Hätte das Fischsterben im Nordwesten verhindert werden können?
Das Fischsterben nach Starkregen in Cuxhaven, Osterholz und Wesermarsch wirft Fragen auf: Hätte man die Gewässer vorher besser vorbereiten können? Und wer wäre dafür zuständig gewesen?
Wie man das Fischsterben hätte verhindern können, darüber herrscht Uneinigkeit. Nicht selten scheinen sich die beteiligten Behörden wie Landkreise, Wasserbehörden, der Landesbetrieb für Wasserwirtschaft und die Entwässerungsverbände offenbar gegenseitig im Weg zu stehen, wie die Recherche des NDR Niedersachsen vermuten lässt. Im Landkreis Wesermarsch beispielsweise hätte der Entwässerungsverband die Weserwehre früher für frisches Wasser öffnen müssen, fordert der NABU. Der Entwässerungsverband verweist darauf, dass man dafür auf Sauerstoff-Messergebnisse des Landkreises angewiesen sei. Der Landkreis entgegnet, dass man gemessen habe, aber keine auffälligen Werte aufgetreten seien. Dem Entwässerungsverband Stedingen in der Wesermarsch stehen angeblich Umweltauflagen im Weg: Die Mitarbeiter würden gern die zugewachsenen Gräben früher im Jahr freischneiden, damit nicht noch mehr Pflanzen in die Gewässer fallen, heißt es dort - aber das sei wegen der Umweltvorschriften nicht möglich.
Organischer Eintrag bindet Sauerstoff
Im Nordwesten Niedersachsens waren am Donnerstag die Hunte, Geeste, Rohr, Lune, Hamme und Ollen von einem massiven Fischsterben betroffen. Tausende Fische in den Landkreisen Cuxhaven, Wesermarsch und Osterholz treiben nach Auskunft der betroffenen Kommunen tot auf dem Wasser. Aufgrund der starken Niederschläge in den vergangenen Tagen und Wochen seien große Wassermengen von landwirtschaftlichen Flächen, aber auch aus Siedlungs- und Gewerbegebieten in die Entwässerungsgräben und von dort in die Gewässer geflossen. Dadurch sei in größerem Maß organisches Material, also Pflanzen- und Erntereste, aber auch Nährstoffe und Dünger in die Gewässer gelangt. Deren Zersetzung verbrauche viel Sauerstoff. Für die Fische bleibt nicht genug zum Atmen - sie sterben in der Folge an Sauerstoffmangel.
Landkreis Cuxhaven warnt vor dem Baden in Seen
Aufgrund der anhaltend schlechten Situation in den Fließgewässern, warnen die Behörden im Landkreis Cuxhaven vor dem Baden in den Badeseen. Hierbei handele es sich um eine Vorsichtsmaßnahme, teilte ein Sprecher am Freitag mit. Bei sichtbaren Verunreinigungen sollte das Wasser nicht betreten werden. Die Gewässerqualität habe sich durch den Starkregen der vergangenen Tage und Wochen so sehr verschlechtert, dass sie sich inzwischen auch auf die stehenden Gewässer auswirken kann, hieß es. Der Sieverner See sei demnach für den Badebetrieb gesperrt. Der Grund für die Sperrung sind sichtbare Verunreinigungen und Meldungen gesundheitlicher Probleme nach dem Aufenthalt im See.
Braunes Wasser in der Wesermarsch
In der Ollen im Landkreis Wesermarsch schwamm auch am Freitag noch reichlich organisches Material, also Pflanzen- und Erntereste, Dünger, Blüten, Gräser und abgestorbene Äste - das Wasser ist braun und riecht unangenehm. Dieses organische Material binde zum Verrotten Sauerstoff, was zu Sauerstoffmangel in den Gewässern führe und den Tod der Fische zur Folge habe, erklärt Hartmut Drebing vom NABU Oldenburger Land. Der Landkreis Wesermarsch bittet weiter darum, Sichtungen von Fischsterben zu melden.
Landkreise ergreifen Maßnahmen
Die Landkreise leiten zur Belebung der Gewässer Sauerstoff ein, an der Hamme im Landkreis Osterholz ist dafür zum Beispiel die Feuerwehr verantwortlich. In der Wesermarsch sind nach In Informationen von NDR Niedersachsen inzwischen die Weserwehre geöffnet, um die Nebenflüsse mit sauerstoffreichem Wasser zu versorgen. Dass das allerdings in alle Ecken kommt und kurzfristig die Situation verbessert, sei unwahrscheinlich, sagte eine Landkreis-Sprecherin. Alles passiere viel zu spät, kritisiert der NABU. Das Fischsterben schade nicht nur der Natur, sondern auch den Angel- und Fischereivereinen, die viel Geld und Mühe investiert hätten, um Fische in den Flüssen anzusiedeln.