Brokstedt-Prozess: Täter soll seltsamen, wütenden Blick gehabt haben
Vor dem Landgericht Itzehoe haben drei weitere Zeugen geschildert, wie sie den Angreifer und Verletzte gesehen haben. Auch, wenn die Erinnerungen schon nachgelassen haben, berichteten sie: Der Angreifer habe aufgerissene Augen und einen seltsamen, wütenden Blick gehabt.
Ein 24-jähriger Hamburger ist an diesem Tag der erste Zeuge im Brokstedt-Prozess. Als er am 25. Januar in Kiel den Regionalzug betrat, um nach Hause zu fahren, nahm er im Oberdeck des ersten Waggons Platz. Er las nach eigenen Angaben ein Buch, bis er von einem bestimmten Geräusch abgelenkt wurde. Dem Richter sagt er, es habe so geklungen, als hätte eine Person mit einem Messer auf eine andere eingestochen. Dieses Geräusch kenne er aus einem Videospiel.
Der Zeuge drehte sich um und sah, wie jemand auf "irgendetwas" einstach. Sofort warf der 24-Jährige sein Buch weg und rannte aus dem Zug. Auf die Frage des Richters, welchen Eindruck der mutmaßliche Täter auf ihn machte, sagt der Zeuge: Wütend, wie in Rage. An das Aussehen, die genauen Bewegungsabläufe, die Person, auf die eingestochen wurde - daran kann sich der Zeuge nicht mehr genau erinnern.
Jugendliche warnten vor Messerangriff
Der nächste Zeuge war an diesem 25. Januar beruflich in Kiel und wollte ebenfalls mit der Bahn nach Hause fahren. Der 35-jährige Neu Wulmstorfer saß am besagten Tag in einem der Waggons im Oberdeck und berichtet von Jugendlichen, die plötzlich aus einem anderen Abteil gestürmt kamen, und so etwas wie "Messer" und "Polizei" geschrien hätten. Wenig später habe er eine Frau mit Schnittverletzungen auf dem Bahnsteig gesehen. Dann habe er den Täter im Zug mit einem blutigen Messer in der Hand gesehen.
Ein weiterer Zeuge aus Glinde (Kreis Stormarn) sagt aus, er habe sich in der Bahn mit dem Schaffner unterhalten. Dann seien zwei Mädchen ins Abteil gekommen und hätten geschrien: "Da ist ein Messerstecher unterwegs." Zuerst habe der Mann die Mädchen gar nicht ernst genommen, bis er eine blutverschmierte Frau auf dem Bahnsteig gesehen habe. Daraufhin sei er aus dem Zug gelaufen. Den Angeklagten will er wenig später aus dem Zug stolpern gesehen haben. Er habe ihn angeguckt. Der mutmaßliche Angreifer soll dabei weit aufgerissene Augen gehabt haben.
Haftbeschwerde laut Verteidiger noch nicht beim Oberlandesgericht
Der Angeklagte, Ibrahim A., saß während der Aussagen am Montag tief versunken in seinem Stuhl. Zeitweise starrte er auf die Tischplatte oder gegen die Decke. Sein Verteidiger hatte vor Gericht die Verlegung seines Mandanten in eine psychiatrische Einrichtung gefordert. Das wurde nicht genehmigt. Der Anwalt von Ibrahim A. hatte daraufhin angekündigt, Beschwerde beim Oberlandesgericht in Schleswig einzureichen. Das sei aber noch nicht geschehen.
Das Gericht hat bisher Verhandlungstermine bis kurz vor Weihnachten angesetzt. Ob es dann auch ein Urteil geben wird, kann das Gericht laut Sprecherin noch nicht abschätzen.