Hackerangriff auf Websites des Landes - kommt Lösegeldforderung?
In Schleswig-Holstein waren mehrere offizielle Internetseiten lange nicht erreichbar - oder lange offline. Dahinter steckte offenbar ein Hackerangriff. Jetzt ermittelt das Landeskriminalamt.
Die Internet-Domain des Landes, schleswig-holstein.de, war nach Angaben einer Sprecherin der Staatskanzlei in Kiel am Mittwochmorgen nicht zu erreichen. Grund dafür war den Informationen nach ein Cyberangriff, bei dem Unbekannte den Server gezielt durch eine Vielzahl von Anfragen überlasteten. Als Gegenmaßnahme wurde die Seite vorübergehend gesperrt - konnte am Nachmittag aber wieder freigeschaltet werden.
Landesregierung sucht nach Schutzmöglichkeiten
Nach dem Hackerangriff beschäftigt sich die Landesregierung damit, wie sich Behörden künftig besser gegen solche Angriffe schützen können. Nach Einschätzung des Digitalisierungsministeriums müssten Bund und Länder dazu stärker kooperieren. Informations- und Cybersicherheit könne nur gemeinsam hergestellt und aufrechterhalten werden, hieß es in einem Statement der Staatskanzlei. Das Landeskriminalamt wollte am Donnerstag keine Details zum Stand der Ermittlungen bekannt geben: aus taktischen Gründen, erklärte die Behörde
Auch ZBW Opfer eines Cyberangriffs
Das Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft in Kiel (ZBW) ist ebenfalls gehackt worden. Dies bestätigte der ZBW-Direktor, Klaus Tochtermann. In der Nacht auf Mittwoch hatten sich Hacker durch eine sogenannten Ransom-Attacke Zugriff auf die IT-Infrastruktur verschafft und einige Bereiche verschlüsselt. Eine Festplatte wurde komplett formatiert, allerdings existiert eine Sicherheitskopie.
Momentan ist die komplette Infrastruktur heruntergefahren und alle Systeme sind abgestellt. Rund 40.000 Volltexte täglich werden normalerweise bei der Bibliothek ausgeliehen, das sei jetzt für Tage eventuell Wochen nicht möglich, so das ZBW.
ZBW rechnet mit Lösegeldforderung
Tochtermann geht von einem Angriff aus Osteuropa aus. Bisher ist noch keine Lösegeldforderung eingegangen, allerdings entdeckte das ZBW Dateien, die die Angreifer hinterlegt haben. Diese sollen laut ZBW-Direktor zeitnah auf einem speziellen Rechner geöffnet werden. Denn man wisse nicht, was sich darin verbirgt. "Im schlimmsten Fall ist dann nur dieser eine Rechner völlig zerstört, im besten Fall bekommen wir Informationen darüber, wer mit welcher Intention hier angegriffen hat", sagte Tochtermann.
Um die Daten macht sich der Direktor wenig Sorgen, die könnten wiederhergestellt werden. Allerdings könne es sein, dass die Hardware, also die Rechner, zerstört wurden. Dann müsste das ZBW seine komplette IT-Infrastruktur neu anschaffen.
Andere Bundesländer sind ebenfalls betroffen
Das Landeskriminalamt hat die Ermittlungen aufgenommen. Bereits am Dienstag waren mehrere andere Bundesländer von einem Cyberangriff betroffen. In Mecklenburg-Vorpommern wurden die Websites von Regierung und Behörden lahmgelegt. Nach aktuellem Informationsstand des Computernotfallteams CERT MV habe sich eine russische Cybergruppe auf Social-Media-Kanälen zu dem Angriff bekannt, hieß es. In Niedersachsen funktionierte die Internetseite der Polizei nicht.
Auch in Brandenburg gab es Probleme mit staatlichen Internetseiten, ebenso in Sachsen-Anhalt. Der Angriff sei "scheinbar Teil einer deutschlandweiten Kampagne", hieß es aus dem Ministerium für Infrastruktur und Digitales in Magdeburg.