Ehemalige KZ-Sekretärin aus U-Haft entlassen
Vergangenen Donnerstag sollte der Prozess gegen eine ehemalige KZ-Sekretärin beginnen. Doch sie war zuvor aus ihrem Pflegeheim in Quickborn geflohen. Aus der anschließend angeordneten Untersuchungshaft wurde die 96-jährige Angeklagte entlassen.
Nach Angaben einer Sprecherin des Landgerichts Itzehoe hatte die Angeklagte Haftbeschwerde eingereicht. Daraufhin sei sie dem Gericht am Dienstag erneut vorgeführt worden. Die dritte große Jugendkammer des Landgerichts Itzehoe prüfte die Beschwerde und setzte anschließend den Haftbefehl außer Vollzug. Das hat zur Folge, dass die ehemalige KZ-Sekretärin bis zum Prozessbeginn aus der Untersuchungshaft entlassen wird.
Angeklagte soll zum Prozessbeginn anwesend sein
Über den Inhalt der Haftbeschwerde hat sich das Landgericht Itzehoe nicht geäußert. Auch zu weiteren Sicherungsmaßnahmen, welche die Kammer anordnete, gab es keine Auskunft. Laut einer Gerichtssprecherin ist aber sichergestellt, dass die 96-Jährige beim nächsten Prozesstag in zwei Wochen anwesend sein wird. Die Angeklagte war vergangenen Donnerstag nicht zum Prozessbeginn erschienen. Nach Angaben des Gerichts war sie am Morgen mit einem Taxi aus ihrem Pflegeheim in Quickborn geflohen. Die Angeklagte hatte nach ihrer Flucht gesagt, sie sei unschuldig und werde auch zu künftigen Verhandlungsterminen nicht erscheinen.
Anklage: Beihilfe zum Mord
Die 96-Jährige ist wegen Beihilfe zum Mord in mehr als 11.000 Fällen angeklagt. Sie hatte 1943 bis 1945 im KZ Stutthof bei Danzig als Schreibkraft gearbeitet. Damals war sie 18 beziehungsweise 19 Jahre alt. Dort soll die Sekretärin in der Kommandantur von den Vorgängen im Lager gewusst haben. Es ist das erste Mal, dass gegen eine zivile Angestellte verhandelt werden sollte. Wegen des großen Interesses an dem Prozess hatte das Landgericht die Verhandlung in eine Halle eines Logistikunternehmens in Itzehoe verlegt.