Nationale Luftfahrtkonferenz: Wie wird das Fliegen umweltfreundlicher?
Wie kann die Luftfahrt insgesamt klimaneutral werden? Das war das Thema der Nationalen Luftfahrtkonferenz, zu der die Bundesregierung nach Hamburg eingeladen hatte.
"Luftfahrt: innovativ und klimaneutral" - so lautete das Motto der 3. Nationalen Luftfahrtkonferenz. Dabei waren unter anderem Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) und Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne), aber auch Vertreterinnen und Vertreter von Airlines und Betrieben der Luftfahrtindustrie sowie von Nichtregierungsorganisationen.
Scholz betont Bedeutung Deutschlands im Luftverkehr
Bundeskanzler Scholz sagte bei der Eröffnung am Montag: "Der internationale Luftverkehr ist ohne Deutschland nicht vorstellbar. Es gibt praktisch kein Flugzeug weltweit, das ohne in Deutschland hergestellte Teile fliegt. Jedes sechste Verkehrsflugzeug wird in Deutschland endmontiert." Im zivilen Flugzeubau treibe Europa Innovationen voran - unter anderem beim Thema Ressourceneffizienz und bei der Erprobung klimafreundlicher Technologien.
Luftfahrtbranche will bis 2050 klimaneutral werden
Rund drei Prozent des weltweiten CO2-Ausstoßes geht bislang auf die Luftfahrt zurück. Für viele Umweltschützerinnen und Umweltschützer sind Flugzeuge "Klimakiller" Nummer eins. Die Bundesregierung sieht Deutschland jedoch als Vorreiter beim Ziel, in wenigen Jahren klimaneutral zu fliegen. Scholz sagte, die Luftverkehrsbranche werde sich ganz grundlegend verändern. Sie setze alles daran, Europas Luftfahrt bis 2050 CO2-neutral machen zu können. Er sei überzeugt, dass der Luftfahrtstandort Deutschland eine "sehr gute Zukunft" habe.
Klimafreundliche Technologien: Wichtige Rolle Hamburgs
Die Regierungskoalition in Berlin hat sich das Ziel gesetzt, Deutschland zum Vorreiter des CO2-neutralen Fliegens zu machen. Bei klimafreundlichen Technologien stehe die deutsche Luftfahrtindustrie schon jetzt an der Weltspitze, sagte Scholz. Als Beispiele nannte er die Entwicklung klimaneutraler Kraftstoffe, elektrisch betriebener Flugzeuge, Wasserstoffantriebe und effiziente Turbinen. Dabei spielt Hamburg eine besondere Rolle: Lufthansa Technik erprobt bereits Möglichkeiten, wie Wasserstoff in einem Flugzeug eingesetzt werden kann. Und in Finkenwerder forschen Airbus sowie andere Unternehmen und das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt an alternativen Antrieben. 2035 will Airbus das erste CO2-neutrale Flugzeug auf den Markt bringen.
Lufthansa-Chef warnt vor Alleingängen beim Klimaschutz
Lufthansa-Chef Carsten Spohr sagte, beim Klimaschutz dürfe es keine Alleingänge in Europa geben, es brauche weltweite Lösungen. Anderenfalls würde der Industriestandort Deutschland international abgehängt.
Wissing: Heimische Luftfahrt nicht ausbremsen
Bundesverkehrsminister Wissing sagte: "Niemandem ist geholfen, wenn wir unsere heimische Luftfahrt ausbremsen und ausländische Anbieter, die weniger nachhaltigkeitsorientiert sind, die Lücke füllen. Daher unterstützen wir unsere Luftfahrtunternehmen und Flughäfen dabei, Vorreiter bei der Reduktion von Treibhausgasen zu werden."
Nachhaltige Treibstoffe noch sehr teuer
Unter anderem will die Bundesregierung die Industrie dabei unterstützen, nachhaltige Treibstoffe zu produzieren. Die sind derzeit aber noch fünf- bis siebenmal so teuer wie herkömmliches Kerosin.
Tschentscher: Bahn statt Kurzstreckenflüge
Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) sprach bei der Konferenz von kleinen Einschränkungen für die Luftfahrt: "Wir brauchen Kurzstreckenflüge nicht so, wie sie derzeit üblich sind." Dort könne man auf die Bahn umsteigen. "Insgesamt, weltweit gesehen, brauchen wir aber in eine modernen Welt das Fliegen." Auch Bundeswirtschaftsminister Habeck sagte: "Die Idee, dass wir das Klima schützen und keine Luftfahrt haben, ist weltfremd. Dies wird nicht passieren."
Umweltverbände wollen Luftverkehr begrenzen
Vor dem Konferenzort am Rande des Hamburger Flughafens demonstrierten am Montagmorgen Vertreterinnen und Vertreter von Umweltverbänden wie BUND und Robin Wood. Sie fordern, den Luftverkehr zu begrenzen, indem die Zahl der Starts und Landungen eingeschränkt wird. Und zwar um mindestens 20 Prozent bis 2030. "Der Wachstumskurs des Flugverkehrs gefährdet Deutschlands Klimaziele massiv", sagte Hamburgs BUND-Vorsitzende Sabine Sommer.