fischsterben

Ursächlich für das Massensterben ist den Angaben zufolge ein besonders niedriger Sauerstoffgehalt in den Gewässern. Laut Biologe Jens Salva vom Landesfischereiverband ist durch den Starkregen zu viel sauerstoffarmes Wasser in die Flüsse gelangt. Unklar sei aber noch, ob zum Beispiel warmes Wasser aus Siedlungen das Fischsterben ausgelöst hat. Hintergrund: Laut Umweltministerium nimmt die Sättigungskonzentration von Sauerstoff mit steigender Temperatur ab. Das NLWKN teilte zudem mit, der Regen habe organisches Material etwa von landwirtschaftlichen Flächen in die Gewässer gespült, wodurch der Sauerstoffverbrauch gestiegen sei.

"Fischpopulation auf Jahre zerstört"

Bisher haben Fischereivereine nach eigenen Angaben schon sechs Tonnen toten Fisch aus den Gewässern gesammelt, darunter fast zwei Meter lange und 30 Jahre alte Welse, außerdem Aale, Brassen und Zander. Laut Jann Hesse vom Fischereiverein Altes Amt Stickhausen im Landkreis Leer hat besonders die Jümme nur noch einen Sauerstoffgehalt von 1,4 mg pro Liter. Der Normalwert liegt bei 8 mg pro Liter. Die Fischpopulation sei auf Jahre zerstört, sagte Hesse dem NDR Niedersachsen. Biologe Salva sorgt sich, dass so ein Fischsterben immer öfter vorkommen könne. Bereits im vergangenen Jahr hatte Starkregen für ein Fischsterben in Niedersachsens Flüssen gesorgt.

NLWKN: "Kann überall in Niedersachsen wieder auftreten"

Nach Angaben des NLWKN ist ein Gegensteuern - etwa durch Einpumpen von Sauerstoff in die betroffenen Flüsse - aufgrund der Größe der Gewässer nicht möglich. Bei entsprechenden Wetterlagen und Flächennutzungen könne sich ein solches Ereignis zudem überall in Niedersachsen wiederholen, heißt es. Völlig verhindern lasse es sich nicht. Deshalb sei ein gesamtgesellschaftliches Umdenken nötig, sagte ein Sprecher des Landesbetriebs: Zum Beispiel, indem den Gewässern wieder mehr Raum gegeben wird und die landwirtschaftliche Nutzung in Überschwemmungsgebieten naturverträglicher wird.

Verbot von Pestiziden soll Flüsse schützen

Mit dem "Niedersächsischen Weg" habe das Land Niedersachsen 2023 an allen Gewässern das Düngen und des Einsatzes von Pestiziden verboten, teilte das NLWKN mit. Damit solle die Nährstofffracht in den Böden reduziert werden. Für einen besseren Umgang mit Starkregen solle zudem noch in diesem Jahr eine vom Bundesamt für Kartographie und Geodäsie (BKG) erstellte landesweite "Hinweiskarte Starkregengefahren" online veröffentlicht werden. Diese Daten zeigten grob und vereinfachend, in welchen Bereichen eine Gefahr infolge von Starkregen bestehen könnte, um daraus Schutzkonzepte und weitere Maßnahmen zu erarbeiten, so das NLWKN.

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