Mehr Fälle von Hautkrebs in SH: Was Experten jetzt raten
Weil die Zahl der Fälle von weißem und schwarzem Hautkrebs in den vergangenen Jahren in Schleswig-Holstein zugenommen hat, warnen Mediziner und Krankenkassen vor ungeschütztem Sonnenbaden und raten zum regelmäßigen Hautkrebs-Screening.
Das gute Wetter mit vielen Sonnenstunden - für viele Schleswig-Holsteinerinnen und Schleswig-Holsteiner ein Grund, am Strand, auf dem Balkon oder im Park in der Sonne zu liegen. Das Problem: Durch Sonneneinstrahlungen steigt die Gefahr, an Hautkrebs zu erkranken. Die Barmer in Schleswig-Holstein rät allen Menschen dazu, sich ausreichend vor der Sonne zu schützen. Landesgeschäftsführer Bernd Hillebrandt appelliert insbesondere an junge Erwachsene: "Schon fünf Sonnenbrände bis zum 20. Lebensjahr erhöhen das Risiko, später an Hautkrebs zu erkranken, um 80 Prozent."
Mehr Fälle von weißem und schwarzem Hautkrebs
Laut Barmer diagnostizierten Ärztinnen und Ärzte im Jahr 2021 bei rund 87.400 Schleswig-Holsteinerinnen und Schleswig-Holsteinern weißen Hautkrebs. Im Jahr 2012 waren es noch rund 66.800. Das entspricht einem Anstieg von 31 Prozent innerhalb von zehn Jahren. Beim schwarzen Hautkrebs stieg die Zahl von 22.900 Fällen (2012) auf rund 25.400 Fälle (2021). Die AOK Nordwest meldet, dass 2021 auch die Anzahl der Krankenhauseinweisungen mit der Diagnose Hautkrebs im Vergleich zum Jahr davor um rund acht Prozent angestiegen ist. Es wird also deutlich: Die Diagnose schwarzer oder weißer Hautkrebs fällt häufiger.
Kein Sonnenbad ohne Schutz: Sonnencreme, Schatten, Sonnenhut
Hautkrebs ist nach Angaben der Deutschen Krebsgesellschaft die häufigste Krebserkrankung. Der sicherste Schutz vor Hauttumoren sei, abhängig vom Hauttyp, übermäßige Sonneneinwirkung zu vermeiden. Das bestätigt auch Prof. Dr. Axel Hauschild, Dermatologe aus Kiel: "Die Vorsorge für Hautkrebs ist aus meiner Sicht heraus wirklich unerlässlich und relativ einfach. Im Gegensatz zu anderen Tumoren brauchen wir unsere Ernährung nicht umstellen, sondern wir brauchen uns nur vor einer Sache ausreichend schützen: Sonnenlicht, also die UV Strahlung, die Krebs auslösen kann. Im Übrigen nicht nur den schwarzen Hautkrebs, sondern eben auch den hellen Hautkrebs." Sein Tipp: die Kernzeiten von 12 bis 15 Uhr vermeiden. "Wenn wir diese drei Stunden auslassen, lassen wir die hauptsächliche UV-A-Strahlung weg. Und das bedeutet: in dieser Zeit ruhen, etwas anderes machen, arbeiten oder sich schlichtweg in den Schatten legen."
Hautkrebs erkennen: Nicht nur cremen, sondern auch screenen
Je früher Hauttumore erkannt werden, desto besser ist nach Angaben der Deutschen Krebsgesellschaft die Heilungschance. Sie weist darauf hin, dass die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für ein Hautkrebsscreening ab dem 35. Lebensjahr übernehmen. Die Zahl der Vorsorgeuntersuchungen ging in den vergangenen drei Jahren allerdings zurück.
Experten vermuten, dass die Schleswig-Holsteinerinnen und Schleswig-Holsteiner aus Angst vor einer Corona-Erkrankung seltener zum Hautarzt gegangen sind. Nach Angaben der AOK Nordwest gingen 2021 lediglich 11,2 Prozent der Versicherten zum kostenfreien Hautkrebs-Screening, 2019 waren es 13,3 Prozent. Axel Hauschildt sieht aber in seiner Praxis und beim Austausch mit Kolleginnen und Kollegen einen Aufwärtstrend: "Zur Prophylaxe kann ich sagen, dass in Schleswig-Holstein das Hautkrebs-Screening meines Wissens nach gut angenommen wurde."
Teils lange Wartezeiten bei Terminen
Das Problem sei, dass Patientinnen und Patienten teils länger auf einen Termin warten müssten. "Aber wenn jemand den Verdacht auf einen Hautkrebs hat oder auch vom Hausarzt geschickt wird, dann wird er auch einen raschen Termin kriegen. Alle anderen müssen halt warten." Die durchschnittliche Wartezeit betrage etwa zehn Wochen, so der Kieler Dermatologe. Generell rät die Deutsche Krebsgesellschaft neben dem Hautkrebs-Screening beim Hautarzt immer zu einer Selbstuntersuchung. Jeder sollte sich einmal im Monat von Kopf bis Fuß ansehen und auffällig erscheinende Hautpartien oder sich verändernde Muttermale vom Arzt oder der Ärztin abklären lassen.