Gesundheits-Check: Wenige Teenager in SH bei Jugenduntersuchungen
Viel zu wenige Jugendliche gehen aus Sicht der AOK Nordwest zur Gesundheitsvorsorge. Und das, obwohl die beiden vorgesehenen Untersuchungen zum Teil kostenlos sind.
Bei den Jugenduntersuchungen in Schleswig-Holstein hat die AOK Nordwest einen leichten Anstieg festgestellt. Im letzten Jahr waren es demnach 10,2 Prozent der versicherten Jugendlichen, die die beiden vorgesehenen Untersuchungen wahrnahmen - im Vorjahr waren es nur 8,8 Prozent gewesen.
Laut der Krankenkasse nutzen weiterhin viel zu wenige Teenager die beiden teilweise kostenlosen J-Untersuchungen (J1 und J2) zwischen 12 und 17 Jahren, durch welche unter anderem Krankheiten frühzeitig erkannt werden sollen.
Jugenduntersuchungen J1 und J2 sind wenig bekannt
Ein möglicher Grund: Viele Eltern wissen gar nicht, dass es diese Untersuchungen gibt, trotz des Vermerks im Vorsorgeheft, denn es besteht keine Informationspflicht. Einige Bundesländer laden explizit dazu ein, andere nicht.
Laut der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) endet das Einlade-, Erinnerungs- und Meldewesen bei der Vorsorge in den meisten Ländern vor der J1, so auch in Schleswig-Holstein.
Eine Abfrage der BZgA ergab, dass einzig Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Rheinland-Pfalz zu der Jugendvorsorge einladen.
Diese Krankenkassen informieren in SH über J1 und J2
Auch bei den Krankenkassen erinnern nicht alle daran. Laut der BZgA gaben im vergangenen Jahr nur die TK, die IKK Südwest, die Pronova und die Bahn-BKK an, bis einschließlich zur J2 einzuladen.
Die IKK classic, die AOK Nordwest, die Mobil Krankenkasse und die vivida BKK laden zumindest bis zur J1 ein. 14 weitere Krankenkassen hätten einen Erinnerungsservice, jedoch nicht spezifiziert, an welche Untersuchungen erinnert wird.
Bezahlt wird die J1 aber überall: Laut der Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein (KVSH) ist es gesetzlich vorgeschrieben, dass alle deutschen Krankenkassen die J1-Untersuchung bezahlen müssen, also die Vorsorge für 12- bis 14-Jährige.
Die J2 ist eine freiwillige Leistung vieler Kassen. Sie zielt unter anderem auf das Erkennen von Pubertäts- und Sexualitätsstörungen, Haltungsstörungen und das Diabetes-Risiko 16- bis 17-Jähriger ab.
Eltern gehen eher mit Babys zur Vorsorge
Mit Babys und Kleinkindern würden die meisten Eltern in Schleswig-Holstein noch regelmäßig zur Vorsorge gehen, so die Krankenkasse. Das schreibt das Kinderschutzgesetz vor. Doch die Motivation lasse im Laufe der Jahre nach, so die AOK. Die Krankenkasse weist darauf hin, dass die Jugenduntersuchungen einen wichtigen Beitrag zur körperlichen und seelischen Gesundheit leisten. "Wir appellieren daher dringend an alle Eltern, ihre Kinder zu diesen wichtigen Vorsorgeuntersuchungen zu motivieren", sagt Tom Ackermann, Vorstandsvorsitzender der AOK Nordwest.