Inka von Puttkamer - Kommandeurin von zwölf Booten
Fregattenkapitän Inka von Puttkamer führt zwölf Boote und 600 Menschen an - als Kommandeurin des 3. Minensuchgeschwaders in Kiel. Vor mehr als 20 Jahren begann ihre Karriere in der Deutschen Marine.
Gut getarnt im grauen Dezemberhimmel läuft die "Weilheim" in den Kieler Marinehafen ein. Neben dutzenden Angehörigen wartet auch Fregattenkapitän Inka von Puttkamer auf die Rückkehr "ihres" Bootes: "Das ist ein besonderer Moment, auf den man hinarbeitet [...]. Weil ich dann auch weiß, alle sind sicher zurück und haben den Einsatz erfolgreich hinter sich gebracht", erzählt sie lächelnd. Die "Weilheim" ist eines von insgesamt zwölf Booten im 3. Minensuchgeschwader.
Seit neun Monaten führt Fregattenkapitän Inka von Puttkamer diesen Kampfverband an. Nach mehreren Stationen im In- und Ausland ist sie nach Kiel zurückgekehrt. "Mit dem Vagabundenleben, was ich so führe, ist Kiel immer wieder Heimatstützpunkt gewesen. Es ist schön, hierher zurückzukommen, weil ich mich hier auskenne, weil das für uns als Familie auch Heimat ist."
Marinelaufbahn begann vor mehr als 20 Jahren
Ihre Familie, das sind ihr Mann und ihre drei Kinder. Ursprünglich stammt Inka von Puttkamer aus Wilhelmshaven (Niedersachsen) - schon ihr Vater war bei der Marine. Auch ihr Mann ist Fregattenkapitän. Ihre eigene Laufbahn begann sie im Jahr 2001 als alle militärischen Laufbahnen bei der Bundeswehr auch für Frauen geöffnet wurden. 2013 wurde sie eine der ersten Kommandantinnen bei der Marine. Zwei Jahre lang führte sie von Kiel aus das Minenjagdboot "Homburg". Später war sie stellvertretende Kommandeurin des 3. Minensuchgeschwaders. "Ich habe meine Entwicklung immer als konsequent angesehen. Da kam immer ein Schritt nach dem anderen", erzählt sie.
Arbeit vor allem vom Schreibtisch aus
Jetzt führt Inka von Puttkamer 600 Menschen. "Ich musste erstmal die Menschen kennenlernen. Ich kenne viele, weil ich schon vorher in diesem Geschwader war. Trotzdem ist es immer wieder was Neues." In den letzten Monaten war sie auch selbst mit auf See, aber überwiegend macht sie Job vom Büro aus. "Das ist ganz viel Administration, das kann man nicht verschweigen. Besser ist es natürlich immer, wenn man mal auf See ist und mit dabei ist und die Menschen kennenlernt. Vom Schreibtisch ist das schwieriger zu beurteilen." Mit den Kommandanten hält sie engen Kontakt: "Ich will natürlich wissen, wie die Stimmung an Bord ist und wie die Offiziere sich machen, für die bin ich ja ganz besonders verantwortlich."
Von Puttkamer führt als erste Frau den Kampfverband der Deutschen Marine an
Als ihre Karriere begann, war sie eine von wenigen Frauen unter Männern bei der Marine. Gerade für die Älteren sei das ungewohnt gewesen. "Natürlich wird man auch das ein oder andere Mal getestet, wie viel man so abkann. Aber ich hab die Erfahrung gemacht, wenn man da mit einem normalen Menschenverstand rangeht, dann lösen sich die Sachen meistens von selber. Wir sind ja auch alle nur Menschen", sagt die 42-Jährige.
Dass sie jetzt als erste Frau einen Kampfverband der Marine anführt, sei eine tolle Normalität, sagt ihr Stellvertreter, Fregattenkapitän Mario Bewert: "Ich bin seit über zehn Jahren hier im Geschwader. Und schon immer gab es Frau Kapitän von Puttkamer. Und auch andere Frauen. Daher ist es für mich auch gar nichts neues und aufregendes, dass eine Frau in der Hierarchie auch über mir steht." Ihre offene und empathische Art werde sehr geschätzt.
Bundeswehr ermöglicht flexible Arbeitszeiten
Sowohl Inka von Puttkamer als auch ihr Mann Bogislav-Jesko von Puttkamer sind in verantwortungsvollen Positionen bei der Marine. Aktuell ist ihr Mann für mehrere Monate auf See. Unterstützung bei der Kinderbetreuung bekommen sie von den Großeltern und der Bundeswehr: "Ich teile meine Arbeitszeit flexibel auf. Und das macht die Bundeswehr möglich. Es ist ziemlich egal, wann ich meine Aufgaben erledige. Hauptsache, ich erledige sie." Morgens ist sie im Büro, kümmert sich dann um die Familie. Abends geht es am Laptop von zuhause aus weiter.
Ihr stellvertretender Kommandeur, Mario Bewert, sagt über sie: "Ich glaube, dass sie eine sehr harte Arbeiterin ist. Sie managed Beruf, Familie, alles parallel und das macht sie ganz ausgezeichnet. Sie verliert sich nicht in Details. Sie lässt Freiheiten und wo es nötig ist, sagt sie dann, was sie selber möchte."
Marinearbeit habe sich verändert
Neun Monate ist Inka von Puttkamer jetzt Kommandeurin des 3. Minensuchgeschwaders. Dazu gehören zehn Minenjagdboote und zwei Minenabwehrboote. Mindestens zwei davon werden pro Jahr in NATO-Einsatzverbände eingebunden. Die Herausforderungen seien groß: "Grundsätzlich ist Seefahrt immer ernst. Sobald wir rausfahren, egal was wir machen, wir kämpfen mit den Naturgewalten. Die Bedrohung gemäß politischer Weltlage ist natürlich sehr viel präsenter geworden."
Einsatzbereite Einheiten stellen und den NATO-Auftrag erfüllen - das sind Inka von Puttkamers Aufgaben, auch im kommenden Jahr. "Es ist eine große Ehre, dass ich das machen darf, macht mir jeden Tag aufs Neue Spaß. Ich fühle mich unglaublich stolz, dass ich diesen Dienstposten habe." Schon am 11. Januar 2025 legt eines ihrer Boote wieder für einen NATO-Einsatz ab. Inka von Puttkamer wird dann wieder an die Pier kommen, ihre Besatzung verabschieden und den Einsatz von Kiel aus begleiten.
Hinweis der Redaktion: In einer früheren Version dieses Beitrages war von Schiffen die Rede. Bei der Einheit des 3. Minensuchgeschwaders handelt es sich ausschließlich um Boote. Ein Boot ist die kleinere von zwei unterschiedlichen Einheiten der Marine unter Führung eines Kommandanten oder Kommandantin. An Bord eines Bootes gibt es, anders als bei Schiffen, keinen Ersten Offizier. Der Marine-Begriff Boot hat daher auch nichts mit der Größe eines Wasserfahrzeugs zu tun.