Freiwillige Feuerwehren helfen Rettungsdiensten bei Reanimationen
Bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand zählt jede Minute - neun Freiwillige Feuerwehren aus dem Kreis Rendsburg-Eckernförde unterstützen die Rettungsdienste daher in Zukunft bei Reanimationen.
Dafür wurde das Projekt "Feuerwehr Life Support" ins Leben gerufen. Mitinitiator Björn Schröder von der Feuerwehr Holzbunge erklärt die Notwendigkeit: "Im ländlichen Raum dauert es oft lange, bis ein Rettungswagen am Einsatzort ist. Da können wir durch die Feuerwehren wichtige Zeit gewinnen, die über Leben und Tod entscheidet."
Feuerwehrleute bekommen spezielle Wiederbelebungsschulung
Daniela Kolberg-Danielzig ist Fachkrankenschwester für Intensivpflege und Dozentin am Kieler Institut für Rettungs- und Notfallmedizin. Sie sagt, dass im Notfall schon wenige Minuten viel ausmachen würden. Drei Minuten nach Beginn eines Herz-Kreislauf-Stillstands könnten erste Hirnschädigungen eintreten. Und die seien irreparabel. Ein Rettungswagen braucht nach ihren Worten aber acht bis zwölf Minuten, bis er da ist. Auf dem Land auch manchmal länger.
Kolberg-Danielzig hat in den vergangenen Wochen insgesamt 36 Feuerwehrmänner und -frauen ausgebildet. "Ich bin für jede Hand dankbar, die einen Schaden am Patienten verhindern kann", erzählt sie, "und ich hoffe, dass sich noch mehr Feuerwehren ausbilden lassen wollen." Auf dem Stundenplan stehen: Beatmung, Herz-Druck-Massage, Intubieren und der Umgang mit dem Defibrillator. Einige der Teilnehmer haben schon medizinisches Grundwissen, sind zum Beispiel Krankenschwestern oder Physiotherapeuten, aber nicht alle: "Durch diese Schulungen wollen wir alle auf einen Stand bringen. Grundsätzlich sollte man das Basiswissen aber mindestens alle zwei Jahre auffrischen."
Keine Sorge vor mehr Verantwortung
Auch Jennifer Liefländer von der Freiwilligen Feuerwehr Ahlefeld-Bistensee ist mit ihren Kollegen dabei. Angst vor noch mehr Verantwortung hat sie nicht: "Es kann ja immer sein, dass wir in so eine Situation kommen. Deshalb machen wir auch so Erste-Hilfe-Kurse und bilden uns regelmäßig fort. Insofern finde ich, ist es gar nicht mehr so viel Verantwortung, sondern einfach eine andere Qualität. Wir sind dann professioneller und wissen mehr. Und können noch besser reagieren." Geübt wird in der Schulung immer zu zweit - denn im Idealfall kümmern sich immer zwei Personen um den Patienten, wechseln sich mit Beatmung und Herz-Druck-Massage ab. Denn Reanimation kann schon kurzer Zeit sehr anstrengend für die Helfer werden - reanimiert werden muss aber so lange, bis der Rettungsdienst eintrifft.
Übungsobjekt sind Puppen, die mit einem Feedbacksystem ausgestattet sind. So kann besonders bei der Herz-Druck-Massage überprüft werden, ob Druck und Geschwindigkeit stimmen. Viele Lieder helfen bei der Herz-Druck-Massage, denn sie haben den richtigen Rhythmus: Ein Klassiker ist "Stayin' Alive" (Bee Gees) - aber auch Yellow Submarine (The Beatles), "Mein kleiner grüner Kaktus" (Comedian Harmonists) oder "Highway to Hell" (AC/DC) sind im richtigen Beat. Es hilft, einen der Songs beim Reanimieren zumindest im Kopf mitzusingen. Das erfordert volle Konzentration - und im Ernstfall stehen auch die Helfenden unter Stress. Gute Kommunikation und Teamwork sind da wichtig - auch das wird in der Schulung geübt. "Wenn man reanimiert, ist man wie in einem Film", beschreibt Kursleiterin Daniela Kolberg-Danielzig, "laut mitzuzählen oder Arbeitsschritte ansagen ist daher sehr wichtig."
Projekt ist nicht für jede Feuerwehr geeignet
Insgesamt über eineinhalb Jahre hat es gedauert, bis die Idee zu "Feuerwehr Life Support" Realität wurde. Mit am Projekt beteiligt sind die Feuerwehren Ahlefeld-Bistensee, Altenhof-Aschau, Ascheffel, Borgstedt, Brekendorf, Groß Wittensee, Holtsee, Holzbunge und Osterby. Die 36 Feuerwehrmänner und -frauen der Wehren sollen ihr Wissen aus dem Wiederbelebungstraining jetzt in den kommenden Wochen innerhalb ihrer Feuerwehren weitergeben. Dafür wurden sie mit einem großen Reanimationsrucksack und einem Defibrillator ausgestattet und können außerdem an Puppen üben. 400 Leute werden so am Ende ausgebildet. "Unser Ziel ist es, dass noch vor Weihnachten alle Wehren einsatzbereit sind", sagt Mitinitiator Björn Schröder, "aber jede Feuerwehr entscheidet selbst, wann sie so weit ist und meldet sich dann bei der Leitstelle."
Auch der Landesfeuerwehrverband Schleswig-Holstein unterstützt "Feuerwehr Life Support". Viele Feuerwehren seien mit den Aufgaben, die sie haben, aber bereits ausgelastet, so der Verband, das Projekt sei daher nicht für jede Feuerwehr geeignet. Der Verband sieht die Verantwortung bei den Kreisen. Die seien dafür zuständig, ausreichend Rettungskräfte in den Orten einzusetzen, damit eine zusätzliche Unterstützung bei Reanimationen durch die Feuerwehr gar nicht erst notwendig wird.