Insektenschutz im Norden: Blühstreifen und Wilde Wiesen
Blühstreifen, Äcker und kleine Grünflächen können wertvolle Lebensräume für Kleinstlebewesen und andere Insekten sein. Verschiedene Initiativen im Norden setzen sich dafür ein, dass mehr davon entstehen.
Im Frühling sind Insekten und andere Kleinstlebewesen wieder auf der Suche nach Nahrung und neuen Lebensräumen. Blühstreifen auf Äckern sehen nicht nur schön bunt aus, sondern können auch ein wertvoller Lebensraum sein. Die "Wilde Pracht" aus Kropp im Norden Schleswig-Holsteins ist eines von vielen Projekten, die sich dafür stark machen, mehr dieser Räume zu schaffen. Ins Leben gerufen hat es Landwirt Christian Plöhn. Zur Aussaat ist seine Drillmaschine gefüllt mit 10 Kilo Samen - darunter Malve, Phacelia, Dill, Senf und viele weiteren Pflanzen und Gräser. Er bringt sie auf einer rund 2.000 Quadratmeter großen Teilfläche seines Ackers aus. Hier entsteht ein Blühstreifen neben seinem Mais: "Die ersten Blüten unserer Mischung werden jetzt in wenigen Wochen schon sprießen und dann geht es immer ineinander über. Zum Abschluss des Sommers kommt dann die Sonnenblume. Erst bietet sie den Insekten eine tolle Blüte und im Herbst ist sie Futter für die Vögel."
Patin oder Pate für einen Blühstreifen werden
Der Blühstreifen in Kropp ist etwas Besonderes, denn er ist mit Hilfe von Patenschaften entstanden. Landwirt Christian Plöhn hat das Konzept zusammen mit seinem Cousin und Digitalisierungsexperten Gunnar Plöhn, und dessen Partnerin Birte Schmidt realisiert. "Wilde Pracht" haben sie es genannt. Über eine eigens programmierte Website können potenzielle Kunden Patenschaften für Blühflächen übernehmen oder verschenken. Zehn Quadratmeter kosten hier 20 Euro. In einem Newsletter erfahren die Kunden jeden Monat, wie ihr Stück Blühstreifen gerade aussieht. Birte Schmidt schreibt und verschickt die sogenannte "Bienenpost": "Wir haben uns besonders nachhaltige Ziele gesetzt. Andere arbeiten mit Firmen zusammen, die dann sehr große Flächen abnehmen. Sie werben damit, dass sie drei Hektar auf einmal verkaufen. Wir suchen uns die Firmen mit denen wir kooperieren wirklich ganz gezielt aus."
Verschiedene Initiativen im Norden
Mitstreiter Gunnar Plöhn betrachtet das Projekt als ein "groß gewordenes" Hobby. Zwar lasse sich damit auch Geld verdienen, aber es sei nicht klar, ob es im Verhältnis zum Aufwand steht: "Wenn wir jetzt den Stundenlohn runterrechnen würden, hätten wir eher ein Problem. Aber ich glaube wir sind alle sehr glücklich über das, was wir da machen."
Die "Wilde Pracht" aus Kropp ist nicht das einzige Blühstreifen-Projekt in Norddeutschland. Es hat sich sogar schon eine kleine Szene gebildet. Das Aktionsbündnis "Wilde Wiese Wendland" aus Niedersachsen etwa hat sich der Rettung der regionalen Artenvielfalt verschrieben. Wie der Name schon sagt, geht es nicht nur um Blühstreifen, sondern um ein ganzes Netzwerk aus wilden Wiesen, die überall im Wendland verteilt liegen. Im Landkreis Oldenburg ist das Projekt "Insekten retten" vom NABU aktiv. Hier werden Privatpersonen eingehend beraten, ihre Gärten insektenfreundlicher zu gestalten.
Landwirtschaft im Wandel
Auch Christian Plöhn aus Kropp verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz: "Wir wollen nicht ein ganzes Feld voller Blumen, sondern den Insekten hier und da einen Lebensraum bieten. Die Insekten sollen überall in der Natur Nahrung finden. Nicht nur auf einem riesigen Feld." Der Acker von Landwirt Sönke Thomsen liegt etwa drei Kilometer entfernt. Er ist der erste Landwirt, der bei dem Kropper Blühstreifen-Projekt mitmacht. Bei diesem Projekt habe ihn vor allem der regionale Aspekt überzeugt, erzählt er. Und noch etwas anderes war ihm wichtig: "Als junger Familienvater möchte ich meiner kleinen Tochter Landwirtschaft besser erklären können. Wir füttern nicht nur Kühe oder kümmern uns um den landwirtschaftlichen Betrieb. Es gibt noch andere Sachen, um die wir uns in Zukunft auch kümmern wollen." Mehr als 100 Blühpatenschaften unterstützen das Projekt bereits. Landwirte haben sich ebenfalls bei den Machern von "Wilde Pracht" aus Kropp gemeldet und wollen Blühflächen zur Verfügung stellen.