Prozess um Messerattacke von Brokstedt: Zeuge berichtet von Kampf mit Angeklagten
Vor dem Landgericht Itzehoe haben am Freitag weitere Zeugen der tödlichen Messerattacke im Regionalzug bei Brokstedt ausgesagt. Ein sehr junger Zeuge schilderte, wie er den Angeklagten im Kampf entwaffnete.
Ein 21 Jahre alter Auszubildender ist am Freitagmorgen der erste Tat-Zeuge vor dem Landgericht Itzehoe. Dort wurden am Freitag weitere Zeugen der tödlichen Messerattacke im Regionalzug bei Brokstedt (Kreis Steinburg) vernommen. Neben dem Zeugen sitzt der Angeklagte Ibrahim A. Er wirkt hibbelig, schaut sich die Zeugen, die Zuschauer, das Gericht, die Nebenkläger an. Mal bewegt er sich in den Hand- und Fußschellen auf seinem Stuhl kurz vor und zurück - mal blickt er etwas teilnahmslos in die Runde, an die Decke oder nach unten. Sein Dolmetscher übersetzt die Worte des Gerichts und des Zeugen. Der holt Luft und berichtet, wie er den Angeklagten im Kampf entwaffnete. Er gibt an, von mehreren Messerstichen des Angeklagten in Kopf, Gesicht sowie seinen Körper getroffen worden zu sein.
Angeklagter steht plötzlich mit blutigem Messer vor ihm
Er sei auf der Suche nach einem Notfallkoffer für eine verletzte Frau im Zug plötzlich auf den Angeklagten getroffen, sagt der Zeuge. Hinter einer Trennscheibe zwischen zwei Wagen steht er plötzlich vor ihm. Der Angeklagte habe sich mit einem blutverschmierten Messer in der Hand zu ihm umgedreht und sei ohne Zögern auf ihn losgegangen, sagt der 21-Jährige. "Er war äußerst aggressiv und wollte mich so viel und so schlimm verletzen, wie es nur geht." Er selbst sei zurückgewichen und habe versucht, sich mit erhobenen Armen so gut wie möglich zu verteidigen. Der Angeklagte habe nicht gezögert und sofort zugestochen.
Der Angeklagte und der Zeuge ringen im schmalen Gang des Zuges
Er selbst habe instinktiv gehandelt, schildert der junge Mann. Während des Gerangels im Gang habe er beide Arme des Angreifers festhalten können. Dabei habe sein Gegner das Messer verloren. "Ich glaube, dass ich stärker und fitter war, deshalb ist es so ausgegangen", so der Zeuge.
Nach dem das Messer weg war soll der Angeklagte zugebissen haben
Er selbst sei bei der Attacke weiter zurückgedrängt worden, berichtet der Zeuge, hatte demnach schließlich die Zugtür im Rücken. Der Angeklagte habe weiter angegriffen und ihm in die Nase gebissen. Das Messer lag aber bereits so hinter dem Zeugen, dass der Angeklagte nicht mehr herankommen konnte. Schließlich sei ein Fahrgast hinzugekommen, berichtet der 21-Jährige weiter. Daraufhin habe der Angreifer von ihm abgelassen. Ein weiterer Zeuge sagt später aus, der hinzugeeilte Fahrgast habe das Messer in einen Abfallbehälter außerhalb des Zuges geworfen.
Der Angeklagte steigt aus und wird von mehreren Personen umzingelt
Der Angeklagte sei dann ausgestiegen und von mehreren Personen umringt worden, so dass er unter Kontrolle gewesen sei. Erst als er selbst aufsteht, merkt der 21-Jährige, dass er verletzt ist und stark blutet. Er habe dann seinen Pullover ausgezogen und auf die Wunde gedrückt, ein Polizist und später Rettungssanitäter hätten ihm geholfen.