Massiver Stellenabbau bei Imland Kliniken immer wahrscheinlicher
190 Stellen sollen an den Imland Kliniken in Rendsburg und Eckernförde gestrichen werden, so sieht es das Sanierungskonzept der Geschäftsführung vor. Auch wenn noch nichts endgültig entschieden ist, zeichnet sich ab: Ohne massive Einschnitte werden die Kliniken nicht zu retten sein.
Die Pläne sehen vor, dass 190 Stellen abgebaut werden sollen. Das bestätigte der Generalbevollmächtigte der Imland Klinken Rainer Eckert. Am Dienstag hatte die Geschäftsführung die Belegschaft über die Pläne informiert. Laut Eckert soll in allen Bereichen und an beiden Standorten in Rendsburg und Eckernförde Personal abgebaut werden - außer in der Pflege. Insgesamt gibt es an beiden Standorten zusammen 1.800 Vollzeitstellen.
Da in den Imland Kliniken jedoch viele Menschen in Teilzeit arbeiten, vermutet Wolfgang Schütt, Vorsitzender des Betriebsrats am Standort Eckernförde, höhere Zahlen. Ihm zufolge würden sogar 250 bis 300 Imland-Mitarbeiter und -Mitarbeiterinnen ihren Job verlieren.
Kreistag könnte Stellenabbau verhindern
Dass es tatsächlich so kommt, ist noch nicht sicher. Denn das Sanierungskonzept basiert zunächst nur auf den Vorschlägen der Geschäftsführung rund um den Generalbevollmächtigten Rainer Eckert. Der Kreistag als Eigentümer der Imland Kliniken muss dem Plan zustimmen. Der Betriebsrat hofft, dass die Politiker mehr Arbeitsplätze erhalten wollen und den Plänen in der vorliegenden Form daher nicht zustimmen werden.
Insolvenzrecht zwingt Imland zu Sanierungskonzept
Dem Kreis bleibt jedoch wenig Spielraum. Denn laut Insolvenzrecht müssen die Kliniken im Rahmen des sogenannten Schutzschirmverfahrens, in dem sie sich gerade befinden, einen Plan vorlegen, wie sie aus eigener Kraft wieder schwarze Zahlen schreiben können. "Die Kosten eines Krankenhauses sind zum großen Teil Personalkosten", meint Patrick Reimund, Geschäftsführer von der Krankenhausgesellschaft Schleswig-Holstein (KGSH). "Das heißt, es führt auch kein Weg daran vorbei, dass auch da angesetzt werden muss," sagte der Krankenhausexperte.
Städtisches Krankenhaus Kiel plant bei Fusion weniger Stellenstreichungen
Das Sanierungskonzept greift jedoch nur, wenn sich keine Interessenten finden, die ein schlüssiges und durchfinanziertes Konzept für eine Übernahme der Imland Klinken vorlegen können. Neben privaten Anbietern, die bisher noch nicht öffentlich genannt werden, hat das Städtische Krankenhaus Kiel seinen Hut in den Ring geworfen. Aktuell habe man noch keinen detaillierten Einblick in die Zahlen der Imland Klinken, meint Krankenhaus-Geschäftsführer Roland Ventzke. Doch nach jetzigem Stand geht er davon aus, dass auch im Falle eines Zusammenschlusses von Imland und dem Städtischen Krankenhaus Kiel Arbeitsplätze bei den Imland Kliniken wegfallen werden - wenn auch nicht so viele wie im Sanierungskonzept geplant.
Düstere Aussichten für Imland-Standort Eckernförde
Obwohl Generalbevollmächtigter Rainer Eckert betont, dass die Einsparungen nicht auf dem Rücken des Standorts Eckernförde ausgetragen werden sollen, geht der Betriebsrat davon aus, dass dieser Standort besonders betroffen sein wird. Kiels Krankenhauschef Ventzke würde - falls es zu einem Zusammenschluss kommt - dort die klassische Notfallversorgung abschaffen und auch die bereits geschlossene Geburtshilfe nicht wieder öffnen, erklärte er in der vergangenen Woche im Sozialausschuss des schleswig-holsteinischen Landtags. Eine Möglichkeit wäre jedoch, eine geriatrisch-internistische Station (Innere Medizin und Altersmedizin) in Eckernförde einzurichten. Es ist jedoch vollkommen unklar, ob das Land diese finanzieren wird. Auf Anfrage möchte sich Gesundheitsministerin Kerstin von der Decken (CDU) nicht zu den Imland Klinken äußern.
Kritik aus dem Landtag Schleswig-Holstein
Die Eckernförder Landtagsabgeordnete Jette Waldinger-Thiering (SSW) wirft dem Klinik-Management vor, erneut die Bedürfnisse von Beschäftigten und Patienten mit Füßen zu treten und einfach Fakten zu schaffen. "Der Standort hat beim Management längst keine Priorität mehr", sagte die SSW-Abgeordnete am Mittwoch in Kiel. Von anderen Parteien sind jedoch weit entspanntere Töne zu hören. Man gehe davon aus, dass Angestellte im Gesundheitsbereich in Anbetracht des Fachkräftemangels schnell wieder einen neuen Job fänden, heißt es etwa. Allerdings geht es nach NDR Informationen bei den Stellen, die Imland streichen möchte, auch um Mitarbeitende in der Verwaltung und im Service, wie zum Beispiel Reinigungskräfte. Zwar würden auch die auf dem Arbeitsmarkt gesucht, sagt Reimund von der KGSH. Die Frage sei aber, ob sie einen Job in Wohnortnähe finden würden, der ähnlich wie der bei den Imland Kliniken vergütet wird.
Sorge in der Imland-Belegschaft wächst
Betriebsratschef Schütt berichtet von vielen frustrierten Kolleginnen und Kollegen in der Imland-Belegschaft, die dem Unternehmen bisher treu geblieben sind. Er befürchtet jedoch, dass aufgrund der angekündigten Stellenstreichungen viele Mitarbeiter aus Angst vor Entlassungen kündigen könnten - auch wenn das Unternehmen sie eigentlich behalten möchte.