E-Scooter: Bald in Bussen und Bahnen in SH verboten?
Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen VDV empfiehlt ÖPNV-Unternehmen E-Scooter in Bussen und Bahnen zu verbieten. Aktiv Bus in Flensburg hat die Empfehlung umgesetzt. In der kommenden Woche wollen sich die Betriebe landesweit abstimmen.
E-Scooter haben in den vergangenen Jahren einen echten Boom erlebt. Allerdings gab es immer wieder auch Berichte über explodierte E-Roller-Akkus oder in Flammen aufgegangene Lithium-Ionen-Akkus. In London, Madrid und Barcelona sei das auch in ÖPNV-Fahrzeugen passiert, warnt der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen. Grund dafür sei der niedrige Sicherheitsstandard. Der VDV bezieht sich dabei auf zwei entsprechende Gutachten. Er ruft die Bus- und Bahnunternehmen deshalb dazu auf, ihre Regelungen anzupassen. In Schleswig-Holstein wollen die ÖPNV-Anbieter nun schnell reagieren, wie eine NDR-Nachfrage bei den Unternehmen ergeben hat.
Aktiv Bus Flensburg nimmt keine E-Scooter mehr mit
Als erstes Unternehmen im Land hat Aktiv Bus Flensburg auf die VDV-Empfehlung reagiert. Seit dem 1. März 2024 nehmen die Busfahrerinnen und Busfahrer keine Fahrgäste mehr mit, die einen E-Scooter dabei haben. Geschäftsführer Paul Hemkentokrax erklärte, sein Unternehmen sei sehr unglücklich, diesen Schritt gehen zu müssen, weil Aktiv Bus Flensburg das Thema E-Roller sehr positiv sehe. Allerdings habe die Sicherheit der Fahrgäste Priorität. Hemkentokrax geht davon aus, dass weitere Anbieter in Schleswig-Holstein nachziehen.
Verkehrsbetriebe wollen einheitliche Lösung
Auch die anderen Verkehrsunternehmen beraten aktuell über die neue Empfehlung ihres Verbandes. Die Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein (VHH) erklärten, dass sie die Einschätzung des VDV ernst nähmen und eine Anpassung der Beförderung von E-Scootern prüfen wollen. Ein konkretes Ergebnis stehe bislang aber noch aus. Ähnlich äußerte sich auch ein Nordbahn-Sprecher. "Wir sind zur Zeit in der Findungsphase", sagte er NDR Schleswig-Holstein. Der Sicherheitsbeauftragte der Nordbahn spreche sich allerdings dafür aus, den Empfehlungen des VDV zu folgen. Anders die Einschätzung bei Erixx Holstein. Ein Sprecher des privaten Bahnunternehmens erklärte, dass es aktuell keine Überlegungen gebe, E-Scooter in Erixx-Zügen zu verbieten. Wie es in Zukunft aussehe, sei aber unklar.
Die Sprecherinnen und Sprecher der Kieler Verkehrsgesellschaft (KVG), Verkehrsbetriebe Kreis Plön (VKP) und der Stadtwerke Lübeck mobil sprachen sich für eine einheitliche Lösung aus. Zur Zeit werde betriebsintern beraten. Eine abschließende Einschätzung sei noch nicht erfolgt, erklärten die Unternehmen.
Nahverkehr Schleswig-Holstein: Austausch in der kommenden Woche
Schon in der kommenden Woche wollen sich die Verantwortlichen der Verkehrsunternehmen mit ihrem zentralen Dienstleister zusammensetzen, der Nahverkehr Schleswig-Holstein GmbH. Ihr Sprecher, Malte Kock, sagte NDR Schleswig-Holstein, dass durchaus ein Gefahrenpotenzial durch die E-Scooter-Mitnahme vorhanden sei. Zwar müsse jedes Verkehrsunternehmen für sich entscheiden, wie es mit der VDV-Empfehlung umgehe, eine einheitliche Lösung sei allerdings sinnvoll, damit es keinen Flickenteppich für die Fahrgäste gebe. Deshalb will sich die Nahverkehr Schleswig-Holstein GmbH mit den ÖPNV-Anbietern zusammensetzen und beraten. Ob es dann allerdings schon ein konkretes Ergebnis gibt, sei offen.
E-Scooter-Verbot in Hamburger U-Bahn
Bereits im vergangenen Sommer hatte die Hamburger Hochbahn auf weltweit bekannt gewordene E-Scooter-Brände reagiert und deren Mitnahme in U-Bahnen verboten. Das Risiko sei zu hoch, dass Fahrgäste durch eine mögliche Rauchentwicklung gesundheitliche Schäden davontragen, so die Begründung.
So argumentiert auch der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen in seiner Empfehlung. Gutachter hätten festgestellt, dass es für die in Elektrotretrollern verbauten Lithium-Ionen-Akkus bislang weder auf nationaler noch auf europäischer Ebene ausreichend spezifische Normen und Sicherheitsstandards gebe, so der VDV. Nicht betroffen seien E-Bikes oder E-Rollstühle, da diese bereits deutlich höhere Anforderungen an die Sicherheit erfüllen würden, so der Verband.