Frühere KZ-Sekretärin Irmgard F. ist tot
Ende 2022 war die Quickbornerin Irmgard F. unter anderem wegen Beihilfe zum Mord in über 10.000 Fällen schuldig gesprochen. Nun starb die ehemalige KZ-Sekretärin im Alter von 99 Jahren.
Die ehemalige Sekretärin am KZ Stutthof, Irmgard F., ist nach NDR Informationen im Alter von 99 Jahren gestorben. Zuerst hatte der SHZ berichtet. Irmgard F. lebte zuletzt in einem Seniorenheim in Quickborn im Kreis Pinneberg.
Von 1943 bis 1945 hatte sie als junge Frau im KZ Stutthof bei Danzig als Schreibkraft gearbeitet. Dort soll die Sekretärin in der Kommandantur von den Vorgängen im Lager gewusst haben. Irmgard F. war nach Kriegsende nach Schleswig-Holstein gezogen und hatte hier weiter als Schreibkraft gearbeitet.
Stutthof-Prozess dauerte länger als ein Jahr
Im Alter von 95 Jahren wurde Irmgard F. schließlich angeklagt: Sie soll "den Verantwortlichen des Lagers bei der systematischen Tötung von jüdischen Gefangenen, polnischen Partisanen und sowjetrussischen Kriegsgefangenen" Hilfe geleistet haben, wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft damals sagte.

Der sogenannte Stutthof-Prozess begann am 30. September 2021 vor dem Landgericht Itzehoe (Kreis Steinburg) und endete nach 40 Verhandlungstagen. Ende 2022 wurde Irmgard F. zu zwei Jahren auf Bewährung verurteilt, weil sie sich der Beihilfe zum Mord in 10.505 Fällen sowie Beihilfe zum versuchten Mord in fünf Fällen schuldig gemacht hatte. Der Bundesgerichtshof in Leipzig bestätigte dieses Urteil im August vergangenen Jahres.
Der Stutthof-Prozess hatte weltweit für Aufsehengesorgt, da Irmgard F. aufgrund ihres hohen Alters als eine der letzten Täterinnen der NS-Zeit galt.
Der Stutthof-Prozess: Eine Chronologie in Kürze
- 5. Februar 2021: Staatsanwaltschaft klagt ehemalige KZ-Sekretärin an
- 17. Juni 2021:Hauptverfahren eröffnet
- 30. September 2021: Nach Flucht: Ehemalige KZ-Sekretärin in U-Haft
- 5. Oktober 2021: Irmgard F. aus U-Haft entlassen
- 19. Oktober 2021: Die Angeklagte schweigt
- 7. Dezember 2021: KZ-Überlebender berichtet über Deportation und Leid
- 25. Januar 2022: KZ-Überlebende berichtet von Todesmarsch
- 22. November 2022: Staatsanwaltschaft fordert zweijährige Bewährungsstrafe
- 29. November 2022: Plädoyers der Nebenklage
- 6. Dezember 2022: Plädoyer der Verteidigung
- 20. Dezember 2022: Urteilsverkündung
- 31. Juli 2024: Revisionsprozess vor dem Bundesgerichtshof beginnt
- 20. August 2024: Bundesgerichtshof bestätigt Itzehoer Urteil
