Brandgefährlich: Wenn Akkus in den Hausmüll wandern
Lithium-Akkus stecken in Handys, E-Zigaretten oder Elektro-Fahrrädern. Weil sie immer häufiger im normalen Hausmüll entsorgt werden, kommt es in Schleswig-Holstein vermehrt zu Bränden auf Deponien und in Müllfahrzeugen.
Es passiert mitten in einem Wohngebiet im Kreis Ostholstein: Markus Schwartz und seine Kollegen sind mit dem Müllwagen unterwegs und entleeren Tonnen, die an der Straße stehen. Plötzlich riecht es verbrannt. Dann der Schock: Hinten im Müllwagen brennt es. Was tun? Schwartz schießen die Fragen durch den Kopf: "Macht man jetzt alles richtig? Wo kippt man ab, wo kippt man nicht ab?" Panik kommt in ihm hoch, wie der Müllwerker beschreibt. Denn es könnte ja passieren, "dass der ganze Lkw abbrennt und man nicht mehr rauskommt." Sie müssen schnell handeln. Schwartz und seine Kollegen alarmieren die Feuerwehr und finden einen Platz, wo sie den Müll abkippen. So verhindern sie am Ende Schlimmeres.
Akkus entzünden sich selbst
Ursache für diesen und andere Brände sind falsch entsorgte Lithium-Akkus. Denn Lithium ist ein Metall, das sehr leicht brennen kann. Deshalb dürfen Akkus auch nicht im normalen Hausmüll entsorgt werden. Wenn dieser nämlich im Müllwagen oder später in der Müllpresse gequetscht wird, können sich die Akkus selbst entzünden. Und genau das komme immer wieder vor, ärgert sich Rainer Korten vom Entsorgungsunternehmen Zweckverband Ostholstein (ZVO). "Wir finden die Akkus mittlerweile immer häufiger im Altpapier, in der Restmülltonne, in der gelben Tonne oder im Sperrmüll", sagt Korten. "Ich denke, dass sehr viele Bürger einfach nicht wissen, wie gefährlich diese Akkus eigentlich sind."
Abfallunternehmen: "Bitte abgeben!"
Der Betriebsleiter ruft alle Haushalte auf: Wer Akkus oder Geräte, in denen Lithium enthalten ist, entsorgen möchte, solle sie auf dem Recyclinghof abgeben. Das sei sicher und kostenfrei. Übrigens: Auch Elektro-Märkte, die Akkus oder Akku-Geräte verkaufen, müssen diese zurücknehmen.
Wie gefährlich es sein kann, zum Beispiel E-Bike-Akkus oder akkubetriebene Staubsaugroboter in den Hausmüll zu werfen, zeigt die hohe Zahl an dadurch ausgelösten Bränden in Schleswig-Holstein: Immer wieder entzünden sich Akkus, zum Beispiel in Müllfahrzeugen. Das berichten etwa die Abfallwirtschaften Südholstein und Dithmarschen. Der Wegezweckverband Segeberg zählte zudem schon mehrere Containerbrände. Und beim Zweckverband Ostholstein sorgten falsch entsorgte Energiespeicher unter anderem für zwei größere Brände auf dem Recyclinghof in Neuratjensdorf.
ZVO hofft auf Einsicht und Pfandsystem
Immer öfter würden Lithium-Akkus einfach in die Mülltonne geworfen, weiß Rainer Korten vom ZVO. Das liege vor allem auch daran, dass die Zahl an akkubetriebenen Geräten in unseren Haushalten stetig zunehme: Elektrowerkzeuge, Rasenmäher, E-Zigaretten, Handys, Laptops, E-Roller und -Fahrräder sowie Spielzeuge und sogar blinkende Kinderschuhe. Nach Schätzungen der Bundesregierung werden in Deutschland in diesem Jahr knapp 50.000 Tonnen alte Akkus entsorgt. 2030 werden es demnach voraussichtlich schon sechsmal so viel sein, nämlich 300.000 Tonnen. Und damit könnte auch die Brandgefahr steigen, fürchten die Entsorgungsunternehmen.
Der Zweckverband Ostholstein fordert deshalb, dass sich die Politik für ein Pfandsystem für Lithium-Akkus einsetzen soll. Das würde nach Überzeugen des ZVO die Verbraucher stärker sensibilisieren und den finanziellen Anreiz schaffen, gebrauchte Akkus bei den dafür vorgesehenen Stellen abzugeben, anstatt sie aus Bequemlichkeit in die heimische Tonne zu werfen.