Industriemechaniker: Die erste große Hürde
Fünf Autoren begleiten fünf Auszubildende in fünf Branchen: In einer langfristig angelegten Serie berichtet NDR Schleswig-Holstein über junge Menschen, die ins Berufsleben starten. Mitten im zweiten Jahr ziehen die Auszubildenden im vierten Teil der Serie Bilanz.
Konzentriert schaut Niklas Hohmann auf eine Metallplatte mit kleinen technischen Apparaturen. Sein Ausbilder Marcel Seling hält einen Schaltplan auf Papier daneben. "Das ist eine pneumatische Steuerung", sagt er. "Pneumatik ist der Einsatz von Druckluft in technischen Geräten - ähnlich wie die Hydraulik, die nicht mit Druckluft, sondern mit Flüssigkeiten arbeitet", erklärt Seling. Der Ausbilder bereitet Hohmann auf die erste Zwischenprüfung vor. Seit gut eineinhalb Jahren absolviert der 18-Jährige eine Ausbildung als Industriemechaniker bei der Firma Visiconsult in Stockelsdorf (Kreis Ostholstein). Das Unternehmen fertigt Röntgenanlagen für die Industrie. Mit den Geräten werden Fertigungsteile auf Einschlüsse oder Risse untersucht.
Ausbilder: Schwerer als die Abschlussprüfung
"Die Zwischenprüfung wird ein harter Brocken", weiß Hohmann. Sie gehe zu 40 Prozent in die Endnote mit ein. "Die ist eigentlich schwerer als die Abschlussprüfung", stimmt ihm Seling zu. Der Azubi wisse nicht, was auf ihn zukommen. Das sei bei der Abschlussprüfung anders. "Da ist die Aufgabenstellung bekannt und Niklas kann sich gezielt darauf vorbereiten", sagt der 27-Jährige.
Mehrtägige Prüfung in Theorie und Praxis
Der Termin für die Zwischenprüfung ist in wenigen Wochen. Dort fragen die Prüfer auch die Grundlagen wie Drehen, Fräsen, Feilen und Bohren ab. "Die sitzen inzwischen ganz gut", glaubt der 18-Jährige. Ein bisschen nervös sei er trotzdem. Nicht ohne Grund. Die Prüfung dauert drei Tage - insgesamt acht Stunden Praxis und 90 Minuten Theorie. "Das ist die erste große Hürde", meint Ausbilder. Er sei aber zuversichtlich, dass sein Schützling die Aufgaben gut meistere.
Schulnoten könnten besser sein
Nach der Vorbereitung auf die Zwischenprüfung am Vormittag, arbeitet Hohmann am Nachmittag an einer Röntgenanlage. Er schraubt an einer Einschub-Vorrichtung, auf der die Fertigungsteile später zum röntgen in die Maschine eingezogen werden. "Die Ausbildung macht immer mehr Spaß", erzählt Hohmann. Es gehe jetzt nicht nur darum, an Übungsteilen zu arbeiten, er dürfe jetzt ganze Anlagen zusammenschrauben.
"Die Arbeit an den Röntgenanlagen ist fordernd, man darf sich keine Fehler erlauben, sonst beschwert sich später der Kunde", beschreibt der 18-Jährige seine Arbeit. Freude bereitet ihm vor allem das Praktische. Mit seinen Schulnoten ist er noch nicht so ganz zufrieden. "Viele Dreien, da kann ich noch besser werden", meint Hohmann selbstkritisch.
Reise ins Ausland als Auszeichnung
"Niklas schlägt sich vor allem praktisch sehr gut. Wir sind mit seiner Arbeit hier im Betrieb zufrieden", meint Seling. Deshalb dürfe er demnächst auch mit Kollegen nach Frankreich reisen und dort eine Anlage beim Kunden aufbauen. Der 19-Jährige freut sich bereits riesig auf den Auslandseinsatz. "Das machen wir nur mit Azubis, denen wir absolut vertrauen", lobt Seling. Es sei eine besondere Auszeichnung für Hohmann.
Nach eineinhalb Jahren Ausbildung ist der 18-Jährige weiter mit viel Begeisterung dabei. Wie viel er tatsächlich gelernt hat, muss er Mitte April bei seiner Zwischenprüfung unter Beweis stellen.