Mit Apps und Online-Diensten überfordert? Hier gibt es Hilfe in SH
Digitale Beratungsstellen bekommen immer mehr Zulauf. Die Möglichkeiten zur Finanzierung sind begrenzt. In Zukunft sind Kreise und das Ehrenamt gefragt, die Hilfsangebote aufrecht zu erhalten.
Das Deutschlandticket beantragen, online einen Arzttermin vereinbaren oder digital ein Auto anmelden: Im Zuge der Digitalisierung können zahlreiche Angelegenheiten nur noch online erledigt werden. Doch vier von zehn Deutschen fühlen sich laut einer aktuellen Studie des Digitaltags in der digitalen Welt abgehängt.

Die Hilfestellungen, die die digitale Welt nahe bringen, seien unermesslich, sagt Schleswig-Holsteins Digitalisierungsminister Dirk Schrödter (CDU). Das spüren auch die Mitarbeitenden im "Lokal.Digital" in Meldorf (Kreis Dithmarschen). Das ist einer von landesweit inzwischen 30 digitalen Knotenpunkten, an denen digital Überforderte kostenlos Hilfe bekommen.
Digitalkompetenz: Herausforderungen sind größer geworden
Das "Lokal.Digital" in der Bütjestraße in Meldorf besteht aus einem großen Raum voller kleiner Roboter, 3D-Druckern, einem Laser-Cutter, einer Virtual-Reality-Station und einem Beratungstisch. 2018 ist Andrea Beeck mit einem weiteren Kollegen hier gestartet. Inzwischen sind sie vier Mitarbeitende in Teilzeit und haben täglich vier Stunden geöffnet. Seit Januar hatte das Lokal in etwa 250 Besucherinnen und Besucher.

"Viele Alltagsdinge sind nur noch digital zu lösen, was einem gar nicht so auffällt, wenn man schon in der digitalen Welt unterwegs ist", erklärt Andrea Beeck. Immer mehr jüngere Menschen suchen inzwischen Hilfe in der Einrichtung. "50-jährige kommen oft mit Problemen rund um das Deutschlandticket oder rund um WhatsApp. Der Messenger hat nun seit Neuestem eine KI integriert und viele Jüngere fragen: Was soll das?", erzählt Beeck. Es kommen auch oft Fragen zum Datenschutz.
Digitale Knotenpunkte: Praktische Hilfe für überforderte Menschen
Am Dienstagvormittag besucht die Rentnerin Annegret Krampin das "Lokal.Digital". Sie hat genug von der Politik von US-Präsident Trump und von Amerika und will deshalb die Bezahl-App PayPal löschen. Andrea Beeck hilft ihr, ihren Account zu löschen und die App auf ihrem Smartphone zu deinstallieren. Annegret Krampin kommt in etwa alle zwei Wochen vorbei: "Weil immer so viele Fragen auftauchen und so viele Neuerungen. Die helfen mir hier sofort und ausführlich, so dass ich das verstehen kann. Und das hilft mir am meisten", sagt Krampin.
Workshops und Schulungen: Niedrigschwellige Angebote funktionieren
Der Digitaltag, eine gemeinnützige GmbH, forscht zur digitalen Teilhabe in Deutschland und stellt fest: Genau solche Lokale wie das in Meldorf helfen Menschen wirklich. "In Lehrräumen, wie beispielsweise Bibliotheken, Volkshochschulen mit Makerspaces oder auch Orten in den Kommunen, wo Menschen zusammenkommen können, unentgeltlich, niedrigschwellig, dort helfen digitale Workshops und Schulungen besonders gut", sagt Linda Machwitz vom Digitalltag. Das "Lokal.Digital" in Meldorf finanziert der Kreis Dithmarschen noch in diesem Jahr. Ob es im kommenden Jahr weitergehen kann, ist unklar. "Ich glaube, dass es nicht so gut aussieht, weil die Finanzen ja überall nicht besonders gut sind. Wir haben bisschen Sorge, dass das nicht weitergehen kann", sagt Andrea Beeck.
Politik will helfen, aber nicht alleine

Das Land investiert nach Angaben von Dirk Schrödter jährlich 100.000 Euro, um drei bis vier digitale Knotenpunkte zusätzlich an den Start zu bringen. Außerdem können die Einrichtungen Förderungen für Neuanschaffungen beantragen. Aber eine dauerhafte Finanzierung aller Knotenpunkte ist für das Land nicht machbar. Der Digitalisierungsminister Schrödter sieht eine Chance darin, an Orten, an denen Menschen ohnehin zusammenkommen, in Vereinen zum Beispiel, Kooperationen zu starten für digitale Hilfestellungen. "Wir sehen auch ganz, ganz viele ehrenamtliche Initiativen, die solche Unterstützungsangebote geben. Das Ehrenamt stützt ja ein Stück weit den gesellschaftlichen Zusammenhalt und der ist an der Stelle auch extrem wichtig", sagt Dirk Schrödter. Und so könnte es sein, dass auch das "Lokal.Digital" in Meldorf, das als eines der ersten landesweit an den Start ging, kreativ werden muss, um zu überleben.
Das sind die Anlaufstellen im Land
