Chance für Werften? Jeweils ein Interessent für FSG und Nobiskrug
Die Chancen für die insolventen Werften in Flensburg und Rendsburg stehen gut. Vor einem Neustart müssen die Beschäftigten aber in eine Transfergesellschaft wechseln.
Auswahl besteht keine mehr. Nach der Insolvenz von FSG-Nobiskrug Mitte Dezember haben zwar mehrere Interessenten die Werften besichtigt. Für jeden Standort ist aber nur ein Kandidat übriggeblieben. Es seien große deutsche Unternehmen mit Erfahrung für Werften und Stahlbau, berichteten am Freitag die vorläufigen Insolvenzverwalter Christoph Morgen und Hendrik Gittermann in Rendsburg (Kreis Rendsburg-Eckernförde). Dort trafen sie sich mit Ministerpräsident Daniel Günther, Wirtschaftsmister Claus Ruhe Madsen (beide CDU) sowie Betriebsräten und IG Metall.
Insolvenzverwalter optimistisch
Aller Voraussicht nach werden beide Standorte nach drei gemeinsamen Jahren künftig wieder getrennte Wege gehen. Gittermann und Morgen zeigten sich dabei optimistisch, dass es weitergehe. Bereits kurz vor Weihnachten hatten sie allerdings deutlich gemacht, dass der Zeitplan zu knapp sei. Das Insolvenzgeld läuft am 31. Januar aus. "Den Betrieb erstmal hochzufahren, das wird Zeit dauern und es wird Geld kosten," stellt Gittermann fest. Die mangelhafte Buchführung erschwere es den Investoren, einzuschätzen, worauf sie sich einlassen.
Belegschaft wird voraussichtlich kleiner
Als Übergangslösung wird jetzt eine Transfergesellschaft vorbereitet. Die Transfergesellschaft soll bis zu vier Monate lang bestehen. Dort bekommen die Beschäftigen 80 Prozent ihres bisherigen Nettogehalts ausgezahlt. Bis alles unter Dach und Fach ist, würde die Belegschaft dort qualifiziert werden, damit sich niemand arbeitslos melden muss. In der letzten Januarwoche stehen alle 480 Beschäftigten voraussichtlich vor der Entscheidung, ob sie dieses Angebot annehmen. Die Insolvenzverwalter setzen darauf, dass die künftigen Eigentümer der Werften die Transfergesellschaft finanzieren. Die bittere Pille für Betriebsrat und Gewerkschaft: Voraussichtlich können nicht alle ihren Job behalten.
Fährbau in Flensburg möglichst noch im Februar
Wartungsarbeiten, TÜV und Versicherungsschutz stehen zunächst auf der To-Do-Liste. Im Frühjahr soll der Werftenbetrieb wieder anlaufen. Möglichst noch im Laufe des Februars könnte in Flensburg an der Fähre für die Reederei SeaRoad weitergearbeitet werden. Die Australier wollen in der kommenden Woche nach Flensburg kommen und mit dem designierten neuen Eigentümer darüber verhandeln.
Nobiskrug könnte weiter Jachten bauen
Gittermann hält es für wahrscheinlich, dass in Rendsburg weiterhin Luxusjachten gebaut werden. Hier liegt ein halb fertiges Schiff in einer Halle. Beide Standorte könnten aber künftig auch Zulieferungen übernehmen. Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) nannte den Offshore-Konverter-Bau für Windparks auf Nord- und Ostsee sowie den Marineschiffbau als Option.
Wirtschaftliche Perspektive entscheidend für staatliche Hilfen
Günther sicherte die Unterstützung der Landesregierung zu. Staatliche Hilfen könnten erst gewährt werden, wenn die Werften wieder eine gute wirtschaftliche Perspektive vorweisen könnten, so Günther. Daran könne sich die Investitionsbank des Landes beteiligen. Zugleich erwarte er, dass die Mitarbeiter noch einige schwere Monate vor sich haben.
Windhorst kooperiert offenbar
Der bisherige Eigentümer, Lars Windhorst, spielt bei all dem nur noch eine untergeordnete Rolle. Offiziell ist er immer noch Geschäftsführer beider Standorte. Er kooperiere bei den Formalien zum Start der Transfergesellschaft und lege dem Neustart damit keine Steine in den Weg, berichteten die Insolvenzverwalter.