Schlachthof-Schließung: Landwirtin beklagt lange Transportwege
Die angekündigte Schließung des Vion-Schlachthofs in Bad Bramstedt hat nicht nur Folgen für die Angestellten. Auch die Transportwege für viele Rinder werden deutlich länger.
"Wie viel Tiere hast du da drin?", fragt Ulrike Baus ihren Sohn Philipp. Die beiden stehen im Stall, in den Boxen etwa 80 Rinder, allesamt Bullen. "13 Stück", lautet die Antwort. Ulrike Baus notiert. Eigentlich hatten sie und ihre Familie geplant, diese Rinder nach und nach zur Schlachtung zu Vion zu bringen. So wie sie es seit Jahren tun. "Wir wohnen in der Nähe von Neumünster. Bad Bramstedt ist hier um die Ecke, wir fahren 45 Minuten."
Doch seitdem der niederländische Großkonzern Vion angekündigt hat, seinen Standort in Bad Bramstedt zu schließen, ist klar: Ulrike Baus und ihre Familie müssen ihre Tiere zur Schlachtung woanders hinbringen. "Das bedeutet, dass der Transport bis zu vier Stunden dauert. Und das hat nichts mehr mit Tierwohl zu tun."
Andere Schlachthöfe können Bedarf nicht auffangen
So wie Ulrike Baus und ihrem Mann Heiko geht es nach Angaben des Bauernverbandes vielen Landwirten hier im Land. Denn im Vion-Schlachthof werden aktuell etwa 3.000 Rinder pro Woche geschlachtet. Die übrigen Schlachthöfe und Schlachtereien im Land haben nicht die Kapazitäten, um das alles aufzufangen. Für die Landwirte aus Groß Kummerfeld ist das ärgerlich. Denn sie legen Wert darauf, dass es ihren Rindern bis zur Schlachtung gut geht.
Kurze Transportwege schon beim Einkauf
Heiko Brüggen, Ulrike Baus Lebensgefährte, zeigt seine Stallboxen. Ihnen sei wichtig, dass die Tiere ausreichend Platz hätten, erklärt er: "Wir dürften vom Tierwohl her hier fünf Bullen drin halten. Aber wir haben von jeher hier immer nur vier Bullen drin."
Vor zehn Jahren haben sie extra einen zusätzlichen Stall gebaut, in dem 60 ihrer Rinder als Strohrinder gehalten werden. Außerdem holen sie nur Tiere aus der Nähe zu sich auf den Hof, um die Transportwege auch da schon kurz zu halten. Jetzt befürchten sie, dass die Verletzungsgefahr bei ihren Bullen aufgrund der langen Transportwege deutlich steigt, im besten Fall nur zwei Stunden nach Husum zu Danish Crown.
250 Angestellte von Schließung betroffen
Die Schließung des Bad Bramstedter Schlachthofs hatte vor drei Wochen für Schlagzeilen gesorgt. 250 Angestellte sind davon betroffen. Viele von ihnen kommen aus Osteuropa. Die Rumänin Paraschiva Lupu sagte NDR Schleswig-Holstein damals, sie habe Existenzängste: "Wir sind am Boden. Wir müssen unsere Miete bezahlen und für unsere Kinder sorgen." Vion begründete die Schließung damals mit dem rückläufigen Fleischkonsum. Außerdem sei die Produktion teurer geworden seit die Angestellten nicht mehr über Subunternehmen im Akkord, sondern nach Stundenlohn bezahlt werden.
Landwirtschaftsminister Werner Schwarz (CDU) beklagte damals, die Schließung sei auch für die Landwirtschaft ein herber Schlag. Die Landesregierung habe, so Werner Schwarz, kurze Transportwege, "und damit Tierwohl" immerhin selbst als Ziel ausgegeben.
Auch die Transportkosten steigen
Für die etwa 90 Tiere, die Ulrike Baus und ihr Mann jährlich zu Vion gebracht haben, wird es mit kurzen Transportwegen vermutlich erst mal nichts, sagt die Landwirtin: "Es könnte sein, dass wir sie nach Niedersachsen oder Mecklenburg-Vorpommern bringen müssen. Was wir natürlich nicht wollen." Statt 45 Minuten Fahrt nach Bad Bramstedt müssen ihre Rinder künftig etwa vier Stunden durch Deutschland fahren. Neben dem Stress und der Verletzungsgefahr für die Tiere steigen damit auch die Transportkosten für die Landwirte.