Autonomer Traktor in SH vorgestellt - ohne Bauer, aber mit KI
Auf Gut Helmstorf im Kreis Plön hat der Robo-Traktor die ganze Nacht durchgeackert. Es ist der erste und bisher einzige Schlepper mit Zulassung für autonome Arbeit. Eine Erfindung so bahnbrechend wie der Melkroboter?
Kein Sitz, kein Lenkrad: Der AGBot 5.115 fährt autonom über den Acker. Gesteuert wird er von künstlicher Intelligenz, die lediglich die Feldränder und Hindernisse als Eingabe erhält. Die Route berechnet die Maschine selbst, Hindernisse erkennt sie mithilfe eines Systems aus verschiedenen Sensoren. Eine dauerhafte menschliche Überwachung? Nicht nötig. In Schleswig-Holstein war es der erste Großeinsatz für eine derartige Technologie.
Autonomer Traktor bald Standard?

"Der, der die Fehler macht, sitzt vorm Computer", scherzt ein Landwirt - denn auf dem AGBot gibt es gar keinen Sitzplatz mehr. Auch Gutsverwalter Carsten Kock glaubt an das Potenzial der neuen Technik: "Ich vergleich das immer mit dem Melkroboter. Als der vor 20 Jahren kam, haben viele gesagt: Das ist Spielerei. Heute aber ist das Standard."
Tatsächlich könnte die Neuentwicklung vielen Betrieben helfen, sowohl gegen Personalmangel als auch gegen hohe Lohnkosten. "Wenn das Ding 24 Stunden durchfahren kann, ist das ein riesiges Einsparpotenzial", bringt es ein Landwirt auf den Punkt. Ganz ersetzen werde der Roboter den Menschen nicht, aber er könne mühsame und zeitintensive Arbeiten übernehmen. "Ein Mensch fährt nicht besser, das muss man ganz ehrlich sagen", meint Kock. Der Traktor wisse genau, was zu tun sei, er arbeite exakt und ausdauernd.
Arbeitsaufträge per Smartphone-App aufs Feld
Enwickelt wurde er von einem Start-up in den Niederlanden. Und er ist laut Lasse Clausen vom Landwirtschaftsausrüster Agravis bislang das einzige Gerät mit Zulassung für einen autonomen Einsatz in Deutschland. Die Technik sei gar nicht neu: Raupenfahrwerk, diesel-elektrischer Antrieb und Sensoren, wie sie auch in der Automobilindustrie genutzt werden.
Und doch unterscheidet sich der AGBot optisch deutlich vom klassischen Traktor, eben vor allem durch das fehlende Führerhaus. Der Schlepper ist mit einer Cloud verbunden. Per Smartphone oder PC können Landwirtinnen und Landwirte Arbeitsaufträge direkt an das Gerät auf dem Feld schicken. Eine ständige Überwachung ist nicht nötig.
Mit Ultraschall und Radar erkennt der Traktor seine Umgebung. Ein Sicherheitsbügel an der Front stoppt die Maschine, sobald ein Hindernis - etwa ein Mensch oder ein Tier - berührt wird. "Dann müssen wir raus aufs Feld", sagt Clausen. Denn diese Notaus-Funktion muss vor der Weiterfahrt manuell zurückgesetzt werden.
Keine Straßenzulassung
Für den autonomen Einsatz gelten feste Vorschriften: Die Arbeitsbreite darf aktuell maximal drei Meter betragen. Breitere Geräte können zwar angekoppelt werden, dann ist jedoch eine Beaufsichtigung durch eine Person vorgeschrieben. Für den Straßenverkehr ist der Traktor nicht zugelassen. Muss er den Standort wechseln, wird er auf einem Tieflader transportiert.
Lohnt sich der vergleichweise hohe Preis?
Rund 350.000 Euro kostet der KI-gesteuerte Traktor, inklusive drei Jahren Wartung. Ein vergleichbarer konventioneller Schlepper ist etwa halb so teuer. Trotzdem sehen viele Landwirtinnen und Landwirte in der neuen Technologie eine Investition in die Zukunft. "Ich denke, in zehn Jahren wird es immer noch ganz normale Traktoren geben", sagte ein Besucher der Vorführung auf Gut Helmstorf, "aber autonome Maschinen wie dieser Traktor werden auf vielen Feldern langfristig ganz selbstverständlich dazugehören."
