Ein Jahr nach Schlachthof-Aus in Bad Bramstedt: Das sind die Folgen
Vor einem Jahr wurde der Vion-Schlachthof in Bad Bramstedt (Kreis Segeberg) geschlossen. Begründet hatte das Unternehmen das mit der damaligen Marktlage und sinkendem Fleischkonsum. Von den Folgen der Schließung sind nicht nur die Landwirte in der Region betroffen.
Im Mai 2023 hatte die Vion-Food-Group das Aus des Standorts in Bad Bramstedt (Kreis Segeberg) verkündet. Als Gründe nannte das niederländische Unternehmen damals einen seit Jahren rückläufigen Rinderbestand in Norddeutschland, Inflation, Preissteigerungen und ein allgemein sinkender Fleischkonsum in der gesamten Gesellschaft. Gut zwei Monate später, am 31. Juli 2023, wurde der Betrieb stillgelegt. Mit weitreichenden Konsequenzen für die etwa 250 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Viehzüchter, also die Kundinnen und Kunden des Schlachthofs, die Stadt Bad Bramstedt und auch die Bürgerinnen und Bürger.
Eine Sprecherin der Vion-Food-Group erklärte auf Anfrage von NDR Schleswig-Holstein, dass das Unternehmen zahlreichen Mitarbeitern eine Übernahme an anderen Firmenstandorten angeboten habe. Die Mehrheit habe das aber abgelehnt. Überwiegend hätten die Mitarbeiter eine anderweitige Beschäftigung gefunden. Zum Teil seien Arbeitskräfte aber auch an einen dänischen Schlachtbetrieb mit einem Standort in Husum im (Kreis Nordfriesland) vermittelt worden. Mit diesem Betrieb hatte Vion im Juli 2023 eine Kooperation bekannt gegeben. Die beinhaltet die Schlachtung von zumindest 1.000 Tieren pro Woche in Husum und Teterow in Mecklenburg-Vorpommern. So sollten lange Transportwege zu anderen Vion-Standorten in beispielsweise Brandenburg oder Niedersachsen verhindert werden.
Bauernverband: Sorge vor längeren Transportwegen hat sich bewahrheitet
Viele Landwirte in der Region hatten die Sorge vor langen Transportwegennach Bekanntwerden der Schließungspläne geäußert. Einer von ihnen ist Heiko Brüggen aus Groß Kummerfeld (Kreis Segeberg). Von seinem Betrieb aus, lag die Transportzeit zum Schlachthof in Bad Bramstedt bei einer knappen dreiviertel Stunde. Mittlerweile muss er mit seinen Tieren nach Husum fahren zum Kooperationspartner von Vion. Mehr als dreimal so lang wie nach Bad Bramstedt. Und auch andere Landwirte beklagen die längeren Transportwege und -zeiten, erklärt der Kreisbauernverband Segeberg. "An warmen Sommertagen ist das sehr unvorteilhaft, denn für die Tiere bedeuten diese langen Fahrten Stress und Überforderung", sagt Lennart Butz, Geschäftsführer des Kreisbauernverbands Segeberg. In einzelnen Fällen könnten die Tiere dann nicht vom Schlachthof angenommen werden, was mit finanziellen Einbußen für die Landwirte verbunden ist.
Ein weiterer Kritikpunkt von Landwirt Heiko Brüggen: Die von Vion in der Kooperation angekündigten 1.000 Tiere werden von den Betrieben in Husum und Teterow nicht übernommen. Vion erklärt dazu: "In der momentanen Sommerzeit sind es nur 500 Tiere, was einer üblichen, saisonalen Entwicklung entspricht." Heiko Brüggen hat sich mittlerweile andere Kooperationspartner in der näheren Umgebung gesucht, zu denen die Wege kürzer sind.
Bürgermeisterin: Imageverlust für Wirtschaftsstandort Bad Bramstedt
Für die Stadt Bad Bramstedt bedeutet der Wegfall des Schlachthofs vor allem ein Imageverlust des Wirtschaftsstandorts, sagt Bürgermeisterin Verena Jeske (parteilos). Allerdings habe die Schließung keine finanziellen Einbußen mit sich gebracht: "Steuerlich gesehen hatte die Schließung keine gravierenden Auswirkungen auf den Haushalt der Stadt Bad Bramstedt. Sehr schade ist jedoch, dass viele Arbeitsplätze und auch Ausbildungsplätze weggefallen sind."
Das ehemalige Firmengelände ist laut Jeske in der Zwischenzeit von Sonac übernommen worden. Das Unternehmen gehört zum amerikanischen Konzern Darling Ingredients und hatte bereits vor der Schließung seine Produktionsstätte auf dem Vion-Gelände gepachtet. Die Firma verarbeitet Schweineblut zu Grundstoffen für die Lebensmittel-, Tiernahrungs- und Futtermittelindustrie sowie für Düngemittel- und Pharmamärkte.
Nach Schließung: Trink- und Abwasserpreis um 20 Prozent gestiegen
Ganz deutlich haben auch die Bürgerinnen und Bürger von Bad Bramstedt die Folgen der Schließung zu spüren bekommen. Die Preise für Trink- und Abwasser sind in der Stadt zum 1. August 2023 gestiegen. Die Stadtwerke erklärten, dass sich der Wasserpreis zu 80 Prozent aus Fixkosten zusammensetzt. Dazu gehören Personalkosten, Aufwendungen für die Wartung der Anlagen und die Instandhaltung der Leitungsnetze. An diesen Fixkosten ändere der Wegfall von Vion nichts, stattdessen werden sie auf die Kundinnen und Kunden umgelegt.