Landesverband: Unkundige Neu-Imker gefährden Bienenvölker
Etwa 4.000 Imkerinnen und Imker sind dem Landesverband Schleswig-Holstein zufolge in Vereinen organisiert. Laut Schätzungen imkern noch einmal so viele ohne das nötige Fachwissen und schauen höchstens ein paar Online-Tutorials. Sie gefährden nicht nur das Leben ihrer eigenen Bienenvölker.
Harmonisches Summen im Garten und einmal im Jahr selbstgeschleuderter Honig: Imkern liegt voll im Trend. Die eigenen Bienenvölker im Garten stehen zu haben - viele verbinden das mit einem Gefühl der Entschleunigung und Naturverbundenheit. Die Begeisterung freut Christian Krug vom Landesverband der Imkerinnen und Imker in Schleswig-Holstein - so seien die Kurse in der Imkerschule in Bad Segeberg seit Jahren gut gebucht. Wer mit dem Gedanken spielt, sich Bienen zuzulegen, sollte sich jedoch über die Verantwortung klar sein.
Bienen brauchen Fürsorge - sonst werden sie leicht krank
"Es ist nicht damit getan, sie einfach hinzustellen", sagt der Landesverbandschef. "Die Bienen brauchen Fürsorge und eine gewisse Behandlung, sonst verenden sie grausam." Bienenvölker, die sich selbst überlassen werden, können zum einen verhungern. Zum anderen können sie von der Varroamilbe befallen werden, ein Parasit, der sich von den Larven ernährt. Befallene Völker werden so geschwächt, dass sie dann leichter erkranken - zum Beispiel an der Amerikanischen Faulbrut, einer hoch ansteckenden Tierseuche.
In Kursen lernt man, was gegen die Varroamilbe hilft
In Imker-Kursen lernt man, die Bienen gut durchs Jahr zu bringen und sie auch davor zu schützen, dass die Varroamilbe im Bienenvolk überhandnimmt. Es gebe sehr gute und informative Videos online - doch nicht in allen Tutorials komme der Schutz vor Parasiten und Krankheiten vor, sagt Landesverbandschef Christian Krug. Das Problem: Nichtbehandelte Bienenvölker können leichter erkranken - und andere anstecken: "Betroffene Bienenvölker ziehen andere Bienen aus dem Flugradius - durchaus elf Kilometer - mit in den Ruin."
Viele Imker ohne fundierte Ausbildung lassen Bienen nicht auf Faulbrut testen
Wird ein Fall der Amerikanischen Faulbrut gemeldet, wird ein Sperrbezirk rund um das betroffenen Bienenvolk festgelegt. Erkannt werden Fälle jedoch in der Regel nur, wenn die Imkerinnen und Imker ihre Völker beim Veterinäramt testen lassen - das täten allerdings gerade unausgebildete Imker mit Wissenslücken nicht. So gebe es Sperrbezirke, in denen die Quelle seit Jahren nicht gefunden werde, sagt Christian Krug. "So einen Fall haben wir rund um Pinneberg." Das Problem: Ein kontaminiertes Volk kann noch drei bis vier Jahre lang ansteckend sein, weil sich andere Bienen immer wieder an den Nahrungsvorräten bedienen. Befallene Völker könnten zwar in der Regel von den Imkern "saniert" werden, das koste aber Zeit, Geld und Nerven.
Imkerverband will aktiver auf Social Media werden
Christian Krug ist optimistisch: Immer mehr Interessierte besuchen die Imker-Kurse, bevor sie entscheiden, ob sie wirklich loslegen wollen. Und der Verband versucht, in den sozialen Medien aktiver zu sein - auch, um für eine gute Ausbildung zu werben. Dabei könnte sich Christian Krug vorstellen, für eigene Videos mit Anbietern von Imker-Online-Tutorials zusammenzuarbeiten: "Wir liefern das Know-How, die liefern die Hochglanz-Videos."