Hoher Krankenstand: SPD in SH fordert Entlastung der Polizei
Nach einer Kleinen Anfrage der SPD liegt der Krankenstand bei der Landespolizei unverändert hoch - bei rund zehn Prozent. Auch die Gewerkschaft der Polizei (GdP) fordert Entlastungen.
Die neuen Zahlen zum Krankenstand nennt der sicherheitspolitische Sprecher der SPD, Niclas Dürbrook, "erschreckend". SPD und GdP sehen die Belastungsgrenze der Polizei erreicht und fordern eine Reform der Aufgaben.
Krankheitsfehltage 2024 erreichen voraussichtlich 200.000-Marke
Bereits im ersten Halbjahr 2024 lag die Zahl der Krankheitsfehltage bei 104.906. Es ist laut SPD davon auszugehen, dass in diesem Jahr - wie bereits in den Jahren von 2021 bis 2023 - die Gesamtanzahl die Marke von 200.000 Krankheitstagen überschreiten wird. Der Anteil der Langzeiterkrankungen, die eine Dauer von sechs Wochen überschreiten, liegt im ersten Halbjahr des Jahres 2024 bei 34,1 Prozent - höher als in den beiden Jahren zuvor. Laut SPD entfielen auf jeden Beamten im ersten Halbjahr rund zwölf Krankheitstage.
Kritik am Gesundheitsmanagement der Landespolizei
Dürbrook bemängelt das Gesundheitsmanagement bei der Landespolizei und das fehlende Engagement der Landesregierung. Sie habe keinen Überblick über die Gesamtlage, so der Vorwurf aus der Opposition. "Leider ist es so, dass die Landesregierung nach wie vor kein vernünftiges Lagebild hat. Also, warum sind die Polizisten krank? Was sind die Ursachen? Was will man dagegen tun? Zu alldem gibt es nach wie vor keine Antworten", sagt Dürbrook zu NDR Schleswig-Holstein. Jedoch werde gerade vor dem Hintergrund der angespannten Personalsituation jeder Beamte und jede Beamtin dringend gebraucht, heißt es weiter.
Auch die Gewerkschaft der Polizei kritisiert Überlastung
Laut Torsten Jäger, dem GdP-Landesvorsitzenden, empfänden viele Beamtinnen und Beamte die Belastung als zu hoch. Darüber hatte zuerst der SHZ berichtet. Trotz neuer Stellenausschreibungen in den vergangenen Jahren habe sich die Situation nicht verbessert. Bereits 2023 haben sich mehr als 500.000 Überstunden angehäuft. Dürbrook schlägt zur Entlastung der Polizei vor, die Begleitung von Schwertransporten oder Abschiebefahrten an private Sicherheitsunternehmen weiterzugeben.
Auch Jäger sieht die Notwendigkeit einer Diskussion über die Aufgaben. "Wir sehen, dass jeden Monat neue Aufgaben hinzukommen und auch dass Aufgaben komplexer werden - jedoch werde nicht darüber gesprochen, was stattdessen entfallen könnte", sagt Jäger dem NDR Schleswig-Holstein. Er betont jedoch auch, dass diese Entscheidungen nicht aus der Landespolizei selbst kommen können. Es müsse demnach eine politische Entscheidung sein.
Innenministerium: Lage wird ernst genommen
Laut einer Mitteilung des Innenministeriums werden die Zahlen bezüglich der Krankenstände sehr ernst genommen. Das Ministerium verweist auf die Pflicht, Gesundheitsberichte zu erstellen, an der sich auch die Landespolizei beteiligt. Derzeit liefen demnach Erhebungen. Maßnahmen sollten besser auf Belastungsfaktoren abgestimmt werden. Hinsichtlich der Gesundheitsfürsorge seien Führungskräfte und Mitarbeitende ständig dabei, Optimierungsmöglichkeiten auszuloten.
Lösungsansätze: Mehr Personal für verschiedene Aufgabenbereiche
Um die Beamtinnen und Beamten zu entlasten, werde kontinuierlich an Lösungen gearbeitet, heißt es vom Ministerium. Um die mentale Gesundheit der Polizistinnen und Polizisten zu fördern und zu erhalten, wurde der landespsychologische Dienst um sechs Stellen verstärkt. Es werde zudem an Stress- und Resilienzseminaren gearbeitet.
Bezüglich Dürbrooks Vorschlag, Transportbegleitungen an Sicherheitsdienste auszulagern, verweist das Innenministerium auf eine laufende Ausbildung von privaten Schwerlasttransportbegleitern, die ab 2026 die Polizei entlasten sollen. Für die Abschiebefahrten, von denen Dürbrook die Polizei befreien möchte, habe das Sozialministerium 15 neue Stellen geschaffen - die Landespolizei unterstützt auf Bitten allerdings weiterhin das Landesamt für Zuwanderung und Flüchtlinge.