Blauzungenkrankheit in Schleswig-Holstein: Weitere Kreise betroffen
Die für Tiere gefährliche Blauzungenkrankheit breitet sich deutschlandweit aus - und ist nun auch in Schleswig-Holstein angekommen. Nachdem das Landwirtschaftsministerium gestern über Fälle in Steinburg, Nordfriesland und Schleswig-Flensburg informiert hatte, wurde das Virus nun auch in Stormarn und Dithmarschen nachgewiesen.
In Stormarn sind zwei unterschiedliche Betriebe betroffen. Ein Jungrind und eine Milchkuh haben sich mit dem Virus infiziert. Nach Angaben des Kreises wurden die Tiere von ihren Artgenossen getrennt und in einen Stall gebracht. Dort werden sie jetzt mit Salben und Medikamenten behandelt, bis sie wieder gesund sind. Getötet werden müssen sie nicht.
Anders im Kreis Schleswig-Flensburg: Dort waren gestern zwei Rinder positiv auf die Blauzungenkrankheit getestet worden, die gerade aus Niedersachsen nach Schleswig-Holstein gebracht wurden. Laut Kreisveterinäramt wurden die beiden Tiere geschlachtet. Statistisch zählen die Tiere deshalb zu Schleswig-Holstein, infiziert haben sie sich demnach aber vermutlich in Niedersachsen.
Virus für Menschen nicht gefährlich
Wie viele Tiere derzeit insgesamt im Land sich angesteckt haben, ist noch unklar. Es sind vor allem Schafe und Rinder, die sich mit der sogenannten Blauzungenkrankheit infizieren. Doch auch Ziegen, Alpakas, Lamas und Wildwiederkäuer können sich anstecken. Seit dem Herbst vergangenen Jahres breitet sich das Virus BTV-3 in Mitteleuropa aus. Nach Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Bremen, Hessen und Rheinland-Pfalz haben Untersuchungen des Friedrich-Loeffler-Instituts ergeben, dass es jetzt auch erste Fälle in Schleswig-Holstein gibt.
Das Landwirtschaftsministerium betont, dass für Menschen keine Gefahr besteht - der Verzehr von Fleisch- und Milchprodukten bleibe unbedenklich.
Schwerwiegende Folgen für Tierhalter
Doch für Tierhalter in Schleswig-Holstein hat das Auftreten der Erkrankung weitreichende Folgen: Der Transport von empfänglichen Tieren wie Rindern und Schafen in andere EU-Staaten oder in Bundesländer, in denen der Erreger bisher nicht nachgewiesen wurde, ist nun stark eingeschränkt.
Die Staatssekretärin im Landwirtschaftsministerium, Anne Benett-Sturies, sieht für die Betriebe eine "erhebliche wirtschaftliche Betroffenheit." Wertvolle Zuchttiere könnten nicht mehr exportiert werden, so die Staatssekretärin im Gespräch mit NDR Schleswig-Holstein.
Land und Bauernverband raten zur Impfung
Benett-Sturies appelliert an die Tierhalter, ihre Bestände aufmerksam zu beobachten und Tiere impfen zu lassen. "Diese Impfung ist der einzig wirksame Schutz gegen den Eintrag der Blauzungenkrankheit in die Tierbestände", so Benett-Sturies. Zwar verhindere die Impfung nicht sicher die Infektion der Tiere. Sie verringere oder verhindere aber klinische Symptome und die Anzahl der Todesfälle bei den infizierten Tieren. Die Landesregierung unterstützt die tierhaltenden Betriebe bei der Impfung.
Auch der Bauernverband Schleswig-Holstein unterstreicht die Wichtigkeit der Impfung. "Der beste Schutz für alle Betriebe ist tatsächlich, wenn sie jetzt versuchen, möglichst schnell alle ihre Tiere durchzuimpfen", sagte Claas Petersen, Referent für Milch beim Verband.
Bauernverband befürchtet weitere Ausbreitung der Seuche
Der Bauernverband beschäftigt sich nach eigenen Angaben schon länger damit, dass sich die Krankheit in Schleswig-Holstein ausbreitet. Und es könnte noch schlimmer kommen, sagte Petersen weiter: "Wir müssen aber davon ausgehen, dass es möglicherweise weitere Kreise gibt, in denen diese Krankheiten auch in den nächsten Tagen nachgewiesen werden wird."
In Schleswig-Holstein gibt es nach Angaben des Bauernverbands mehr als 6.600 Rinderhaltungsbetriebe und 920 Schafhaltungsbetriebe. Die Landwirte seien jetzt von der Meldung aufgeschreckt worden. Viele von ihnen würden nun wegen der Transportbeschränkungen finanzielle Einbußen befürchten, vermutet Petersen.
Halter sollen Veterinäramt bei Auffälligkeiten informieren
Tierhalterinnen und Tierhalter, die bei ihren Tieren folgendes beobachten, sollten die Auffälligkeiten tierärztlich abklären lassen und ihr zuständiges Veterinäramt informieren:
- Fieber
- Fressunlust
- Milchrückgang
- gestörtes Allgemeinbefinden
- gerötete Schleimhäute
- Speichelfluss
- Schwellungen von Kopf, Zunge und Lippen
- Entzündungen der Euter- oder Klauenhaut
- vermehrte Todesfälle
Um Fragen rund um die Blauzungenkrankheit zu beantworten, hat das Landwirtschaftsministerium ein Bürgertelefon eingerichtet. Die Rufnummer (0431) 988 7100 ist von Montag bis Freitag von 9 bis 15 Uhr erreichbar.
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