Dänemark will umstrittenes Verfahren zur CO2-Lagerung nutzen
Dänemark will das klimaschädliche CO2 durch das CCS-Verfahren in der Nordsee und an Land verpressen. Umweltverbände kritisieren das Vorhaben, das schleswig-holsteinische Umweltministerium will sich vorerst nicht äußern.
Kohlendioxid sorgt dafür, dass der Klimawandel voranschreitet. Um das zu verhindern, oder zumindest zu verlangsamen, müssen nach Angaben von Wissenschaftlern die Treibhausgasemissionen nahezu eingestellt werden. Dänemark hat sich entschieden, die umstrittene CCS-Technik zu nutzen - in der Nordsee und auch an Land. Dabei wird Kohlendioxid in tief gelegene Gesteinsschichten gepresst. Ein breites Parteienbündnis einigte sich darauf, ab 2029 über 15 Jahre umgerechnet gut drei Milliarden Euro dafür zur Verfügung zu stellen. 34 Millionen Tonnen CO2 kommen damit in den Untergrund. Das entspricht etwa dem, was Dänemark derzeit in 15 Monaten an CO2 in die Luft bläst. Befürworter der CCS-Pläne argumentieren, dass in einigen Industriebereichen wie der Zementherstellung Emissionen auch künftig nur schwer vermieden werden können.
BUND übt scharfe Kritik
Die Umweltorganisation BUND kritisiert das Verfahren. Es sei teuer, ineffizient und gefährlich. Die Umweltschützer warnen explizit vor Giftstoffen im Grundwasser und Leckagen. Der BUND-Vorsitzende in Schleswig-Holstein, Ole Eggers, sagt, mit dem Geld, das Dänemark in das Verfahren investiert, könne 30 Mal mehr CO2 gebunden werden, wenn man biologische Klimaschutzmaßnahmen ergreifen würde. Dazu zählt beispielsweise die Wiedervernässung von Mooren. Durch die hohen Subventionen, die Dänemark bereitstellt, hätten Unternehmen kaum noch Anreize, in alternative Techniken zum Klimaschutz zu investieren, so der BUND.
"Diese CCS-Technik ist so unmäßig teuer gegenüber biologischer Lösungen. Und wir haben Rest-Risiken: Bisher sind alle Projekte entweder komplett gescheitert oder massiv an den Erwartungen vorbeigegangen. Dieses Kohlendioxid kommt in einer Schnelligkeit wieder an die Oberfläche, die nicht erwartet worden ist. Wenn wir das als Massenprodukt machen wollen, dann haben wir große Befürchtungen, dass uns diese Technik um die Ohren fliegt." Ole Eggers, Vorsitzender BUND Schleswig-Holstein
Unter der Nordsee und unter Land
Zwei Pilotprojekte sind in Dänemark bereits im Gang: Beim Projekt Greensand verpresst das Unternehmen Wintershall Dea zusammen mit Partnern CO2 unter der Nordsee. Ein Schiff liefert das Gas von einer belgischen Chemiefabrik an. Die Plattform befindet sich bereits etwa 200 Kilometer vor der Küste im Bereich des ehemaligen Ölfelds "Nini West". Angekündigt wurde auch, CO2 aus einer Zementproduktion im nordjütischen Aalborg anzuliefern.
In Stenlille auf der Insel Seeland, etwa 50 Kilometer westlich von Kopenhagen, plant das Unternehmen Gas Storage Denmark (GSD) zudem, CO2 unter Land an einem Gasspeicher zu verpressen. Wo weitere Lagerstätten entstehen, ist noch nicht entschieden. Eine landesweite Voruntersuchung weist mehrere geeignete Bereiche in Mittel- und Nordjütland aus. Allerdings identifiziert die Studie auch eine mögliche Lagerstätte nahe der deutsch-dänischen Grenze bei Tondern.
Umweltministerium äußert sich derzeit nicht
Bisher will das schleswig-holsteinische Umweltministerium noch keine Stellung zu den dänischen Plänen nehmen. Am Mittwoch debattiert der Umwelt- und Agrarausschuss darüber. 2011 hatte das Land die Technik nach massiven Protesten gegen CCS-Pläne zwischen Schafflund (Kreis Schleswig-Flensburg) und Leck (Kreis Nordfriesland) ausgeschlossen. Bundeswirtschaftsminister und Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) hatte sich zuletzt aber offen gegenüber der CO2-Verpressung gezeigt, wenn dadurch schwer vermeidbare Emissionen nicht in die Atmosphäre gelangen. Der BUND hat angekündigt, vor der Landtagsanhörung zusammen Vertreterinnen und Vertretern von "Fridays for Future", Greenpeace, "BI gegen CO2-Endlagerung" und dem "LandesNaturschutzVerband" vor dem Landtag ein Zeichen gegen die geplante CCS-Technologie in der Nordsee setzen zu wollen. Laut BUND will das Bündnis die Politik auffordern, "die entsprechenden Planungen einzustellen".