Blauzungenkrankheit: Ministerium rät zur Impfung bei Tieren
Immer mehr Kreise in Schleswig-Holstein sind von der Blauzungenkrankheit betroffen. Nun ruft das Bundeslandwirtschaftsministerium die Landwirte dazu auf, ihre Tiere zügig gegen die Krankheit zu impfen.
Seit dem Herbst vergangenen Jahres breitet sich die für Tiere gefährliche Blauzungenkrankheit (BTV3) in Mitteleuropa aus. Am 8. August hatte das Landwirtschaftsministerium mitgeteilt, dass das Virus erstmals in Schleswig-Holstein nachgewiesen wurde. Seitdem sind positive Befunde aus insgesamt 21 Tierhaltungen im Land beim Landwirtschaftsministerium eingegangen. Das teilte das Ministerium am Mittwoch mit. Demnach sind sowohl Rinder- als auch Schafhaltungen betroffen. Festgestellt wurde die Krankheit in den Kreisen Steinburg, Nordfriesland, Schleswig-Flensburg, Stormarn, Dithmarschen, Pinneberg sowie Herzogtum Lauenburg.
Das Bundeslandwirtschaftsministerium ruft Landwirte dazu auf, Rinder und Schafe schnellstmöglich gegen die Blauzungenkrankheit zu impfen. Laut Ministerium hat die Impfung in den Niederlanden und in Belgien erste Erfolge erzielt.
Auch Land und Bauernverband raten zur Impfung
Die Staatssekretärin im Landwirtschaftsministerium, Anne Benett-Sturies appelliert an die Tierhalter, ihre Bestände aufmerksam zu beobachten und Tiere impfen zu lassen. "Diese Impfung ist der einzig wirksame Schutz gegen den Eintrag der Blauzungenkrankheit in die Tierbestände", so Benett-Sturies. Zwar verhindere die Impfung nicht sicher die Infektion der Tiere. Sie verringere oder verhindere aber klinische Symptome und die Anzahl der Todesfälle bei den infizierten Tieren. Die Landesregierung unterstützt die tierhaltenden Betriebe bei der Impfung.
Auch der Bauernverband Schleswig-Holstein unterstreicht die Wichtigkeit der Impfung. "Der beste Schutz für alle Betriebe ist tatsächlich, wenn sie jetzt versuchen, möglichst schnell alle ihre Tiere durchzuimpfen", sagte Claas Petersen, Referent für Milch beim Verband.
Virus für Menschen nicht gefährlich
Wie viele Tiere genau sich derzeit im Land angesteckt haben, ist noch unklar. Es sind vor allem Schafe und Rinder, die sich mit der sogenannten Blauzungenkrankheit infizieren. Doch auch Ziegen, Alpakas, Lamas und Wildwiederkäuer können sich anstecken. In Deutschland hat die Ausbreitung im Sommer 2024 an Fahrt aufgenommen. Laut Ministerium konnte es bislang in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Bremen, Hessen, Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein nachgewiesen werden. Am Mittwoch wurden laut dem Amt für Verbraucherschutz auch in Hamburg zwei Tiere mit der Krankheit entdeckt.
Das Landwirtschaftsministerium betont, dass für Menschen keine Gefahr besteht - der Verzehr von Fleisch- und Milchprodukten bleibe unbedenklich. Im Kreis Schleswig-Flensburg waren in der vergangenen Woche laut Kreisveterinäramt zwei positiv auf die Blauzungenkrankheit getestete Rinder geschlachtet worden.
Schwerwiegende Folgen für Tierhalter
Doch für Tierhalter in Schleswig-Holstein hat das Auftreten der Erkrankung weitreichende Folgen: Der Transport von empfänglichen Tieren wie Rindern und Schafen in andere EU-Staaten oder in Bundesländer, in denen der Erreger bisher nicht nachgewiesen wurde, ist nun stark eingeschränkt.
Benett-Sturies vom Landwirtschaftsministerium, sieht für die Betriebe eine "erhebliche wirtschaftliche Betroffenheit". Wertvolle Zuchttiere könnten nicht mehr exportiert werden, so die Staatssekretärin im Gespräch mit NDR Schleswig-Holstein.
Bauernverband befürchtet weitere Ausbreitung der Seuche
Der Bauernverband beschäftigt sich nach eigenen Angaben schon länger damit, dass sich die Krankheit in Schleswig-Holstein ausbreitet. Und es könnte noch schlimmer kommen, sagte Petersen weiter: "Wir müssen aber davon ausgehen, dass es möglicherweise weitere Kreise gibt, in denen diese Krankheiten auch in den nächsten Tagen nachgewiesen werden wird."
In Schleswig-Holstein gibt es nach Angaben des Bauernverbands mehr als 6.600 Rinderhaltungsbetriebe und 920 Schafhaltungsbetriebe. Die Landwirte seien jetzt von der Meldung aufgeschreckt worden. Viele von ihnen würden nun wegen der Transportbeschränkungen finanzielle Einbußen befürchten, vermutet Petersen.
Halter sollen Veterinäramt bei Auffälligkeiten informieren
Tierhalterinnen und Tierhalter, die bei ihren Tieren folgendes beobachten, sollten die Auffälligkeiten tierärztlich abklären lassen und ihr zuständiges Veterinäramt informieren:
- Fieber
- Fressunlust
- Milchrückgang
- gestörtes Allgemeinbefinden
- gerötete Schleimhäute
- Speichelfluss
- Schwellungen von Kopf, Zunge und Lippen
- Entzündungen der Euter- oder Klauenhaut
- vermehrte Todesfälle
Um Fragen rund um die Blauzungenkrankheit zu beantworten, hat das Landwirtschaftsministerium ein Bürgertelefon eingerichtet. Die Rufnummer (0431) 988 7100 ist von Montag bis Freitag von 9 bis 15 Uhr erreichbar.