DLRG-Bilanz: Mehr Badetote als 2023 - auch in SH
Laut DLRG sind bis Ende Juli 253 Menschen tödlich im Wasser verunglückt, elf davon in Schleswig-Holstein. Das sind insgesamt 35 mehr als im Vorjahreszeitraum. Die meisten Menschen verunglückten an unbewachten Badestellen.
Am Schönberger Strand (Kreis Plön) bilden Ella und Anna in dieser Woche ein unzertrennliches Duo. Die beiden Rettungsschwimmerinnen sind 18 Jahre alt und verbringen bereits zum dritten Mal einen Teil ihrer Sommerferien an der Ostsee. Ella Ziep wohnt in der Nähe von Oldenburg, Anna Klein im Umland von Köln.
Durch die gemeinsamen Dienste auf der Station der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) sind die beiden beste Freundinnen geworden. Während ihrer Zeit am Schönberger Strand leben sie mit 19 weiteren ehrenamtlichen Rettungsschwimmern in einer Gemeinschaftsunterkunft direkt am Deich.
Wachdienste am Strand: Kein Gefühl von Arbeit
Obwohl die Augen der freiwilligen Helferinnen und Helfer jeden Tag zwischen 9 Uhr und 18 Uhr immer aufs Wasser gerichtet sind, empfinden die Rettungsschwimmer ihren Einsatz am Strand nicht als Arbeit. Für Ella ist die Zeit an der Ostsee ein Urlaub mit vielen Freundinnen und Freunden: "Jetzt zu Olympia haben wir abends oft die Schwimmwettkämpfe geguckt und gemeinsam angefeuert. Die Gemeinschaft ist schon sehr stark. Auch neue Leute werden schnell integriert." Ella verbringt eine Woche am Schönberger Strand, Freundin Anna sogar drei Wochen.
An bewachten Stränden deutlich weniger tödliche Unfälle als in anderen Gewässern
Dass die Arbeit von Ella, Anna und ihrer rund 6.000 Kameradinnen und Kameraden die Sicherheit für Badende deutlich erhöht, steht für die DLRG außer Frage. Nach ihrer aktuellen Zwischenbilanz 2024 sind deutschlandweit bis zum 31. Juli 253 Menschen ertrunken, 35 mehr als im gleichen Zeitraum 2023. In Schleswig-Holstein stieg die Zahl von zehn auf elf. Am gefährlichsten ist demnach das Schwimmen in Seen und Flüssen. In diesen Gewässern verzeichnet die DLRG zwei Drittel aller Ertrinkungsfälle. In Nord- und Ostsee ertranken 13 Menschen, zwei davon an der schleswig-holsteinischen Küste. Bei den Unfällen auf dem Meer handelt es sich laut DLRG um Boots- und Wassersportunfälle sowie Badeunfälle früh morgens oder am späten Abend. Zu diesen Zeiten sind die Rettungsstationen nicht besetzt.
Neue Rettungsschwimmerinnen und -schwimmer gesucht
Zuständig für die Besetzung der 44 DLRG-Stationen in Schleswig-Holstein (dazu 27 in Mecklenburg-Vorpommern und neun in Niedersachsen) ist der Zentrale Wasserrettungsdienst Küste. Hier werden die Bewerbungen entgegengenommen und die Freiwilligen an die verschiedenen Standorte verteilt. Die Bewerberinnen und Bewerber können dabei ihre Favoriten angeben. Wer mitmachen möchte, muss mindestens 16 Jahre alt sein, das Rettungsschwimmerabzeichen in Silber haben und bereit sein, mindestens eine Woche auf der Station zu bleiben. Verpflegung und Unterkunft stellt die DLRG, die Anfahrtskosten werden erstattet und es gibt eine kleine Aufwandsentschädigung.
Großer Bedarf an Rettungsschwimmern in der Nebensaison
Der Strandabschnitt Kalifornien/Schönberger Strand ist nicht nur bei Ella und Anna beliebt. Für manche Wochen in der Hauptsaison gab es dreimal so viele Bewerber für die 22 Stellen, berichtet Tjark Kaplan. Er ist der zuständige DLRG-Abschnittsleiter und würde sich freuen, wenn sich die Bewerbungen mehr auf die Vor- und Nachsaison verteilen. Denn da gibt es aktuell noch Lücken.
Und die Dauer, die die Rettungsschwimmer vor Ort bleiben, habe sich in den letzten Jahren verkürzt. Früher sei es für viele leichter machbar gewesen, für zwei Wochen herzukommen, so Kaplan: "Jetzt bleiben die meisten eine Woche, was es in der Planung für uns schwieriger macht, weil wir jede Woche einen Wachwechsel haben."
Mehr Aufgaben als Lebensrettung
Dass die Rettungsschwimmer am Schönberger Strand Menschen, die zu ertrinken drohen, aus dem Wasser holen, kommt nur selten vor. Meistens kümmern sich die Helfer um kleinere Schnittverletzungen oder unterstützen Badegäste, die Hautkontakt zu Feuerquallen hatten. Um für einen großen Einsatz vorbereitet zu sein, üben die Freiwilligen regelmäßig die Wasserrettung. Und das nach eigenen Angaben hochmotiviert. Für Ella und Anna wird die dritte Saison am Schönberger Strand definitiv nicht die letzte gewesen sein. Im nächsten Sommer möchten die Freundinnen wiederkommen.