Brokstedt-Prozess: Letzte Zeugenvernehmungen vor Sommerpause
Am achten Prozesstag gegen den mutmaßlichen Messerangreifer von Brokstedt sind am Montag (31.7.) weitere Zeuginnen gehört worden. Zwei junge Frauen schilderten vor dem Landgericht Itzehoe ihre Sicht der Ereignisse in dem Regionalzug.
Am Mittag erzählte eine 30-jährige Frau aus Kiel, dass sie damals in dem Zug saß, um zu einer Fortbildung nach Köln zu fahren. Doch dann kam alles anders. In Höhe Brokstedt im Kreis Steinburg habe sie die lauten Schreie einer Frau gehört. Die Zeugin beschrieb diese Schreie als quälend. Dann hatte sie laut Aussage einen Mann mit einem Messer in der Hand gesehen - offenbar den mutmaßlichen Täter Ibrahim A. Der saß am Montag mit Hand- und Fußfesseln ebenfalls im Gerichtssaal und nur wenige Meter neben ihr. Sie konnte oder wollte ihn nicht ansehen.
Zeugin wollte Verbandsmaterial für Opfer besorgen
Eine halbe Stunde später sagte eine 23 Jahre alte Psychologie-Studentin aus Bad Bramstedt (Kreis Segeberg) aus, die auch an dem Tag in dem besagten Zug gesessen hatte. Auch sie berichtete von lauten Schreien und von einer Frau mit einer Verletzung am Hals, die sie dann später am Bahnsteig wieder getroffen hatte. Sie habe sie zusammen mit anderen Fahrgästen zu einem Supermarkt in Brokstedt begleitet, um dort Verbandsmaterial zu besorgen.
Verteidiger fordert geschlossene Psychiatrie statt Gefängnis
Der 34 Jahre alte Angeklagte wirkte am Montag vor Gericht müde, gähnte ständig, schloss die Augen und stütze seinen Kopf immer wieder mit den Händen auf dem Tisch ab. Sein Anwalt verfolgt nach eigenen Angaben weiterhin das Ziel, dass der mutmaßliche Täter in einer geschlossenen Psychiatrie und nicht im Gefängnis untergebracht wird. Die Staatsanwaltschaft hält ihn für voll schuldfähig. Am Dienstag und in den kommenden Tagen sollen im Prozess unter anderem Urkunden gesichtet und möglicherweise Notrufe angehört werden. Ein Urteil wird frühestens Ende Dezember erwartet.
Der Angeklagte soll Ende Januar dieses Jahres laut Staatsanwaltschaft in dem Regionalzug zwei Menschen getötet und mehrere teils lebensgefährlich verletzt haben. Bisher haben mehr als 20 Zeuginnen und Zeugen ausgesagt.