Kinderkliniken in Schleswig-Holstein am Limit
In Schleswig-Holstein grassieren viele Erkältungsviren. Daher gibt es in vielen Kinderkliniken keine oder kaum noch freie Betten. Besonders das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) setzt den Kindern zu.
Volle Arztpraxen und starke Auslastung in den Kliniken, vor allem in den Kinderkliniken. Nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung, der Krankenhausgesellschaft sowie des Gesundheitsministeriums sind in Schleswig-Holstein außergewöhnlich viele Menschen von Atemwegserkrankungen betroffen. Unter ihnen auch viele Kinder. Den Angaben zufolge grassieren aktuell zahlreiche Erkältungsviren in Schleswig-Holstein - viele Kinder litten an einer Infektion mit dem RS-Virus, die bei Kleinkindern in den ersten Lebenswochen zu schwereren Verläufen führen kann.
Auch andere Infektionen führen zu überfüllten Wartezimmern
Zusätzlich habe die Zahl der Menschen, die an Grippe erkrankt sind, sowie die von Corona-Infizierten zugenommen. Diese Erkrankungswelle erfordere Geduld, heißt es aus dem schleswig-holsteinischen Gesundheitsministerium und den Kliniken. Patienten sollten längere Wartezeiten einplanen, Routine-Untersuchungen könnten verschoben werden. Wenn möglich, so der Appell, sollten Patienten von der telefonischen Krankschreibung für Schule, Kita oder Beruf Gebrauch machen und damit die Praxen entlasten. Krankenhausgesellschaft, Kassenärztliche Vereinigung und Gesundheitsministerium werben zudem dafür, sich gegen Grippe impfen zu lassen. Das gehe auch in den Impfstellen des Landes.
Besonders betroffen: Die Kleinen und Kleinsten
Vor allem das RS-Virus macht den Kindern zu schaffen. Das RSV ist nach Angaben des Robert Koch-Instituts ein weltweit verbreiteter Erreger von Erkrankungen der oberen und unteren Atemwege in jedem Lebensalter. Es ist jedoch einer der bedeutendsten Erreger von Atemwegsinfektionen bei Säuglingen, insbesondere Frühgeborenen, und Kleinkindern. RSV-Infektionen ähneln der Influenza. Nach aktuellen Schätzungen kommen RSV-Atemwegserkrankungen jedoch weltweit mit einer Inzidenz von 48,5 Fällen pro 1.000 Kindern im ersten Lebensjahr vor - 5,6 Fälle verliefen schwer.
Kinderklinik Itzehoe: Intensivgeräte und Betten werden knapp
Die Kinderklinik in Itzehoe (Kreis Steinburg) berichtet, dass der Andrang in den vergangenen Wochen so groß war, dass sich die Station für einige Tage aus der ambulanten Versorgung komplett abmelden musste und sogar Triage-Modelle zum Einsatz kamen. Das heißt: Säuglinge und Kinder mit den schwersten Symptomen mussten vorrangig betreut werden - vor allem mit künstlicher Beatmung oder auf der Intensivstation. Andere junge Patienten mit weniger starken Symptomen mussten dafür warten.
Chefarzt sieht "Nachholeffekt" in Zusammenhang mit Corona
Der Chefarzt der Kinderklinik in Itzehoe sieht eine Art Nachholeffekt. Kinder würden aktuell Infekte durchlaufen, die nicht ganz so stark zirkulieren. Laut Dr. Georg Hillebrand muss man ein Immunsystem zwar nicht nicht wie einen Muskel trainieren, indem man es zum Beispiel dauernd schwersten Infektionen aussetzt. Aber man könne es mit einem Fotoalbum vergleichen, in das regelmäßig Fotos eingeklebt werden. "Und dann kann man sich erinnern". Dieses regelmäßige Einkleben ist nach seinen Worten durch die Pandemie-Maßnahmen möglicherweise einige Male ausgeblieben oder etwas verzögert worden: "Maske-Tragen war ein Thema - das hat sicherlich dazu beigetragen, dass etwas weniger Atemwegsinfekte zirkulierten.“
Auch viele andere Kliniken aus Schleswig (Kreis Schleswig-Flensburg), Heide (Kreis Dithmarschen), Südholstein und Hamburg melden unter anderem "Arbeit an der Belastungsgrenze". Die Ameos Kliniken in Eutin, Oldenburg und auf Fehmarn (alle Kreis Ostholstein) geben hingegen noch freie Behandlungsbetten an.