Landtag: Kein neuer Flüchtlingspakt

Stand: 24.02.2023 18:13 Uhr

Einen Flüchtlingspakt wie 2015 wird es in Schleswig-Holstein vorerst nicht geben. Der Landtag hat gegen einen entsprechenden Antrag der SPD-Fraktion gestimmt.

Der Landtag lehnt einen Flüchtlingspakt für Schleswig-Holstein ab. Die Sozialdemokraten hatten beantragt, Akteurinnen und Akteure von Politik, Wirtschaft, Kirchen, Sozial- und Flüchtlingsverbänden, Ehrenamt und Wohnungswirtschaft nach dem Vorbild des Flüchtlingspakts von 2015 an einen Tisch zu bringen. Die Abgeordneten stimmten stattdessen für einen Alternativantrag von CDU und Grünen, der die Landesregierung unter anderem auffordert, die Gespräche mit den Spitzen der kommunalen Landesverbände regelmäßig fortzuführen.

Midyatli: Mehr tun als nur Hilfe von Bund

"Niemand im Land sagt, dass es einfach ist", meinte die SPD-Abgeordnete Serpil Midyatli. Trotzdem könne die Landesregierung mehr tun und nicht immer nur Hilfe vom Bund erbitten. Midyatli wandte sich direkt an Intergrationsministerin Aminata Touré (Grüne): "Die Container für die Unterbringung werden nicht vom Bund organisiert. Das ist Ihr Job, Frau Touré!" Auch müsse die Landesregierung für die medizinische Versorgung der Geflüchteten sorgen und sich um die Anerkennung von Berufsabschlüssen kümmern.

Die SPD bekam Rückendeckung für ihre Forderung nach einer Wiederauflage des Flüchtlingsgipfels von den anderen Oppositionsfraktionen. Der FDP-Abgeordnete Bernd Buchholz warf Touré vor, nicht genug mit den Kommunen zu reden. Und auch SSW-Fraktionschef Lars Harms meinte, es sei an der Zeit, dass sich alle an einen Tisch setzen.

Touré: "Wir haben einen Plan!"

Integrationsminsiterin Touré hält einen Flüchtlingsgipfel für unnötig und verwies darauf, dass das Land die Kommunen schon jetzt stark unterstütze. "Wir haben einen Plan", so Touré. Das Land habe den Kommunen Millionen gegeben und sorge weiter für Wohnraum. Auf allen Kanälen würde Kontakt zu den Kommunen gesucht, um die Herausforderungen zu meistern. Für eine darüber hinausgehende Unterstützung sieht die CDU den Bund in der Verantwortung - und nicht das Land.

Nach Angaben der Landesregierung sind bislang mehr als 31.000 Menschen aus der Ukraine nach Schleswig-Holstein geflüchtet. Dazu kommen demnach knapp 10.000 weitere Asylsuchende aus anderen Ländern. Das Land erhöht nach Tourés Angaben die Kapazitäten in den Landesliegenschaften auf 7.200 Betten. Sollten alle Maßnahmen nicht reichen, werde das Land weitere Unterkünfte schaffen. "Wir lassen die Kommunen als Landesregierung nicht allein", sagte die Ministerin.

Weitere Informationen
In der Flüchtlingsunterkunft in der Arkonastraße sind mittlerweile viele ukrainische Familien untergebracht. © Screenshot
3 Min

Ukraine-Krieg: Über Nacht zum Flüchtlingsheim

Vor einem Jahr wurde eine Kieler Gemeinschaftsunterkunft eine Flüchtlingsunterkunft - viele Ukrainer leben bereits seit über sechs Monaten dort. 3 Min

Die Schatten einer Frau, eines Kindes und eines Mann vor einer Mauer. © photocase.de Foto: krockenmitte

Geflüchtete in SH: Kommunen haben kaum noch Wohnraum

Kreisen und Gemeinden fehlt Wohnraum, um Geflüchtete unterzubringen. Bei einem Flüchtlingsgipfel in Berlin sollen Lösungen gefunden werden. mehr

Der Vorsitzende des Landkreistages in Schleswig-Holstein Reinhard Sager (CDU) © dpa Foto: Sebastian Willnow

Flüchtlingssituation: Auch Kommunen in SH warnen vor Eskalation

Viele Kreise und Kommunen fühlen sich bei der Aufnahme von Geflüchteten überfordert. Landkreistagspräsident Sager fordert einen Gipfel. mehr

Drei Frauen sitzen an einem Tisch mit einer ehrenamtlichen Lehrerin bei einem Sprachkurs beim Bad Oldesloer Verein Kaktus. © NDR Foto: Johannes Tran

Frust bei Geflüchteten: Vielerorts zu wenige Deutschkurse

Es fehle an Lehrkräften, Räumen und Geld, kritisieren die Kursanbietenden. Kritik kommt auch aus der Wirtschaft. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 24.02.2023 | 15:00 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Migration

Landtag Schleswig-Holstein

Nachrichten aus Schleswig-Holstein

Ein Heizungsthermostat ist auf die Stufe 3 eingestellt © picture alliance / Zoonar Foto: stockfotos-mg

Heizen mit Fernwärme: Sinkende Preise im Jahr 2025 in SH erwartet

Bei vielen Fernwärme-Kunden kommen dann die gesunkenen Gaspreise an. Davon gehen Verbraucherzentrale und Landeskartellbehörde aus. mehr

Videos