Maul- und Klauenseuche: Betriebe in SH sind alarmiert

Stand: 14.01.2025 17:49 Uhr

Vergangene Woche wurde die Maul- und Klauenseuche in Brandenburg nachgewiesen - drei Büffel starben, elf weitere mussten getötet werden. In Berlin berät ein Krisenstab zum weiteren Vorgehen - Landwirte in SH treffen Sicherheitsvorkehrungen.

von Christian Öchsle

Gummistiefel desinfizieren, Stall-Hygiene hoch halten und keine Tiere von außerhalb kaufen: Auf dem Hof von Familie Butenschön in Bargstedt (Kreis Rendsburg-Eckernförde) gehört die Prävention von Tierkrankheiten zum Alltag - und das nicht erst seit dem Ausbruch der Maul- und Klauenseuche (MKS) im rund 350 Kilometer entfernten Hönow in Brandenburg.

Verschiedene Erreger habe man so schon vom Hof fernhalten können, berichtet Henrik Butenschön NDR Schleswig-Holstein. Auf dem Hof hält die Familie 700 Rinder. Auf Antibiotikum und Impfstoffe seien seine Tiere dank ihrer guten Immunabwehr selten angewiesen, so der 52-Jährige weiter.

Hoffnung darauf, dass die Seuche eingedämmt wird

Und dennoch: "Wir machen uns wirklich ernsthafte Gedanken", berichtet der Landwirt, "noch ist die Seuche in Brandenburg und wir hoffen, dass man sie dort eingedämmt bekommt." Den Schweinetransport habe man bereits eingegrenzt - "wenn das jetzt auch noch auf Milch und Fleisch übergeht, wäre das katastrophal für die deutsche Landwirtschaft", prognostiziert Butenschön.

Landwirt Henrik Butenschön aus Bargstedt im Interview. © NDR Foto: Moritz Ohlsen
Auf ihrem Hof in Bargstedt hält Familie Butenschön knapp 700 Rinder. Die Sorge vor einem Befall ist groß.

Eine sogenannte Ertragsausfallversicherung habe er abgeschlossen, doch die Konsequenzen eines Ausbruchs auf seinem Hof mit hunderten Tieren wären grausam, meint er. Wird MKS bei einem Tier festgestellt, muss der ganze Bestand eines Hofes getötet werden, damit die Tierseuche sich nicht weiter ausbreitet.

Staatssekretärin: Kein Vergleich zur Blauzungenkrankheit

In Berlin berät derweil ein Krisenstab auf Bundesebene über das weitere Vorgehen mit MKS. Staatssekretärin Anne Benett-Sturies war am Dienstag für das Schleswig-Holsteinische Landwirtschaftsministerium dabei. Konkrete Maßnahmen seien nicht beschlossen worden.

Zunächst müsse man herausfinden, wie das Virus nach Hönow gelangen konnte, berichtet Benett-Sturies. Was dagegen bereits gewiss sei: "ein wirtschaftlicher Schaden - denn Deutschland ist nicht mehr frei von Maul- und Klauenseuche".

Benett-Sturies' Aufgabe ist es zurzeit, Verbände und Landwirte zu sensibilisieren, bei Tiertransporten und -auktionen entsprechend Vorsorge zu treffen. Auch der Jägerschaft im Land habe man jetzt klare Hinweise geben müssen - denn auch Wildtiere könnten sich mit der Seuche infizieren, so die Staatssekretärin. Man habe alle Akteure im Land und das Landeslabor vorbereitet - sollte es zu einem Befall in Schleswig-Holstein kommen.

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"Wir haben eine vollkommen andere Situation als bei der Blauzungenkrankheit", erklärt die Staatssekretärin. Denn MKS könne auch über die Luft übertragen werden. Jeder und jedes Material könne zum Überträger werden, deshalb sei noch mehr Aufmerksamkeit und Vorsicht geboten.

Die Blauzungenkrankheit hatte in Sommer und Herbst vor allem für verendete Schafe gesorgt. Die Krankheit wird hauptsächlich über Stechmücken übertragen.

Virologe Fickenscher von der Uni Kiel: "Sorge ist berechtigt"

"An Wind haben wir bekanntlich keinen Mangel", stellt der Virologe Helmut Fickenscher von der Universität Kiel fest. Die frühe Eingrenzung des Virus sei wichtig - lokale Maßnahmen essenziell, bestätigt der Wissenschaftler. Er hält es für gut möglich, dass der Erreger über internationale Lebensmitteltransporte nach Deutschland gelangt ist.

Mehrere Länder verhängen Einfuhrstopp

Mexiko und Südkorea hatten bereits ein vorläufiges Importverbot für deutsches Schweinefleisch verhängt - am Dienstag reagierte auch Großbritannien mit einem Einfuhrstopp auf den MKS-Ausbruch in Brandenburg: Der Import von Rindern, Schweinen und Schafen aus Deutschland ist ab sofort verboten. Der Importstopp gilt auch für frisches Fleisch von Huftieren. Der Handel innerhalb der EU läuft bislang mit kleineren Einschränkungen weiter.

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"Vorsicht Seuchengefahr!", steht auf einem Schild an einem Betrieb in Mehrow in Brandenburg. Es ist eine Vorsichtsmaßnahme nach dem Ausbruch der Maul- und Klauenseuche. © Annette Riedl/dpa

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Für Menschen ist die Maul- und Klauenseuche ungefährlich

MKS ist eine hochansteckende Viruserkrankung, von der Rinder, Schweine, Schafe, Ziegen und andere Paarhufer betroffen sind. Neben hohem Fieber, Appetitlosigkeit und Apathie entwickeln sich typische Blasen am Maul und auf der Zunge sowie an den Klauen und den Zitzen.

Viele Tiere zeigen Lahmheitserscheinungen oder können vor Schmerzen gar nicht mehr gehen, wie das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) erläutert. Bei Schafen und Ziegen verläuft die Infektion hingegen meist unauffällig. Für den Menschen als Verbraucher von pasteurisierter Milch, Milchprodukten oder von Fleisch besteht nach Angaben des FLI keine Gefahr.

Trockenheit und Kälte machen dem Erreger wenig aus

Das Virus ist sehr widerstandsfähig - das hilft ihm dabei, sich zu verbreiten. Selbst längere Trockenheit und Kälte machen dem Erreger wenig aus. So kann das Virus in nicht ausreichend erhitzter Milch, gefrorenem oder gepökeltem Fleisch monatelang infektiös bleiben.

In der EU war MKS zuletzt 2011 in Bulgarien aufgetreten, in Deutschland im Jahr 1988 in Niedersachsen. Damals mussten auf drei Gehöften im Landkreis Hannover hunderte Tiere getötet werden. Mit der Einrichtung von Sperrbezirken und Impfaktionen ging man gegen die Ausbreitung des Virus vor.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 14.01.2025 | 17:00 Uhr

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